«Astérix & Obélix: L’Empire du Milieu»: Einer der teuersten Filme Frankreichs
©Bild: Screenshot
Filmbesprechung
Unterhaltung

«Astérix & Obélix: L’Empire du Milieu»: Einer der teuersten Filme Frankreichs

11.05.2023 13:21

Baseljetzt

Nicht die Brillanz, aber den Ton der Urerschaffer wurde getroffen. Ein Mix aus traditioneller Erzählung und zeitgenössischen Themen. Die Erzählstruktur ist aber eher schwach.

«Astérix & Obélix: L’Empire du Milieu» ist einer der teuersten Filme Frankreichs: Weder an Stars, Kostümen noch an Action wurde bei dem neuen Zaubertrank gespart. Doch nicht bei allen Zutaten stimmt die Dosierung.

50 Jahre vor Christus: Während in dem kleinen gallischen Dorf von Asterix und Obelix das Leben unverändert seinen Gang nimmt, ereignet sich im weit entfernten China Dramatisches. Die Kaiserin wird von einem verräterischen Prinzen vom Thron gestossen und ins Gefängnis gesteckt.

Erster Film, der nicht auf Uderzo/Goscinny beruht

Um ihre Mutter zu retten und das Land zu befreien, bittet ihre schöne Tochter, die zusammen mit der ergebenen Leibwächterin fliehen konnte, die tapferen Gallier Asterix und Obelix um Hilfe. Gemeinsam brechen sie gen Osten auf. Doch auch Julius Cäsar ist nach China unterwegs.

Mit «Astérix & Obélix: L’Empire du Milieu»  hat der französische Regisseur und Schauspieler Guillaume Canet die erste Asterix-Realverfilmung gedreht, die nicht auf einem von Albert Uderzo und René Goscinny geschaffenem Comic beruht. Canet hat zusammen mit Julien Hervé und Philippe Mechelen das Drehbuch zu dem Abenteuer geschrieben. Mit einem Budget von über 65 Millionen Euro gehört der Film zu den bisher teuersten in Frankreich.

Kung-Fu und Gallier

Wie Canet vor dem Erscheinen des Films in Frankreich Anfang Februar ankündigte, wollte er einen grossartigen Abenteuerfilm liefern, «mit prächtigen Kulissen und Kostümen» , in dem das Historienepos «Braveheart»  über den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace von Mel Gibson auf den Actionfilm «Tiger & Dragon»  von Ang Lee treffen würde.

Der 50-Jährige hat weder mit Stars, aufwendigen Kostümen und Sets gespart, noch mit Sondereffekten und Action. Canet ist Fan des chinesischen Kinos. Und so lässt er Kung-Fu-Meister über Gewässer schweben und es fleissig zwischen Schwert- und Reitkämpfern und der rohen Gewalt der Gallier krachen.

Eine neue Geschichte zu erfinden, ohne das Original-Comicbuch als Grundlage zu haben, ist nicht einfach. Die Drehbuchautoren finden wenn nicht die Brillanz, so doch den Ton von Goscinny und Uderzo wieder. Die Wortspiele und traditionellen Anachronismen der Asterix-Serie kommen ebenso vor wie die Anspielungen auf die zeitgenössische Welt – Feminismus, toxische Männlichkeit und Umwelt. Der Schwachpunkt des Films liegt mehr in der Erzählstruktur.

Fussballstar als Schauspieler

Das Epos wirkt wie eine Aneinanderreihung mehr oder weniger burlesker Szenen. Auf dem Weg nach China zum Beispiel machen Julius Cäsar und seine Armee eine Pause. Eine Tänzerin betritt das Zelt des Kaisers und beschwert sich, dass ihr Rock zu kurz sei. Sie will, dass das Outfit verlängert wird und verlangt, dass über die Stellung der Frau in der römischen Gesellschaft nachgedacht werde, denn es gebe weder Gladiatorinnen noch Senatorinnen. «Willst du auch, dass Rom von einer Frau geführt wird?» , fragt Cäsar lachend. Ende der Szene.

Im Vergleich zu den bisherigen vier Asterix-Realverfilmungen hat Canet grundlegend die Besetzung geändert. Als Obelix wurde Gérard Depardieu durch Gilles Lellouche ersetzt, Vincent Cassel spielt den nonchalanten Kaiser der Römer, der von der weniger überzeugenden Marion Cotillard als hysterische Kleopatra fast in den Wahnsinn getrieben wird. Einige der Rollen wurden mit weniger bekannten Schauspielern besetzt. Einer, der erstmals auf einer Kinoleinwand zu sehen ist, ist der schwedische Fussballstar Zlatan Ibrahimović als Römer Caius Antivirus.

Die Rolle des Asterix, der sich hier als Veganer outet, hat sich Canet vorbehalten. Gleich zu Beginn des Films fängt er an, Obelix, der wie immer Hunger hat, mit seiner ganzheitlich orientierten Lebensauffassung zu nerven: statt Wildschwein Gemüse und Obst. Doping ist für Asterix damit auch vorbei. Er will ohne den berühmten Zaubertrank kämpferisch sein. Seine Stärke muss von innen herauskommen: Ein gesunder Körper, ein gesundes Leben.

Erster Film seit 2012

Das Gallier-Duo kam erstmals 1999 in Gestalt von Christian Clavier und Gérard Depardieu in «Astérix et Obélix contre César»  ins Kino. Darin hatte Model Laetitia Casta als Falbala ihren ersten Leinwandauftritt. Seit «Astérix et Obélix: Au Service de Sa Majesté»  im Jahr 2012 waren die Helden nicht mehr ins Kino zurückgekehrt.

Mit mehr als 466’000 Zuschauerinnen und Zuschauer nach seinem ersten Kinotag und 1,6 Millionen Besuchenden in fünf Tagen hatte Canets Realverfilmung den besten Start für einen französischen Film seit 15 Jahren. Leider fehlen in seinem Zaubertrank einige spitzfindige Dialoge, drei, vier sehr gute Gags, und ein paar wirklich denkwürdige Lachanfälle, um an das Niveau von «Astérix et Cléopâtre»  von Alain Chabat (2002) heranzukommen. (sda/max)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.