
Kugelschreiber Adieu: Maturprüfungen sind ab 2024 digital
Andri Gschwind
Bereits seit 2019 verwenden Basler Mittelschulen Tablets und Laptops im Unterricht. Jetzt wird auch bei den Abschlussprüfungen auf digital umgestellt. Das finden Schüler und Lehrer gleichermassen gut.
«Die Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler ist eine digitale», betonte Erziehungsdirektor Conradin Cramer an der Medienkonferenz vom Montag. Heutzutage würden die Universitäten und die Arbeitswelt Kenntnisse der digitalen Welt verlangen. «Da müssen wir an den Schulen mithalten», so Cramer. Er sprach von einem Paradigmenwechsel.
Im Rahmen eines Pilotprojekts werden 27 von 41 Abschlussklassen an den Gymnasien und Berufsmaturitätsschulen deshalb vereinzelte Abschlussprüfungen digital absolvieren. Denn schon heute würden Unterricht, Lernprozess und Prüfungen eine Einheit bilden. «Es ist deshalb höchste Zeit, dass auch die Abschlussprüfungen an den Basler Gymnasien und an der FMS mit der Zeit gehen», so Cramer.
Schülerin: «Wir passen uns der Zivilisation an»
Baseljetzt sprach mit mehreren Schülerinnen und Schülern. Und sie freuen sich über den digitalen Wechsel. «Wenn wir in der Maturarbeit für Deutsch einen Aufsatz schreiben, können wir ihn so viel besser korrigieren», findet Alexander. Lara fügt hinzu: «Ich finde es gut, weil wir bereits alles am Computer machen und daran gewöhnt sind».
Auch Leonie freut sich darüber. «Mit den digitalen Prüfungen passen wir uns der Zivilisation an. Zudem sparen wir dadurch Papier und schonen die Umwelt».
Dank Online: Spicken leicht gemacht?
Nicolas Hunkeler ist Lehrer am Gymnasium am Münsterplatz. Er hält viel von der digitalen Welt, weshalb er seine Prüfungen schon jetzt online durchführt. «Ich habe den Unterricht so umgestellt, dass wir fast nur noch mit Laptops arbeiten». Deshalb mache es aus Hunkelers Sicht auch wenig Sinn, die Abschlussprüfungen weiter von Hand zu schreiben.
Die digitale Welt bringt aber auch Gefahren mit sich. Gerade rund um die künstliche Intelligenz «Chat GPT». Spicken leicht gemacht? Nein, im Gegenteil, findet Hunkeler. «Bei manchen Prüfungen kommen die Schüler nicht ins Internet». Wird das Internet dennoch für Recherchen benötigt, so können die Lehrpersonen die Bildschirme der Schülerinnen und Schüler überwachen. «Zusätzlich gibt es eine Aufsichtsperson. Ich denke daher, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass es jemand schafft zu spicken», so Hunkeler weiter.
Keine Angst vor Hackerangriffen
Erst kürzlich wurde das Basler Erziehungsdepartement Opfer eines Hackerangriffs. Auf eine digitale Umstellung deshalb zu verzichten, sei allerdings der falsche Weg, meint Cramer: «Aus Angst vor Sicherheitslücken können wir die digitale Welt nicht einfach ignorieren».
Der Kanton habe die Systeme geprüft. «Diese sind so sicher wie sie sein können», so Cramer. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es allerdings nie. «Das gab es allerdings auch früher nicht, als die Prüfungen physisch abgegeben wurden», so Cramer.
Die digitalen Abschluss- und Maturprüfungen werden nun in den nächsten Jahren beobachtet und ergänzt. Bis Ende 2030 soll es für die Mittelschulen einheitliche Regelungen geben.
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