Auf Kosten der Gäste: Der «Bachgraben» spart bei den Bademeistern
©Bild: Marko Lehtinen
Gartenbad
Basel-Stadt

Auf Kosten der Gäste: Der «Bachgraben» spart bei den Bademeistern

14.06.2023 05:21 - update 14.06.2023 13:10

Marko Lehtinen

Die Schwimmbecken in den Basler Gartenbädern dürfen nur noch unter Aufsicht geöffnet sein. Anstatt mehr Bademeister anzustellen, schliesst das Sportamt im «Bachgraben» lieber zeitweise ein Becken.

Wer in den vergangenen Tagen das Gartenbad Bachgraben besuchte, erlebte je nach Tag und Zeit eine unliebsame Überraschung: Das Becken am nördlichen Rand, das besonders bei Familien beliebt ist, war gesperrt. Die Eltern und ihre Kinder drängten sich allesamt ins Becken nebenan, in jenes mit der grossen Rutschbahn – die Schulklassen ebenfalls.

Am Freitag etwa blieb das Familienbecken bis in die späten Stunden geschlossen, am Samstag öffnete es erst um 15 Uhr. Am Sonntag war es wieder geöffnet.

Tödlicher Unfall hatte Folgen

Ein Bademeister sagte hinter vorgehaltener Hand, es liege am Personalmangel. Seit dem tödlichen Unfall eines Kindes im vergangenen Jahr dürften sämtliche Becken nur noch unter Aufsicht geöffnet sein. Das Familienbecken sei zuvor stets unbeaufsichtigt gewesen. Folglich brauche es jetzt mehr Personal. Da aber nicht aufgestockt werde, bleibe das Becken zu gewissen Zeiten halt geschlossen.

Peter Portmann, Leiter der Gartenbäder beim Sportamt, bestätigt auf Anfrage von Baseljetzt: «Nach dem tragischen Ereignis im letzten Jahr haben wir uns entschlossen, das Becken nur noch in überwachtem Zustand frei zu geben.» Die Sperrung erfolge aber nicht aufgrund von Personalmangel. «Vielmehr richtet sie sich nach dem Besucheraufkommen.» Das Sportamt hätte seine Teams beisammen und würde parallel auch mit einer Sicherheitsfirma arbeiten, bei der es zusätzliches Personal anfordern könne.

Keine jungen Badmeister mehr

Heisst mit anderen Worten: Das Sportamt schliesst im «Bachgraben» bei geringem Besucheraufkommen lieber eines von drei grossen Becken, anstatt einen zusätzlichen Bademeister zu bezahlen.

Sibylle Rykart vom Schweizerischen Badmeister-Verband sagt allerdings, es bestehe sehr wohl Personalmangel. Das habe vor allem demografische Gründe – wenn ältere Bademeister:innen aufhörten, würden keine jungen mehr nachrücken.

Von Basler Bademeister:innen ist ausserdem zu hören, dass sie die schweizweit tiefsten Löhne hätten, was Rykart nicht bestätigen will. Entsprechend unattraktiv sei der Job. Und die Gartenbäder seien deshalb gezwungen, auf Sicherheitsfirmen zurückzugreifen.

«Gering» ist ein dehnbarer Begriff

Der Gast im «Bachgraben» seinerseits weiss nie, ob und wann das Familienbecken nun geöffnet ist. Warum war es am vergangenen Samstag bis 15 Uhr gesperrt? Auch wenn der Begriff dehnbar ist: Von einem besonders «geringen» Besucheraufkommen konnte an diesem Tag nicht die Rede sein, auch am Freitag nicht.

Dazu kommt, dass die Gäste auch bei reduziertem Betrieb den vollen Eintritt bezahlen – auch wenn Peter Portmann dies anders sieht: «Es besteht ja kein reduzierter Betrieb», entgegnet er. «Das Rutschbahnbecken steht allen Besucherinnen und Besuchern jederzeit zur Verfügung.»

Keine Rückkehr zur Normalität

Damit nicht genug: Das Becken im «Bachgraben» wird während der ganzen Hochsaison zeitweise geschlossen bleiben. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb ist nicht in Sicht. «Ja, bei geringem Besucheraufkommen muss davon ausgegangen werden», bestätigt Portmann. Ausserdem gelte das Vorgehen nicht nur für das Gartenbad Bachgraben, sondern ebenso für das «Joggeli». «Das Prinzip, die Becken nur noch in überwachtem Zustand freizugeben, haben wir auch im Gartenbad St. Jakob, wo Becken ebenfalls teilweise gesperrt werden können», so Portmann.

Immerhin, im «Eglisee» sieht die Situation besser aus: Dort seien beide Becken immer offen, «da sie bei einem geringen Besucheraufkommen gleichzeitig von einer Person überwacht werden können».

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Kommentare

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14.06.2023 13:45

PJPM

Dass das Becken zeitweise geschlossen ist, ist traurigerweise logisch. Man gehe mal in irgendeine Badi ans Familienbecken. Im Wasser: Die Kids, ausserhalb: Handyzombies. Die würden es nicht mal merken, wenn ihr Nachwuchs zwei Meter daneben ertrinkt. Das Aufpassen muss dann wieder kostenpflichtig delegiert werden, denn hey, man könnte das Neuste aus Insta etc verpassen!
Will man diese Kosten nicht aufbringen, ist eben wegen Zu geschlossen.
Die Begründung von Hernn Portmann ist nett gemeint, der kann ja nicht gut sagen “Leute, passt auf eure Setzlinge auf, verglemmi”

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14.06.2023 07:56

boldi

Unverständlich, zu tiefe Löhne?
Das Biozentrum 100 Mio und weitere Überschreitungen an Kosten bei vielen Projekten. Es ist so offensichtlich, dass bei den kleinen Freuden für die Bevölkerung, immer gespart wird. Ist Politik für die Einwohner aller Schichten?

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