Hilfswerk feiert Jubiläum
Basel-Stadt

«An manchen Tagen hatten wir nichts zu Essen im Kühlschrank»

31.10.2023 05:33 - update 22.12.2023 13:44
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Zwei Schwestern, aufgewachsen in den Armutsvierteln um Ulan Bator. Heute gehen sie, dank der Unterstützung eines Schweizer Hilfswerks, in der Mongolei ihren Traumberufen nach.

Ariunjin (22) und Nyamka (24) aus der Mongolei sind letzte Woche zum ersten Mal in die Schweiz gereist. Die beiden Schwestern möchten hier ihre Geschichte mit den Menschen teilen. Dies, anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums der Schweizer Hilfsorganisation Balasgayant.

Das Hilfswerk hat mittlerweile drei Kindergärten und eine Tagesstätte mitten in den Armutsvierteln um die mongolische Hauptstadt Ulan Bator erbaut. Dort bekommen die Kinder von Familien, die von Armut betroffen sind, drei warme Mahlzeiten täglich. Sie werden unterrichtet, betreut und in ihrer beruflichen Laufbahn unterstützt.

«An manchen Tagen hatten wir nichts zu Essen im Kühlschrank»
Zaya (rechts) leitet das Projekt in der Mongolei und ist ebenfalls in der Schweiz zu Besuch. Bild: Baseljetzt

Die zwei Schwestern Ariunjin und Nyamka sind zwei der ersten Kinder, die vor 20 Jahren in der damals neu erbauten Kindertagesstätte von Balasgayant in der Mongolei aufgenommen wurden. Sie wuchsen auf als Nomaden, bis ihre Eltern vom Land in die Stadt zogen, um dort einen Job zu suchen. Wie viele andere auch haben sie nach harten Wintern ihre Herdentiere verloren – und damit ihre Lebensgrundlage. Doch der Traum nach einem besseren Leben in der Stadt geht für die wenigsten in Erfüllung.

«Unser Vater trank viel Alkohol»

Wer keinen Job findet, lebt von staatlichem Kindergeld. Pro Monat sind das umgerechnet etwa 10 Franken. Viele wohnen deshalb in den slumartigen Vierteln rund um die Hauptstadt ohne fliessendes Wasser. Die Eltern ertränken ihre Sorgen oft in Alkohol. So auch der Vater der beiden Schwestern. «Wir waren fünf Kinder in unserer Familie, es war sehr schwer alle zu ernähren», erzählt Nyamka. «Mein Vater trank viel Alkohol, zu Hause war es deshalb nicht angenehm für uns.»

Als die beiden acht- und zehnjährig waren, wurde in der Nähe ihres Zuhauses die Tagesstätte des Schweizer Hilfswerks aufgebaut. Gegründet von vier Schweizerinnen, darunter einer Baslerin. Dort hatten die beiden Schwestern aus Ulan Bator Beschäftigung, etwas zu essen und bekamen Bildung. Die beiden wurden auch finanziell unterstützt, damit sie sich ihre Ausbildung leisten konnten. «Immer wenn ich zu Bayasgalant in die Tagesstätte kam, war es, wie wenn die Sonne aufgeht», erinnert sich Ariunjin.

Von Schach und Tanz begeistert

Heute sind die beiden glücklich, dass sie dank der Unterstützung des Hilfswerks ihren Traumberufen nachgehen können. Nyamka lernte Englisch und war immer begeisterte Schachspielerin. Heute hat sie in der Mongolei ihre eigene Schachschule und hat ein Buch über das Schachspielen veröffentlicht. Ihre jüngere Schwester erfüllte sich ihren Traumberuf als Tänzerin und Choreografin.

Auf ihrer Durchreise in der Schweiz zum 20-Jahr-Jubiläum des Hilfswerks Balasgayant möchten sie nun gemeinsam mit acht anderen Mongolinnen und Mongolen ihre Geschichte erzählen. In Basel ist der Benefiz-Event am Sonntag, 5. November im Parterre One.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.