21-jähriger Basler bringt Anime-Musik mit eigenem Orchester auf die Bühne
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21-jähriger Basler bringt Anime-Musik mit eigenem Orchester auf die Bühne

01.05.2023 14:03 - update 02.05.2023 10:43
David Frische

David Frische

Dragonball, Zelda und Co. kennen viele aus Büchern, Serien und Games. Jetzt kann man die Soundtracks von Animes auch live an Konzerten erleben. Dafür sorgt der 21-jährige Basler Enrico Nitihardjo.

Vor rund einem Jahr gründete Enrico Nitihardjo das Anime-Orchester beider Basel. Dafür trommelte der junge Basler rund 80 Musiker:innen zusammen. Nun spielt das Orchester die Soundtracks bekannter Anime-Serien und -Videospiele auf den Konzertbühnen der Region. Im Interview erklärt Nitihardjo, wie er dieses grosse Unterfangen auf die Beine gestellt hat.

Enrico Nitihardjo, Sie hatten die Idee, ein Anime-Orchester zu gründen. Wie kam es dazu?

Enrico Nitihardjo: Einfach aus Lust und Laune. Ich habe schon immer in mehreren Orchestern gespielt. Aktuell bin ich in sieben Orchestern, alle sind auf Klassik und eines auf Filmmusik versiert. Ich wollte mich aber schon immer der japanischen Musik aus der Anime-Szene widmen. Allerdings wusste ich, dass ich diese Musik hier in der Nordwestschweiz in keinem Orchester spielen kann. Entweder, weil man die Musik nicht kennt oder man sie nicht dirigieren möchte. Und dann sagte ich mir: Wenn es keiner macht, mache ich es.

Was ist Ihr Bezug zur Anime-Szene und zu Japan, wo sie ihren Ursprung hat?

Einen direkten Bezug zu Japan habe ich nicht. Ich komme aus Indonesien, also zwar aus Asien, aber eben nicht aus dem Osten Asiens. Eigentlich bin ich einfach mit Anime aufgewachsen und schaue mir das bis heute an. Und nun wollte ich mir diesen Traum verwirklichen – die Musik der Animes zu spielen.

Sie sind 21 Jahre alt und nahmen sich vor, ein eigenes Orchester auf die Beine zu stellen – ein ziemlich grosses Unterfangen. Wie stellten Sie das an?

Einerseits konnte ich bereits in anderen Orchestern Erfahrungen sammeln: Ich half da und dort mal in der Leitung aus und in professionellen Orchestern konnte ich auch mal fragen, wie die Dinge in der Organisation ablaufen. Und andererseits sagte ich mir: Wenn ich selbst einmal ein Orchester aufbauen will, muss ich auch selbst diese Erfahrung machen.

So gründete ich letztes Jahr das Anime-Orchester, und wir hatten dann auch schon erste Auftritte – allerdings waren diese nur in einem kleinen Rahmen, mit Streichorchester und Perkussion, bestehend aus 25 Personen. Inzwischen sind wir ziemlich gross geworden (lacht). So habe ich also die Erfahrungen von damals mit der Erfahrung des eigenen Orchesters kombinieren können. Ich wusste: Das Risiko bei der Gründung eines Orchesters ist sehr gross. Aber ich kann es schaffen. Und es hat geklappt.

Die Musiker:innen in Ihrem Orchester sind zwischen 13 und 30 Jahre alt. Wie schwierig war es, Musiker:innen für Ihr Orchester zu finden, die ein klassisches Instrument spielen, dieses Altersspektrum erfüllen und sich auch noch für Anime begeistern?

Das war in der Tat noch schwierig. Ich kannte aber durch mein Engagement in den Orchestern viele Personen, die für ein solches Projekt in Frage kommen. Und diese Personen kannten wiederum auch mich schon. Aber: Gute Leute sind beschäftigt. Und ich bin nicht der Einzige, der in mehreren Orchestern spielt. Also war es schwierig, die guten Leute zu finden. Einige hatten zwar Lust, im Orchester mitzuspielen, aber keine Zeit wegen anderer Proben und Konzerte. Aber ich gab mein Bestes und fand schliesslich die passenden Leute.

Geholfen hat sicher auch, dass die angefragten Personen auch andere Menschen kannten, die für das Projekt geeignet sind. Zwar mögen nicht alle per se Anime oder kennen es gar nicht. Aber die Musiker:innen liessen sich einfach mal auf das Thema japanische Musik ein. Ich schickte ihnen Hörbeispiele, so konnten sie sich die Musik mal anhören. Sie bekamen Lust, es mal auszuprobieren und fanden die Noten der Stücke spannend. So gaben sie dem Projekt eine Chance. Und sie sahen, dass es sich lohnt.

Was hätten Sie gemacht, wenn das Unterfangen schief gegangen wäre?

Wenn ich gleich zu Beginn gesehen hätte, dass es gar nicht funktioniert, hätte ich tatsächlich damit aufgehört. Weil dann macht es keinen Sinn. Auch wegen der Stiftungen, über die du ein solches Orchester finanzierst. Alle Orchester fragen bei Stiftungen für Gelder an. Und ich wusste: Ich gründe nur ein Orchester, wenn es einen bestimmten Zweck erfüllt – für die Musizierenden und fürs Publikum. Es muss kulturell einen Sinn haben. Einfach ein Orchester mehr wollte ich nicht gründen.

Sie haben also bewusst eine Nischen-Musikrichtung wie Anime ausgewählt?

Ganz genau. Menschen aus meinem Umfeld fragten mich: Wieso gründest du kein klassisches Orchester, sondern eines, das Anime-Musik spielt? Der Grund ist: Es gibt in der Schweiz so viele Top-Orchester bei den Jugendlichen sowie Profi-Orchester, da wäre die Konkurrenz sowieso schon gross. Da ist es nicht nötig, die Konkurrenz noch mehr zu reizen. Die Anime-Musik ist etwas Anderes und die Musiker:innen spielen hier mit, weil es ihnen einfach Spass macht.

Wie finanzieren Sie das Orchester?

Einerseits über Stiftungen und Firmen-Sponsoren, andererseits über die Kollekte. Diese Einnahme müssen wir jetzt einfach erzielen (lacht).

Was möchten Sie mit dem Anime-Orchester erreichen?

Wir wollen einfach Anime-Musik und die Musik japanischer Videospiele spielen. Unser Ziel ist es, die Musik aus Japan und generell aus Asien hierhin zu bringen. Denn Anime ist nicht nur gleich Japan. Wir wollen, dass die Menschen Spass haben am Spielen und am Hören der Musik. Sie sollen die Musik aus Japan live erleben können, nicht nur auf Youtube.

Das Anime-Orchester beider Basel wurde Anfang 2022 gegründet und besteht aus knapp 80 Musiker:innnen. Am vergangenen Wochenende hat das Orchester zwei Konzerte im Kultur- und Sportzentrum Pratteln gespielt. Weitere Infos zum Orchester findest du hier.

Was ist Anime?

Anime sind Zeichentrickfilme und -serien aus Japan. Bekannte Anime-Beispiele sind Dragonball, Pokémon und Naruto. Animes eroberten auch schon längst die Welt der Videospiele. Das Anime-Orchester beider Basel spielt sowohl die Musik bekannter Animes wie auch Soundtracks aus anderen japanischen Videospielen wie zum Beispiel Super Mario.

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