
Asylgesuche von unbegleiteten Jugendlichen haben sich seit 2020 verfünffacht
Baseljetzt
Die heute veröffentlichte Asylstatistik zeigt, dass sich die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz in den letzten zwei Jahren verdoppelt hat. Bei den unbegleiteten Jugendlichen hat sich die Zahl gar verfünffacht.
Im Jahr 2022 stellten in der Schweiz doppelt so viele Personen einen Asylantrag wie vor zwei Jahren. Bei den unbegleiteten Jugendlichen hat sich die Zahl im selben Zeitraum verfünffacht. Anlässlich der heute veröffentlichten Asylstatistik des Staatssekretariats für Migration fordert Save the Children Schweiz, genügend Ressourcen für eine sichere Betreuung und Unterbringung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen bereitzustellen.
In der Schweiz stellten im vergangenen Jahr 24’511 Personen einen Antrag auf Asyl. Das sind über 10’000 Personen mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viele wie im Jahr 20201. Dabei stammt fast die Hälfte der Asylgesuche von Minderjährigen2. Die Anzahl der Asylanträge von unbegleiteten Jugendlichen hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und seit dem Jahr 2020 verfünffacht3. Zusätzlich stellten 74’959 Personen, davon über ein Drittel Minderjährige, einen Antrag auf Schutzstatus im Rahmen der Ukraine-Krise.
Die Situation für Kinder und Jugendliche ist besorgniserregend
Bereits im Jahr 2020 forderte die Kinderrechtsorganisation Save the Children Schweiz einen Ausbau von Betreuungsstrukturen für Kinder und Jugendliche im Asylwesen. Save the Children bedauert, dass trotz der Prognosen über einen Anstieg an Asylgesuchen nicht genügend Ressourcen im Asylwesen bereitgestellt werden konnten. Neben überlasteten Infrastrukturen und fehlenden Räumlichkeiten mangelt es heute an Personal, insbesondere an Fachpersonen aus dem Sozial- oder Bildungsbereich.
Manche Asylunterkünfte führen trotz der immensen Belastungen des Personals weiterhin regelmässig Aktivitäten für geflüchtete Kinder und Jugendliche durch und sind um das individuelle Wohlbefinden besorgt. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zu deren psychischen Stabilisierung. In vielen Unterkünften mussten jedoch Bildungs-, Förder- und Freizeitangebote reduziert oder eingestellt werden.
Zu wenig Unterstützung für Kinder und Jugendliche
Zudem erhalten psychisch belastete Kinder und Jugendliche oft zu wenig psychologische oder psychiatrische Unterstützung. Die jetzige Situation ist im Hinblick auf das Wohl vieler Kinder und Jugendlichen besorgniserregend, gerade bei den unbegleiteten Jugendlichen.
Nina Hössli, Leiterin Schweizer Projekte von Save the Children: «Obwohl unbegleitete Jugendliche besonders vulnerabel sind, werden sie in diesem überlasteten System sehr oft sich selbst überlassen. Wir treffen in unserer Arbeit auf eine Häufung von starken psychischen Belastungen bis hin zu Suizidgedanken und -versuchen. Diese jungen Menschen benötigen eine sichere und angemessene Unterbringung sowie psychologische Betreuung, um ihre Erlebnisse bewältigen und sich gesund entwickeln zu können.»
Behörden müssen sichere Unterbringung und Betreuung bereitstellen
Durch ihre weltweite Projektarbeit beobachtet Save the Children die Entwicklungen auf den Migrationsrouten nach Europa und rechnet auch für die kommenden Jahre mit hohen Zahlen bei den Asylgesuchen, insbesondere bei den unbegleiteten Minderjährigen. Geflüchtete Kinder und Jugendliche haben bereits im Herkunftsland und auf der Flucht Schlimmes erlebt und gemäss Kinderrechtskonvention ein Recht auf Schutz.
Die Kinderrechtsorganisation fordert die Behörden auf Bundes- und Kantonsebene deshalb auf, dringend die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit eine sichere und adäquate Unterbringung und Betreuung aller geflüchteten Kinder und Familien gewährleistet werden kann.
Kinder sollen einfach nur Kind sein können
Nina Hössli weiter: «Über 80 Prozent der asylsuchenden Kinder und Jugendlichen erhalten zumindest vorübergehend Schutz und bleiben für viele Jahre in der Schweiz. Das Bereitstellen von qualitativ guten Betreuungsangeboten und psychosozialer Hilfe auf Bundes- und Kantonsebene unterstützt auch spätere Integrationsprozesse in unsere Gesellschaft. Die Massnahmen bei den ukrainischen Familien und Minderjährigen im Rahmen des Schutzstatus zeigen zudem, dass eine rasche Einschulung der Kinder sowie eine gute Unterbringung in Wohnungen möglich ist. Das wäre für das Wohl aller geflüchteter Kinder das Beste.»
Die Kinderrechtsorganisation Save the Children arbeitet seit 2015 im Asylbereich in der Schweiz und unterstützt die Asylunterkünfte auf Bundes- und Kantonsebene bei einer kindgerechten und sicheren Unterbringung und Betreuung von geflüchteten Kindern, Jugendlichen und Familien. Dies mit dem Ziel, dass geflüchtete Minderjährige vor Gewalt geschützt sind, das Erlebte gut verarbeiten und einfach nur Kind sein können. (sda/mei)
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mil1977
Solange die politischen Kräfte und die Medien nicht erkennen, dass die vielen muslimischen Männer, die seit Jahren nach Europa strömen nicht die Fachkräfte sind die man eigentlich braucht, sondern eine immer grösser werdende Belastung für den Sozialstaat und die innere Sicherheit, so lange kann man Europa und seine Bürger nur bedauern.