Betroffene: «Ich möchte auch keinen positiven Rassismus erleben»
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Gesellschaft
Basel-Stadt

Betroffene: «Ich möchte auch keinen positiven Rassismus erleben»

26.04.2023 18:27 - update 27.04.2023 11:38

Julia Schwamborn

Das Reporting des Bundes weist für das vergangene Jahr so viele Fälle von Rassismus aus wie noch nie. Ist die Schweiz rassistischer geworden? Wir haben mit einer Betroffenen über ihre Erfahrungen gesprochen.

Seit dem Jahr 2005 ist die Zahl der gemeldeten Rassismus-Fälle von 87 auf 708 gestiegen. Johan Göttl, Mitarbeiter der Beratungsstelle «Stopp Rassismus», erklärt sich das mit dem gestiegenem Bewusstsein. «Ich denke, es hat nichts damit zu tun, dass es mehr Rassismus gibt in der Schweiz, sondern, dass Betroffene eher eine Beratungsstelle aufsuchen.» Der Bericht des Bundes gebe kein genaues Bild darüber ab, was tatsächlich vorgefallen sei, oder wo die Betroffenen den Rassismus erlebt hätten. Die Zahl ergebe sich nur durch die in Anspruch genommenen Beratungen, so Göttl.

Die hohe Anzahl der gemeldeten Fäll sei also nur «die Spitze des Eisbergs». Was sich laut Göttl allerdings sagen lässt: «Betroffene sind meistens Eltern von Schulkindern. Da ist der Leidensdruck sehr gross». 

«Ist dein Kind Albino oder ist es adoptiert?»

Rassistische Erfahrungen musste auch Delia Steib im vergangenen Jahr zu genüge machen. Seit der Geburt ihrer Tochter sei ihr der Alltagsrassismus vermehrt aufgefallen. Denn Delias Tochter hat eine helle Hautfarbe, blonde Locken und blaue Augen, wie ihr Vater. Es fielen dann Sätze wie: «Ist sie Albino, oder ist sie adoptiert?», «man würde gar nicht denken, dass du ihr Mami bist», «wurde sie im Spital verwechselt?», «sie ist ja gar kein richtiger Mischling», «warum konntest du deine schöne Hautfarbe nicht mitgeben?». Das erwecke den Eindruck, erzählt Delia, als hätten die Leute das Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmen würde.

Es gibt auch die umgekehrte Diskriminierung

Diese Art von Rassismus, die Delia Steib so oft erfährt, nennt sich positiver Rassismus, oder auch umgekehrte Diskriminierung. Davon spricht man, wenn eine Aussage, die sich einer im Kontext von Rassismus existierenden Zuschreibung, eines Stereotyps oder eines Vorurteils bedient, von der Senderin oder vom Sender nicht als abwertende Beleidigung, sondern vielmehr als wohlwollende Anmerkung oder gar als Kompliment gedacht war.

Für Delia Steib spiele es keine Rolle, welche Form von Rassismus sie erfahre. «Ich möchte auch keinen positiven Rassismus erleben und beispielsweise hören, dass dunkelhäutige Babys die Schönsten sind und so eine tolle Hautfarbe haben. Ich wünsche mir einfach, dass es keine Rolle spielt und Hautfarbe kein Thema ist.»

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Kommentare

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27.04.2023 07:17

vivi

Was sind das für Menschen, die solche fragen stellen? Meine Antwort lautet, primitive, respektlose ohne Hirn und Anstand .

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27.04.2023 05:36

karlinloy

positiver rassismus ? wer versteht das noch ? schon alleine die frage woher kommen sie ? wird als rassismus gegolten . am besten man schweigt . dann beklagen sie sich das man mit ihnen nicht redet .

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