Besetzung AJZ: «Es herrscht wieder Frieden im Land»
Julia Schwamborn
Rückblende. Am 14. Februar 1981 besetzen Basler Jugendliche ein ehemaliges Postbetriebsgebäude an der Hochstrasse 16. Sie erklären es zum Autonomen Jugend-Zentrum AJZ. Eine Bewegung nach Zürcher Vorbild.
«Günstigen Wohnraum und grundsätzlich einen Lebensraum, wo man so leben kann, wie man möchte», das wünschten sich autonome Basler Jugendliche und junge Erwachsene in den 70er- und 80er-Jahren. Infolgedessen schufen sie sich jene eben selbst. Die Besetzung der Hochstrasse 16 war das zweite Mal, dass sich Jugendliche mehr oder weniger gewaltsam ihren Freiraum nahmen. Vorgänger:innen besetzten 1972 das Restaurant Mañana am Claragraben.
Die Geschichte des AJZ an der Hochstrasse war allerdings eine Kurze. In einer Razzia am frühen Morgen des 5. Mai, überraschte die Polizei die noch schlafenden Aktivist:innen und räumte das Gebäude. Die Reaktion darauf waren Demonstrationen und die Besetzung der Andlauerklinik am Petersgraben 9/11. Die Regierung unterstellte den Jugendlichen, einen absolut rechtsfreien Raum zu beanspruchen, während die Jugendlichen diese Interpretation als Verweigerung jeglicher Selbstbestimmungsrechte auslegten.
Vorbild Zürich
Seinen Ursprung hatte die Bewegung um die Forderung eines AJZ in Zürich. Dort hatte sich die Unzufriedenheit der Jungen in den sogenannten Opernhaus-Krawallen manifestiert. Im Sommer 1980 gelangte die Bewegung nach Basel, wo es zuerst zu vergleichsweise harmlosen Demonstrationen und Sachbeschädigung kam. Anfang 1981 heizte sich die Stimmung allerdings immer mehr auf. Ausgelöst durch die Theaterwoche, welche eine «Aufarbeitung der Jugendunruhen» zum Thema hatte, kam es zu Ausschreitungen. Rund 500 Jugendliche stellten der Regierung ein Ultimatum und drohten damit, am Valentinstag das Sommercasino zu besetzen. Dies stellte sich allerdings als Farce heraus. Denn die Demonstrant:innen besetzten stattdessen das alte Fabrikgebäude an der Hochstrasse 16. Die Polizei war zu langsam gewesen.
Der 1. Mai liess das Fass überlaufen
Die autonomen Jugendlichen machten sich nicht nur bei der Polizei unbeliebt. Auch den Anwohner:innen, die sich am Lärm und an Diebstählen im Umkreis des AJZ störten, waren die jungen Rebellen ein Dorn im Auge. Im Anschluss an die 1.Mai-Kundgebung auf dem Marktplatz kam es dann zu massiven Ausschreitungen, weil die Kundgebung beendet wurde, ohne einen Sprecher der AJZ-Bewegung zu Wort kommen zu lassen. Eine Gruppe kampfbereiter Jugendlicher zündete gar die Podiumsbühne an und schlug in der Freien Strasse Scheiben ein. In den Nächten nach der 1.Mai-Aussschreitungen kam es zu Strassenschlachten zwischen Jugendlichen der AJZ-Bewegung und sogenannten «Faschos». Letztere gingen unter Beisein der Polizei mit Schlagwaffen und Molotow-Cocktails gegen die Besetzer:innen vor. Dies erweckte im Nachgang den Eindruck, die Polizei habe mit den Schlägern zusammengearbeitet.
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