
«Alle sind schockiert, was passiert ist» – Die Stimmen nach dem Lausanne-Debakel
Florian Vögeli
Der FCB ging am Sonntagabend in Lausanne mit 1:5 unter. Grobe individuelle Fehler in der Defensive, kombiniert mit mangelnder Effizienz in der Offensive, sorgten für das hohe Resultat. So äusserten sich Magnin, Schmid und Daniliuc nach dem Spiel.
Trainer Ludovic Magnin spricht über …
… das Spiel
Ich muss nicht lange erklären. Wir machen momentan gravierende individuelle Fehler. Wir schenken Lausanne das 1:0, dann das 2:0. So wird es schwierig. Wir lassen alles vermissen, was Lausanne sehr gut gemacht hat. Deswegen ist der Sieg für Lausanne verdient, auch in dieser Höhe.
… die Gründe für die hohe Niederlage
Wir sind körperlich gut drauf. Das kann es nicht sein und ich glaube auch, dass kein Spieler von uns deswegen jammern wird. Es hat nichts mit Müdigkeit zu tun. Momentan verlieren wir unglaubliche Bälle im Spielaufbau. Und vorne haben wir beim Stand von 2:0 wieder zwei 200-prozentige Chancen und nutzen sie nicht. Man muss nicht lange suchen. In beiden Sechzehnern waren wir heute unterlegen.
… die groben Fehlern
Letzte Woche gegen Lyon war das erste Mal, dass wir so einen groben Fehler gemacht haben. Und jetzt heute gerade wieder. Aber der Spielaufbau ist unsere DNA. Wir wollen Fussball spielen und dominieren. Uns war auch bewusst, dass unser Spiel gegen das Pressing von Lausanne ein Risiko darstellen könnte. Vor dem ersten Tor aber spielen wir den Ball direkt in den Fuss des Stürmers, obwohl in einem Umkreis von zehn Quadratmetern niemand von uns steht. Das ist eine mentale Sache und wir müssen schnell lernen, alle drei Tage Fußball zu spielen.
… die Mentalität
Ich bin kein Trainer, der behauptet, die Spieler wollten nicht. Das ist Quatsch, wir wollten heute. Wir haben einfach Fehler gemacht, die nicht gut waren. Am meisten gestört hat mich die Reaktion auf das 3:0-Pausenresultat. Das ist eine Charakterfrage in der zweiten Halbzeit. Aber dann kam direkt das 4:0 gegen uns. Ich hätte mir in der zweiten Halbzeit eine Reaktion gewünscht, die ist aber ausgeblieben. Deswegen will ich sie jetzt am Mittwoch sehen.
… ob es nun eine Standpauke braucht
Bis jetzt war alles okay. Nur in Lugano haben wir schlecht gespielt. Sonst muss man sagen, dass die Saison bisher positiv war, weil die Mannschaft mehr Positives als Negatives geleistet hat. Und ich bin jetzt auch kein Panikmacher, nur weil wir heute eine schlechte Leistung gezeigt haben. Das heisst nicht, dass jetzt alles schlecht ist. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die heute nicht ihr bestes Gesicht gezeigt hat. Das Ergebnis schmerzt natürlich und wird Diskussionen hervorrufen. Das ist logisch, und wir akzeptieren es. Wir sind aber immer noch Dritter und vier Punkte vom Ersten entfernt. Das Rennen wird sowieso bis zum Ende heiss. Und das ist uns bewusst.
… die bevorstehenden Spiele gegen den FCZ und YB
Es liegt an uns, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir haben zwei Riesenspiele diese Woche und können zeigen, was wir können. Nun müssen wir auf dem Platz antworten. Aber von meiner Seite wird es am Montag wie immer eine fachliche Analyse geben. Nicht nur auf der taktischen oder technischen, sondern vor allem auf der mentalen Ebene.
Vize-Captain Dominik Schmid spricht über …
… seine Gefühlslage nach dieser Niederlage
«Das ist gerade schwierig zu beantworten. Ich möchte nicht zu viel über meine Gefühlslage reden. Es war ein bitterer Nachmittag für uns, für die Fans und auch für mich. Aber es bringt nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen oder Schuldzuweisungen zu machen. In solchen Momenten wächst man als Team.
… die Gründe der hohen Niederlage
Ich weiss nicht, ob es eine Einstellungssache ist oder an fehlender Konzentration liegt. Die Müdigkeit sollte nie als Ausrede dienen. Lausanne hat es sicher nicht schlecht gemacht. Wir wussten auch, dass sie gute Einzelspieler haben. Wir haben sie sehr gut analysiert und haben uns optimal auf den Gegner vorbereitet. Es ist eine Frage der Konzentration, wenn man so viele individuelle Fehler macht. Ich nehme mich da auch mit hinein. Das Wichtigste ist, die Fehler bei sich selbst zu suchen.
… das nächste Spiel gegen den FCZ
Wir müssen eine Reaktion zeigen und ich bin mir sicher, dass wir am Mittwoch das bestmögliche Spiel dafür haben. Natürlich muss man diese Niederlage heute abhaken und so schnell wie möglich vergessen. Aber sie wird uns stärken. Davon kann man wachsen. Es kommt jetzt auf unsere Reaktion an.
Innenverteidiger Flavius Daniliuc spricht über …
… über seine Gefühlslage nach der Niederlage
Natürlich sind wir enttäuscht, aber wir sind vor allem wütend, weil wir mit den beiden Mannschaften vorne mithalten und drei Punkte hier holen wollten. Wir sind auch wütend, weil wir uns wirklich gut mental auf dieses Spiel vorbereitet hatten.
… die Gründe der hohen Niederlage
Wie gesagt, wir waren gut vorbereitet, auch taktisch. Ich glaube, der Trainer hat uns zehnmal gesagt, was auf uns zukommt. Er war ja hier und kennt Lausanne bestens. Wenn ich mir das Spiel am Ende erklären muss, dann liegt das an unserem Fokus. Wenn du so ins Spiel startest und dann direkt einen Elfmeter und einen Eckball kassierst, sind das alles Tore, die nur fallen, wenn du mental nicht bereit bist. Und das ist unser Problem, unsere Schuld. Nicht die des Staffs, des Trainers oder wer auch immer.
Bis jetzt hatten wir – auch wenn wir nicht immer gewonnen haben – fast nur Topspiele abgeliefert. Wie gesagt, wir haben so viel darüber gesprochen, was auf uns zukommen wird. Wir hatten Videoanalysen und sind früher aus Lyon zurückgeflogen, damit wir fit sind – auch mental – für das Spiel. Was ich sicher sagen kann: Auf jeden Fall war es kein Müdigkeitsproblem.
… die Kabine nach dem Spiel
Da war komplette Stille. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Natürlich wird jetzt gleich wahrscheinlich jemand das Wort ergreifen. Wenn nicht der Trainer, dann einer der Captain. Aber im Moment ist es einfach still. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Alle sind schockiert über das, was gerade passiert ist.
… die bevorstehende Spiele gegen den FCZ und YB
Ich kann jetzt nicht sagen, dass wir das Spiel einfach abhaken werden. Wir haben jetzt zwei Topspiele vor uns, in denen wir dieses Spiel heute zwar nicht vergessen werden. Aber wir müssen es hinten anlegen, denn dafür sind die nächsten zwei Spiele in der Liga zu wichtig. Ab morgen müssen wir uns auf Zürich fokussieren.
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Maxli
Es ist nur teilweise eine Mitschuld des Trainers. Das Problem ist mentaler Art und bei weiten nicht nur beim FCB so. Spiel in Lyon, kurze Erholungszeit und dann nach Lausanne. Nur Lausanne …. da liegt das Problem. Man kann auch “unbewusst unterschätzen” sagen. Und zudem: Beim FCB sind vorwiegend junge Spieler ohne grosse Erfahrung am Werk.
Morgent
Aber der Trainer darf bleiben….
Hoschi
Zum guten Glück, Ludo ist sehr guter Trainer!
Alfonso
Ich Frage mich tatsächlich was Verstehst Du von Fussball oder anderst Gefragt, hast Du jemals auch nur annähernd ein Wissen darüber was ein Trainer für Aufgaben hat?
Morgent
Wenn man die Vergangenheit an schaut, wäre der Trainer schon längst entlassen worden. Aber was weiss ich schon….
Hoschi
Wissen ist Bildung.
Hoschi
Genau so ist es!
Hoschi
Zum guten Glück, Ludo ist ein guter und sympathischer Trainer, zum Glück ticken wir nicht wie beim FCZ 😉