
20 Minuten stellt tägliche Printausgabe ein
Baseljetzt
20 Minuten will sich stärker auf das Digitalgeschäft fokussieren. Wie die Zeitung am Dienstag mitteilt, wird die tägliche Printausgabe per Ende 2025 eingestellt. 80 Stellen könnten damit wegfallen.
Nach 26 Jahren geht die Zeit der Gratiszeitung «20 Minuten» zu Ende: Die TX Group stellt die Printversion der Pendlerzeitung per Ende Jahr ein und setzt ausschliesslich auf das digitale Geschäft. Verbunden mit dem Umbau ist ein Stellenabbau in der Redaktion und im Verlag.
Der Grund für die Einstellung der Papierausgabe seien die sinkenden Erträge im Printgeschäft und die sich wandelnde Mediennutzung, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Bereits während der Corona-Pandemie hatte «20 Minuten» die Auflage und den Umfang der Printausgabe deutlich reduziert. Nun will sich «20 Minuten» komplett aufs Digitalgeschäft konzentrieren.
Gleichzeitig mit dem Ende der Printausgabe sollen bis zu 80 Vollzeitstellen abgebaut werden, sowohl in der Redaktion als auch beim Verlag. Aktuell werden die Redaktionen in der Deutsch- und Westschweiz noch separat geführt. Diese werden nun zu einer nationalen Redaktion mit den Standorten Lausanne, Bern und Zürich zusammengeführt.
Aus für die Regionalbüros
Dies bedeutet das Aus der Regionalbüros in Basel, Genf, Luzern und St. Gallen – ebenfalls per Ende 2025. Die Nachrichten aus den Regionen sollen künftig durch ein «agiles Korrespondentennetz» abgedeckt werden.
Auch die Tageszeitung «20 minuti» im Tessin, die vom Joint Venture 20 minuti Ticino unter Beteiligung der der TX Group und der Regiopress AG herausgegeben wird, verschwindet per Ende 2025. Die Aktivitäten im Tessin konzentrieren sich künftig auf das Newsportal Tio/20 minuti. Alle betroffenen Mitarbeitenden würden durch einen Sozialplan unterstützt, schreibt «20 Minuten».
Die Gesamtleitung als Chefredaktorin von «20 Minuten» und «20 minutes» übernimmt per 1. September 2025 Désirée Pomper, die aktuell die Publizistik in der Deutschschweiz verantwortet. Philippe Favre, bisher Chefredaktor von «20 minutes», wird Directeur Romandie.
Zukunft der blauen Boxen noch offen
Was mit den verbliebenen blauen Verteilboxen passiert, ist noch offen. «20 Minuten» prüfe aktuell, wie dieses Boxen-Distributionsnetz weiter genutzt werden könnte, schreibt das Unternehmen. Möglich sei «eine Print-Innovation mit einem neuen Erscheinungsrhythmus», die sich an der heutigen Mediennutzung der Pendlerinnen und Pendler orientiere.
Die erste Ausgabe der Pendlerzeitung erschien am 13. Dezember 1999, also kurz vor der Jahrtausendwende. Aufmacher auf der Frontseite: «Millennium: Chance für Anleger».
Kritik von Gewerkschaft Syndicom
Die Gewerkschaft Syndicom hat nach der Bekanntgabe von «20 Minuten» sogleich Kritik am Vorgehen der Zeitung geäussert und fodert «ein echtes Konsultationsverfahren mit genügend Zeit». Die Zentralisierung der Redaktionen erntet ebenfalls scharfe Kritik. Mit der Einstellung der Printausgabe sieht Syndicom die Existenz zahlreicher Medienschaffender und auch die mediale Vielfalt in der Schweiz gefährdet, heisst es in einer Mitteilung am Dienstag.
Jubliäumsausgabe im vergangenen Jahr
Verteilt wurde das Gratisblatt nicht nur über die Boxen, sondern auch durch Kolporteure in «20 Minuten»-Jacken, welche die Zeitung an Pendlerinnen und Pendler verteilten. Vom Pendeln hatte das Gratisblatt auch seinen Namen. Gemäss Statistiken dauerte das Pendeln damals im Schnitt 20 Minuten.
Bei seinem Start gehörte das Blatt noch dem norwegischen Medienunternehmen Schibsted, seit 2005 gehört es Tamedia respektive später der TX Group mit Sitz in Zürich.
Im vergangenen Jahr feierte «20 Minuten» seine 25 Jahre Print noch mit einer Jubiläumsausgabe. Alle 4,6 Millionen Haushalte erhielten eine solche Jubiläumszeitung in den Briefkasten. Diese sorgte jedoch im Nachhinein für unrühmliche Schlagzeilen. Zwei Testimonials von «begeisterten Lesern» waren mit KI generiert. (sda/lef)
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spalen
gut so!
Marius
was passiert nun mit den 2500 boxen in der schweiz? recycling? upcycling? weiterverkauf in anderes land?