Betäubt und ausgeraubt – queere Männer werden Opfer krimineller Machenschaften
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Kriminalität
Schweiz

Betäubt und ausgeraubt – queere Männer werden Opfer krimineller Machenschaften

08.12.2023 18:19 - update 08.12.2023 22:03
Ismael Rohwedder

Ismael Rohwedder

Unter dem Vorwand einer bezahlten Massage werden die Opfer mit synthetischen Drogen betäubt und ausgeraubt. Auch in der Region ist den Sicherheitsbehörden ein solcher Fall bekannt.

In der Schweiz breitet sich eine neue Masche krimineller Übergriffe mit queeren Männern als Opfern aus: Unter dem Vorwand intimer Dienstleistungen werden die Leidtragenden mittels synthetischer Drogen wie GBL/GHB unwissentlich betäubt und ausgeraubt. Seit 2021 wurden hierzulande elf solcher Fälle gemeldet.

Die Kantonspolizeien Bern und Waadt warnten am Freitag vor diesem Vorgehen. Demnach gehen die Täter oft mit der gleichen List vor: Sie locken ihre Opfer gezielt mit gefälschten Profilen über Internet-Dating-Plattformen an.

Die miese Masche

Nach der Kontaktaufnahme mit den betroffenen Personen verabreden sich die Täter zu einer bezahlten Massage oder einer anderen Dienstleistung bei ihren Opfern zu Hause. Anschliessend werden Letztere ohne ihr Wissen betäubt und in bewusstlosem Zustand ausgeraubt oder sogar angegriffen.

Fälle gab es in den Kantonen Bern, Baselland, Genf, Waadt, Zug und Zürich. Der Geschäftsleiter von Pink Cross, der Dachorganisation der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz, sagt: «Diese Fälle machen uns tief betroffen. Es ist wichtig und richtig, dass die Polizei diese Übergriffe ernst nimmt und aktiv dazu kommuniziert», so Roman Heggli.

Ferner würden solche Übergriffe durch gesellschaftliche Tabuisierung, Scham und Diskriminierung von schwulen und queeren Lebensweisen begünstigt. «Umso wichtiger ist es, dass wir uns alle gemeinsam für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und Homophobie keinen Platz lassen!», fordert der Pink-Cross-Geschäftsleiter.

Sexuelle Orientierung wird nicht festgehalten

Die Baselbieter Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei bestätigen auf Anfrage, dass ihnen ein Fall nach dieser Masche bekannt sei. Die Fälle würden aber nicht nach sexueller Orientierung unterschieden, weswegen diese Zahlen nicht erhoben werden können. Allem Anschein nach wurde nun also erst nach zwei Jahren ein Zusammenhang mit Vorfällen in anderen Kantonen festgestellt. Nun soll aber national gehandelt werden.

Zwei Verdächtige, rumänische Staatsangehörige im Alter von 27 und 41 Jahren, wurden im Ausland festgenommen. Die Ermittler in den verschiedenen Kantonen sind damit beschäftigt, weitere tatverdächtige Personen zu identifizieren. Ferner hielten die Kantonspolizeien mit Unterstützung vom Bundesamt für Polizei (Fedpol) in der vergangenen Woche in Lausanne ein operatives Treffen ab, um sich zu koordinieren und Ermittlungsinformationen auszutauschen. (isr/sda)

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