App soll Ampel für Velofahrende schneller auf Grün schalten
Leonie Fricker
Es klingt wie der Traum aller Velofahrenden: Mit dem Handy im Hosensack schickt die App der Ampel ein Signal und es wird grün. Dieses System will der Landrat Marco Agostini (Grüne) im Baselbiet erproben.
Das Ziel der Übung: die Wartezeiten an den Ampeln für Velofahrende verkürzen und somit den Langsamverkehr auf längere Sicht attraktiver machen. Denn wer kürzer an der Ampel steht, kommt auch schneller von A nach B. Den Vorstoss hat Marco Agostini, Grüne-Landrat aus Pfeffingen, letzten September eingereicht.
«Die Idee ist, dass Velofahrende an der Ampel bevorzugt behandelt werden. Dann steigen auch mehr Menschen aufs Velofahren um. Ein weiterer Aspekt ist die Sicherheit. Viele Velofahrende fahren, wenn sie lange warten müssen, über Rot. Die App könnte das verhindern», sagt Marco Agostini.
So funktioniert die App
Die «Grüne Welle per App» funktioniert mittels GPS. Die Velofahrerin oder der Velofahrer muss die App auf dem Handy installieren. Ist das der Fall, so verbindet sich das Handy mit einem Sensor an der Ampel, sobald man sich ihr nähert. Und dann wird’s grün.
Das können in den beiden Basel bislang nur die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Tram. Alle anderen Verkehrsteilnehmenden, inklusive Velo und Fussgänger:innen, werden über Induktionsschleifen am Boden oder Kameras erkannt und die Ampel entsprechend gesteuert. Landrat Marco Agostini findet aber, dass das nicht ausreicht.
«Gerade nachts oder spät am Abend bei wenig Verkehr erlebe ich es oft, dass ich an der roten Ampel stehe, obwohl weit und breit kein Auto in Sicht ist. In dieser Situation wäre es günstig, wenn die Ampel für mich umschalten würde.» Die Sensoren am Boden würden zwar bei Autos gut funktionieren – bei Velos seien diese weniger zuverlässig. Oft habe er auf das Auto warten müssen, erst dann hat die Ampel auf Grün geschaltet. An welchen Ampeln und zu welcher Tageszeit die App den Velofahrenden den Vorrang geben soll, könne man dann je nach Gegebenheit einrichten.
«Ich verspreche mir von dem Ganzen, dass der Kanton Baselland zum Velokanton wird. Davon sind wir zurzeit aber noch weit entfernt», so Agostini. Als Vorbild dienen «Velostädte» wie Amsterdam oder Kopenhagen, wo ähnliche Velo-Apps schon im Einsatz sind.
VCS: Problem kann man anders lösen
Auch der VCS beider Basel will den umweltfreundlichen Verkehr fördern. Ob die App dafür das Richtige ist, daran hat der VCS-Geschäftsführer Florian Schreier seine Zweifel. «Die Idee ist interessant. Ich glaube aber, dass man das Problem mit den langen Wartezeiten für Velos auch mit der Technik, die wir bereits haben gut lösen kann», so Schreier.
Dazu müsste aber die Schaltung der Ampeln entsprechend geändert werden. Man könne sie so einstellen, dass die Velofahrenden genug Zeit haben, von der ersten zur zweiten grünen Ampel zu fahren. Zudem wäre es hilfreich, die Erkennung zu verbessern, damit Velofahrende frühzeitig erkannt werden, findet Schreier. «Es braucht die eher teure, neue Lösung nicht unbedingt.»
Auch die Baselbieter Regierung schreibt in ihrer Stellungnahme, dass ein Versuch mit der Velo-App kostenintensiv und im Kanton schwer umsetzbar sei.
In einem Punkt herrscht aber Einigkeit: Umweltfreundliche Verkehrsmittel sollen künftig bevorzugt und die Wartezeit zu Fuss und mit dem Velo müssen kürzer werden. Der Vorstoss von Marco Agostini wird voraussichtlich an der nächsten Landratssitzung vom 27. April behandelt.
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gugus
Rotlicht? Stoppstrasse? Einbahnstrasse? – Noch nie gehört.
1106
Peter
Velos halten eh selten an Rotlichtern , so what ??