Basler Fahrschulen kämpfen mit Schülerschwund
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Gesetzesänderung
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Basler Fahrschulen kämpfen mit Schülerschwund

21.04.2023 19:16 - update 22.04.2023 14:33

Lars Franzelli

Seit 2021 dürfen 17-Jährige für Lernfahrten ans Steuer sitzen. Das neue Gesetz soll zu mehr Fahrpraxis führen – es hat aber auch negative Auswirkungen auf die Branche. Und das ist nicht das einzige Problem.

Fahrschulen kämpfen mit rückläufigen Schülerzahlen. Für viele ist der Grund klar: Die Gesetzesänderung von 2021. Der Lernfahrausweis kann seither bereits im Alter von 17 Jahren beantragt werden. Die Überlegung des Bundes: Da die Prüfung nach wie vor erst ab 18 Jahren absolviert werden, haben die Fahrschüler:innen mehr Fahrpraxis.

Die Gesetzesänderung ist vielen Fahrlehrer:innen ein Dorn im Auge. Auch Marco D’Amico, Präsident des Verbands Swissdrive Basel, setzt sich mit den Auswirkungen des Gesetzes auseinander. Die Einführung habe man in der Branche gespürt: «Der Effekt für uns Fahrlehrer ist, dass wir im Prinzip eine Lernphase von plötzlich zwölf Monaten haben, während wir früher drei bis fünf Monate hatten». Dadurch habe sich alles in die Länge gezogen. Man habe zwar vielleicht 50 Schülerinn:en, diese kämen aber nicht mehr regelmässig, sondern nur alle paar Wochen. «Durch das haben wir sicher weniger Arbeit», sagt D’Amico.

Zudem würden jetzt viele auch erst kurz vor der praktischen Prüfung noch Stunden bei einer Fahrschule buchen, sagt D’Amico. Ähnliches berichtet auch Fahrlehrer Peter Hofstetter: «Ich habe ein paar Fahrschülerinnen und Schüler, denen ich jeden Monat eine Fahrstunde gebe, weil sie müssen dieses Erfahrungsjahr abfahren». Hofstetter hält davon wenig: «Das ist völliger Blödsinn».

Viele Fahrschulen konkurrieren sich

Neben den Auswirkungen der Gesetzesänderung ist in Basel aber auch die hohe Anzahl an Fahrlehrer:innen ein Problem. Viele sind in den letzten Jahren dazugekommen, die Konkurrenz ist gross: «Wir haben 4’700 Prüfungen und 250 Fahrlehrer. Da bleibt nicht so viel übrig, wenn man das rechnerisch verteilt», sagt Hofstetter.

Laut D’Amico dürfte sich dieses Problem früher oder später von selbst lösen. Auch, weil viele verdiente Fahrlehrer:innen sich neu orientieren. «Man sieht das jetzt schon, dass viele, die schon lange Fahrlehrer sind, sich einen anderen Job suchen.» D’Amico wünscht sich, dass auf Gesetzesebene eine Lösung gefunden wird. Ein Beispiel sieht er in der Taxi-Branche: «Dort gibt es Kontingente, wie viele Taxis im Raum Basel fahren dürfen», sagt D’Amico. So etwas in dieser Art könnte seiner Meinung nach eine Option sein.

Schwindendes Interesse an Fahrstunden

In den beiden Basel war das Interesse an Fahrstunden allgemein schon höher, erklärt D’Amico. Einer der Gründe sei der öffentliche Verkehr: «Viele sagen: Wir sind eine grüne Stadt, wir haben sehr viele gute öffentliche Verkehrsmittel», so D’Amico. Mit diesen komme man schnell von A nach B. «Das andere ist natürlich der Klimaschutz.» Da dieser im Raum Basel stark ausgeprägt ist, würden sich viele gegen das Auto entscheiden: «Viele sagen: Ich will nicht Auto fahren, ich möchte aufs Klima schauen. Das merken wir sicher», sagt D’Amico.

Für Peter Hofstetter ist klar: «Wenn politisch nichts geht, dann bleibt die Situation so oder wird noch schlechter». Es müsse etwas gehen, fordert er. Laut D’Amico gibt es aber Anzeichen, dass sich die angespannte Lage in den nächsten Monaten entschärfen könnte. Klar ist: Die Konkurrenz um Fahrschülerinnen und Fahrschüler bleibt gross.

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Kommentare

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22.04.2023 08:05

PRodriguez

Es ist ja wohl kaum die Aufgabe der Politik, den Fahrlehrerjob zu subventionieren, oder die Fahrausbildung so umzugestalten, dass die Fahrlehrer mehr Arbeit bekommen. Fahrschulen sind kein Selbstzweck! Ich habe bei all dem Gemeckere in den letzten Wochen noch kein Argument gehört, welches die Sicherheit betrifft. Preise runter oder Konsolidierung.

6 0
21.04.2023 18:07

Tschuegge

…und der Preis einer Fahrstunde… von dem reden die Fahrlehrer bewusst nicht.
Ich habe die Prüfung 1970 gemacht. Eine Fahrstunde kostete Fr. 27.-…und heute!!!… wer kann sich überhaupt noch leisten viele Stunden zu nehmen?
Niemand zu diesem Preis…

7 0
22.04.2023 07:32

karlinloy

jetzt sicher 100.- ….

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