
Medienkompetenz lässt zu wünschen übrig
Baseljetzt
Die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung ist tief. In einer Studie fällt es vielen Befragten schwer, beim Medienkonsum Information, Kommentar oder Werbung auseinander zu halten.
Die Befragten erreichten laut der vom Bakom auf seiner Webseite veröffentlichten Studie «Die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung» des wissenschaftlichen Netzwerks Politools in Tests zu verschiedenen Facetten der Medienkompetenz im Durchschnitt gerade einmal knapp 6 von 19 möglichen Punkten. Das entspricht nicht einmal einem Drittel der Gesamtpunktzahl.
Die Studie nehme erstmals für die Schweiz eine Erhebung der Medienkompetenz der erwachsenen Gesamtbevölkerung vor, hält das Bakom dazu fest. Für die repräsentative Umfrage wurden rund 3000 Personen in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz online befragt.
Die Befragten mussten beispielsweise verschiedene Nachrichtenbeiträge nach ihrer politischen und gesellschaftlichen Bedeutung für die Schweiz einordnen. Auch hatten sie zu beurteilen, ob es sich bei einer gezeigten News um Information, Werbung, Meinung oder Falschinformation handelt.
Deutschsprachige und höher Gebildete mit mehr Kompetenz
Die Analyse der Medienkompetenz nach klassischen soziodemografischen Merkmalen zeigte, dass Deutschsprachige, Männer und höher Gebildete über eine höhere Medienkompetenz verfügen als Französischsprachige, Frauen und Personen mit niedrigem Bildungsstand. Ebenso zeigte sich, dass jüngere Altersgruppen höhere Kompetenzwerte aufweisen als ältere.
Als «recht erfreulich» werden die Befunde im Spezialbereich der Social-Media-Kompetenz sowie dem verantwortungsbewussten Umgang mit dubiosen Nachrichten-Posts gewertet. Im Durchschnitt beantworteten die Befragten 60 Prozent der Fragen bezüglich der Social-Media-Kompetenz korrekt. 87 Prozent von ihnen entschieden sich in einem fiktiven Beispiel einer übereilt via Whatsapp weitergeleiteten Falschnachricht für eine verantwortungsbewusste Reaktionsmöglichkeit.
Die Auswertungen zeigten ausserdem, dass nur 10 Prozent der Befragten kein Vertrauen in die Berichterstattung zu politischen und gesellschaftlichen Themen haben. Aber fast ein Fünftel waren der Meinung, dass Medien und Politik Hand in Hand arbeiteten, um die Bevölkerung zu manipulieren. Zudem war die Hälfte der Befragten ganz oder teilweise der Meinung, dass eine funktionierende Demokratie auch ohne unabhängigen Journalismus funktionieren könne.
Laut der Forschung können falsche oder irreführende Meldungen etwa das individuelle Verhalten wie die Impfbereitschaft beeinflussen oder die Wahlabsicht. Sie führten auch dazu, dass ihnen bei aufeinanderfolgendem Kontakt eher Glauben geschenkt werde. Fühlten sich Personen hingegen durch Desinformation verunsichert, so sinke ihr Vertrauen in Nachrichteninhalte, insbesondere in solche auf digitalen Plattformen. (sda/lab)
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baseljetzt
Interessant wäre es jetzt auch, eine Studie über die Kompetenz der Medienschaffenden zu erstellen. Wie weit diese Falschmeldungen erkennen, den Informationswert einer Nachricht einordnen können und ob sie diese wertfrei (ohne Einärbung durch eigene [politische] Ansichten) Ohne und auch korrekt wiedergeben können…
Sonnenliebe
Nicht wirklich überaschend.