
Ärger über FCB-Spieldaten: «Frechheit, wie gegen uns geplant wird!»
Florian Vögeli
Am Sonntag in Winterthur beklagten sich Heiko Vogel und Michael Lang über den Spielplan der Liga. Der FCB hat aber kein Gesuch für Spielverschiebungen eingereicht. Hätte die Liga selbst handeln müssen?
Der Erfolg in der Conference League hat auch seine Schattenseiten. In der wichtigen und entscheidenden Schlussphase der Meisterschaft ist der FCB physisch und psychisch am Limit. Die vielen englischen Wochen hinterlassen ihre Spuren. Umso wichtiger ist die aktuelle Woche, in der sich der FCB ausnahmsweise gut regenerieren kann. Erst am Sonntag spielt er wieder in der Meisterschaft – gegen den FC Zürich.
FCB reicht kein Gesuch ein
Doch das gefällt Interimstrainer und Sportdirektor Heiko Vogel ganz und gar nicht, da er lieber bereits am Samstag spielen würde. Denn dann hätten die Basler mehr Zeit, um sich für den Halbfinal der Conference League am Donnerstag vorzubereiten, wie er am Sonntag nach dem Sieg in Winterthur erklärte: «Uns würde ein Tag mehr gut tun. In vielen Ländern ist es möglich, den Spielplan anzupassen, um Rücksicht zu nehmen. Es liegt aber nicht in meiner Macht.»
Er kann diese Entscheidung zwar nicht treffen, ganz machtlos wären die Basler aber nicht gewesen. Der FCB hätte das Gespräch mit der Swiss Football League (SFL) suchen können, hat dies aber nicht getan. «Ich glaube, dass der Anstoss nicht unbedingt von uns kommen müsste. Wahrscheinlich haben sie wieder tausend Gründe, weshalb es nicht gehen kann. Wir nehmen es so, wie es kommt», sagte Vogel.
Dass es funktionieren kann, ein Spiel kurzerhand wegen dem europäischen Geschäft zu verschieben, zeigt der grosse Nachbar im Norden. Das Bundesligaspiel zwischen Leverkusen und Köln wurde auf den Freitag vorverschoben, damit Leverkusen genügend Zeit für die Vorbereitung des Europa League-Halbfinals hat.
Anders als in Deutschland befinden sich die Stadien in der Schweiz meist in der Stadt. Das führt zu einem grossen organisatorischen Aufwand und die kantonalen Behörden müssten eine Verschiebung bewilligen. Zudem muss der TV-Rechteinhaber (blue) seine Zustimmung geben. Da am Samstag der 20:30 Uhr-Slot bereits für ein SRF-Spiel besetzt ist, würde im vorliegenden Fall nur noch das Spiel um 18 Uhr in Frage kommen. Da der Klassiker als Hochrisikospiel eingestuft wird, wäre es ohnehin fraglich, ob die Basler Behörden der Verschiebung zugestimmt hätten. Die Durchführung von Risiko-Spielen werden vorzugsweise am Sonntag statt am Samstag bewilligt. Eine Verschiebung wäre also nicht einfach durchzusetzen gewesen, sondern mit grossem Aufwand und viel Goodwill verbunden.
Keine offiziellen Statements
Baseljetzt fragte am Dienstag bei der SFL nach. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch keine Kenntnis darüber, dass der FCB mit der Ansetzung des Klassikers am Sonntag ein Problem hat. Deshalb habe sie nicht von sich aus reagiert. Und ein offizielles Statement zu dieser Thematik will sie nicht abgeben. Dennoch ist es ihr wichtig zu betonen, dass die Swiss Football League alles versuche, um den Klubs in den europäischen Wettbewerben mit dem Spielplan die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten. An der kommenden ausserordentlichen Generalversammlung soll den Clubs beispielsweise der Vorschlag unterbreitet werden, dass auf Gesuch hin eine Verschiebung eines Meisterschaftsspiels zwischen zwei Play-Off-Spielen in UEFA-Wettbewerben ermöglicht werden kann.
Es sei in ihrem Interesse, einem Schweizer Vertreter eine möglichst gute Vorbereitung für den europäischen Wettkampf bieten zu können. Je besser Schweizer Vereine im europäischen Geschäft abschliessen und damit europäische Punkte für die Schweiz sammeln, desto attraktiver wird die Liga – weil dann mehr Schweizer Vereine international antreten können und so die Schweizer Liga für Spieler, Sponsoren und Investoren interessanter wird. Für eine europäische Gruppenphase in der Hinrunde können Schweizer Vertreter in Zukunft ein Gesuch einreichen, um bessere Bedingungen zu erhalten. Das ist zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison möglich, da noch genügend Ausweichdaten und damit Flexibilität vorhanden ist.
Baseljetzt will aber auch vom FCB wissen, wieso er kein Gesuch gestellt, die Liga aber trotzdem scharf kritisiert hat. Leverkusen zum Beispiel hatte direkt nach der Halbfinal-Qualifikation die Gespräche mit der Liga aufgenommen. Aber auch der FCB will sich zu diesem Thema nicht weiter äussern. Wie in seinen Reihen zu vernehmen ist, wolle er kein unnötiges Fass aufmachen.
Die Kritik Vogels an der Liga habe er als Trainer getätigt und nicht in der Funktion des Sportdirektors, heisst es. Man sei sich auch bewusst, dass die Erstellung eines Spielplans enorm schwierig ist. Trotzdem wünsche man sich mehr Rücksicht auf jene Vereine, die noch europäische Punkte für die Schweiz gewinnen können.
Michael Lang geht noch weiter
Aussenverteidiger Michael Lang ging – ebenfalls nach dem Winterthur-Spiel – sogar noch einen Schritt weiter als sein Trainer: «Über die ganze Saison ist es wirklich eine Frechheit, wie gegen uns geplant wird. In einer Woche hatten wir drei Auswärtsspiele. Wir reisen an einem Donnerstagabend nach Sion und nach Genf. Da muss ich schon sagen, dass es zum Teil sehr wild ist. Keine Ahnung, ob es bewusst oder unbewusst passiert ist. Auf jeden Fall wird auf den FCB ganz sicher nicht Rücksicht genommen!»
Die scharfe Kritik ist nachvollziehbar. Ausgerechnet dem FCB, der wegen der Conference League mit Abstand am meisten reisen muss unter der Woche, wurde von der Liga zwei weite Auswärtsspiele (Sion und Genf) an einem Donnerstagabend in der heissen Schlussphase auferlegt. Das bedeutet, dass die Basler erst jeweils am frühen Freitagmorgen um etwa 3 Uhr wieder in Basel ankommen und damit noch weniger Zeit haben als ohnehin schon. Gerade in Bezug Regeneration wäre eine weite Auswärtsreise an einem Nachmittag am Wochenende sinnvoller angesetzt.
In diesem konkreten Fall des Klassikers hätten beide Seiten besser handeln können: Der FCB hätte das Gespräch mit der Liga suchen oder den Spielplan einfach akzeptieren müssen. Die Liga hätte ihrerseits aktiv Optimierungsmöglichkeiten prüfen und keine organisatorischen Aufwände scheuen müssen, um ihrem letzten europäischen Vertreter eine möglichst optimale Vorbereitung für den Halbfinal zu ermöglichen. Es ist aber auch klar, dass der europäische Erfolg ein strenges Programm mit sich bringt. Etwas, das sich die Vereine auch wünschen und bei der Kaderplanung berücksichtigen müssen.
Es braucht wohl eine Grundsatzdiskussion zwischen der Liga und den Vereinen, wie viel Rücksicht auf das europäische Geschäft zu welchem Zeitpunkt genommen werden soll.
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Riostar
Da muss ich zustimmen der Vorstand der national Liga sollte schon lange den Hut nehmen und Platz machen für Leute die etwas vom Fussball verstehen und Neutralität bewahren.
Hampe
natürlich die Schweizerbünzli,sie lehren es nie.
traurig
😭