Basler Klimajugend will kein Flüssiggas-Terminal in Muttenz
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Widerstand
Baselland

Basler Klimajugend will kein Flüssiggas-Terminal in Muttenz

04.03.2023 07:08 - update 05.03.2023 12:04
Pascal Kamber

Pascal Kamber

Der Verein für Klimagerechtigkeit und Klimastreik Basel sprach sich bei einer Podiumsdiskussion gegen das geplante Flüssiggas-Terminal in Muttenz aus. Er kündigte weitere Aktionen gegen das Projekt an.

Schon im kommenden Winter soll in Muttenz ein Flüssiggas-Terminal gebaut werden. Die geplante Anlage im Industriegebiet Schweizerhalle wäre schweizweit die erste ihrer Art. Und nicht nur das: Wie Rolf Samer, Chef des Gasverbunds Mittelland, im Tagesanzeiger erklärte, soll nebenan ein grosser Gasspeicher gebaut werden. Dieser würde sechs Prozent des Wintergasbedarfs der Schweiz fassen. Ausserdem stehe Samer mit einem Investor im Gespräch, der am selben Standort ein von der inzwischen zurückgetretenen Bundesrätin Simonetta Sommaruga vorgeschlagenes Gaskraftwerke errichten möchte.

Projekte noch nicht genehmigt

In einer Medienmitteilung hatte der Gasverbund Mittelland am 24.02. erklärt, das der Entscheid über den Bau eines Flüssiggasterminals und eines Gasspeichers in Muttenz noch aussteht. «Beide Projekte befinden sich in der Prüfung und wurden vom Verwaltungsrat der GVM AG noch nicht genehmigt», lässt sich André Dosé, Verwaltungsratspräsident der GVM in der Mitteilung zitieren.

Sowohl Terminal wie auch der Speicher befänden sich nicht in Realisation, sondern würden erst als Möglichkeiten geprüft. Das Flüssiggas-Terminal sei für die Einspeisung von flüssigem Biogas oder synthetischem Methan konzipiert worden, wie der GVM weiter schreibt. Dies sei im Kontext des Ziels des Unternehmens zu sehen, den «Übergang von fossilen zu erneuerbaren Gasen voranzubringen». Damit solle ein Beitrag zum Netto-Null-Ziel bis spätestens 2050, zu welchem sich auch der GVM bekenne.

Widerstand gegen Vorhaben

Gegen das Vorhaben formiert sich trotzdem schon Widerstand. Der Verein für Klimagerechtigkeit und Klimastreik Basel lud am Freitagabend im Quartiertreffpunkt «LoLa» in Basel zur Podiumsdiskussion. Moderatorin Helma Pöppel von den Jungen Grünen ging dabei mit ihren Gästen von der Uni Basel, Frank Krysiak, Professor für Umweltökonomie, und Milo Probst, Dozent Sozial- und Umweltgeschichte, der Frage nach, wie notwendig dieses Flüssiggas-Terminal überhaupt ist.

Der grosse Besucher-Aufmarsch im St.-Johann-Quartier – der Treffpunkt war bis in die hinterste Ecke gefüllt – bestätigte den Eindruck, dass das Thema die Leute beschäftigt. «Wir wollten mit unserer Veranstaltung einen Raum schaffen, wo die Leute ihre Fragen stellen können und Antworten darauf erhalten», sagte Pöppel.

Erneuerbare statt fossile Energieträger

Für Pöppel ist schon lange klar, weshalb man auf das Flüssiggas-Terminal in Muttenz verzichten soll. «Es ist eine fossile Infrastruktur. Das bedeutet mehr Erhitzung und mehr Katastrophen. Genau das brauchen und wollen wir nicht», sagte sie. Stattdessen müsse die Schweiz auf erneuerbare Energieträger wie Solar-, Wind- und Wasserkraft oder Geothermie setzen. «Es gibt so viele Möglichkeiten, da braucht es dieses Terminal nicht», so Pöppel.

Diese Ansicht vertrat auch Milo Probst. «Das Projekt schafft neue Abhängigkeiten von fossilen Energien und ist deshalb das Gegenteil von dem, was es aktuell braucht. Nämlich einen Umstieg auf erneuerbare Energien», sagte er.

Für Frank Krysiak war derweil klar: «Flüssiggas ist zwar ökologischer als Kohle, aber es erzeugt ebenfalls Kohlenstoffdioxid. Wenn wir klimaneutral sein wollen, dürfen wir es also nicht verwenden.» Weil Flüssiggas wahrscheinlich nur einen kleinen Beitrag zur Versorgungssicherheit im Schweizer Energiesektor leisten würde, wäre ein Verzicht gemäss Krysiak ohnehin nicht tragisch.

Die Schweiz könne ihren Energiebedarf gut mit erneuerbaren Trägern sicherstellen. «Das ist einfach, wenn man gut mit den Nachbarländern zusammenarbeitet», sagte Krysiak. Gehe man den eigenen Weg, «dann ist das ein bisschen teurer und aufwändiger, weil es mehr Investition braucht».

Kundgebung in Arlesheim geplant

Welchen Weg die Basler Klimajugend einschlagen will, ist ebenfalls klar. Am Samstag, 25. März organisiert sie um 14 Uhr vor dem Hauptsitz des Gasverbunds Mittelland in Arlesheim eine Kundgebung. «Wir wollen nicht, dass dieses Projekt in Muttenz umgesetzt wird», betonte Helma Pöppel.

Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung will Klimastreik Basel in Arlesheim für grossen Widerstand sorgen. Wie dieser konkret aussieht, erfährt man in den nächsten Wochen. Es ist sogar die Rede von einem zweiten Lützerath: Klimaaktivisten besetzten das kleine Dorf im Deutschen Nordrhein-Westfalen, um den Abbau von Braunkohle zu verhindern.

«Wenn man darunter einen grossen, diversen und gesamtgesellschaftlichen Widerstand versteht, der sich gegen den Bau von fossilen Infrastrukturen einsetzt, dann ja. Dann wird Basel das nächste Lützenrath», sagte Pöppel.

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