
Aus Angst vor Rausschmiss: Mietende in Münchenstein wehren sich präventiv
Ariela Dürrenberger
In der Münchensteiner Überbauung Zollweiden droht die Leerkündigung. Nun wehrt sich eine IG gegen die Verdichtungspläne der Gemeinde. 750 Mietende könnten ihr Zuhause verlieren, so ihre Befürchtung.
Katharina Nebel ist verunsichert über den neuen Quartierplan. Sie wohnt seit 38 Jahren im Zollweiden-Quartier. «Meine Wurzeln sind hier und das ist für mich ganz schlimm, wenn ich mir hier etwas anderes suchen müsste oder ganz weg gehen müsste», sagt sie gegenüber BaselJetzt. «Im Extremfall könnten etwa 700 bis 750 Bewohner:innen ihr Zuhause verlieren», steht auf der Website der Interessensgesellschaft Zollweiden. Die beiden Gründungsmitglieder Nadine Metzger und Mike Pfaff wollen sich mit der Gründung dieser IG Gehör verschaffen. Sie befürchten, dass der ganzen Überbauung ein Rausschmiss bevorsteht. Inzwischen hätten sich über 220 Bewohner:innen und Anwohner:innen gemeldet, die mit den Plänen für das Areal nicht einverstanden sind, so die IG.
Aufstockungen sollen möglich werden
Der Gemeinderat genehmigte vergangenes Jahr den neuen Quartierplan Zollweiden. Damit soll das Areal «sanft verdichtet» werden, wie es auf der Website der Gemeinde Münchenstein heisst. So sollen Mehrfamilienhäuser um ein Vollgeschoss aufgestockt werden dürfen. Mit dem Quartierplan Zollweiden soll gemäss Wohnraum für zusätzliche 200 Menschen geschaffen werden, wie die Gemeinde schreibt.

«Wir befürchten, dass es im Rahmen des neuen Quartierplans – der eben diese Aufstockung und solche Luxusumbauten ermöglicht – zu Leerkündigungen kommt und horenden Mietzinserhöhungen und langen Baustellen», sagt Mike Pfaff, Mitgründer der IG Zollweiden. Ein Teil der Immobilien gehört dem Lebensversicherungskonzern Swisslife. «Grundsätzlich entscheiden wir bei jeder Liegenschaft im Einzelfall und je nach Eingriffstiefe, ob Sanierungsarbeiten im bewohnten Zustand zumutbar sind oder nicht. Wenn immer möglich […] werden Sanierungen ohne Leerkündigungen durchgeführt», versichert das Unternehmen in einer schriftlichen Antwort an BaselJetzt.
IG fordert Überarbeitung des Quartierplans
Gegenüber BaselJetzt will die Gemeinde dazu keine Stellung nehmen. Wie «20 Minuten» schreibt, wohnt der zuständige Gemeinderat Daniel Altermatt (GLP) selbst im Quartier. Die grundsätzliche Idee eines Quartierplans sei ein Geben und Nehmen. Die Gemeinde verlange von den Eigentümern zum Beispiel energetische und ökologische Massnahmen. Im Gegenzug könne sie den Eigentümern die Möglichkeit geben, die Gebäude aufzustocken, so Altermatt. Die kantonale Vorprüfung des Quartierplan wurde letztes Jahr abgeschlossen, worauf das Mitwirkungsverfahren eröffnet wurde.
«Unsere grösste Hoffnung ist, dass wir dadurch, dass wir jetzt schon sehr früh begonnen haben zu intervenieren, der Quartierplan allenfalls überarbeitet werden kann», sagt Nadine Metzger, Mitgründerin der IG Zollweiden. Über den Quartierplan entscheidet letztendlich die Gemeindeversammlung.
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