«Bin nicht hier, um alte Kapitel nochmal zu lesen, sondern um ein neues zu schreiben»
©Bild: Keystone
Timo Schultz
FCB

«Bin nicht hier, um alte Kapitel nochmal zu lesen, sondern um ein neues zu schreiben»

20.06.2023 13:00 - update 20.06.2023 14:20
Florian Metzger

Florian Metzger

Erstmals stellt sich der neue FCB-Trainer Timo Schultz den Medien. Zusammen mit Sportchef Heiko Vogel gibt er Auskunft über die Herausforderungen und Ziele der nächsten Saison.

Bereits länger konnte sich Timo Schultz auf seine neue Aufgabe beim FC Basel vorbereiten. Ein Wunschszenario für jeden Trainer. Schultz konnte diese Zeit gut gebrauchen, da er den Schweizer Fussball nicht kennt.

Als der FC Basel anklopfte, musste er aber nicht lange darüber nachdenken. «Die Strahlkraft, die der Verein hat, ist nicht nur schweizweit sondern europaweit. Schon beim ersten oder zweiten Gespräch hat man gemerkt, dass man auf der gleichen Wellenlänge ist. Aus der Ferne hatte er vor allem die erfolgreiche FCB-Zeit in der Champions League mitbekommen. «Aber ich war noch nie im Stadion. Das erste Mal war es gegen YB im Cup.»

Basel soll dritte Heimat werden

Der Mann, der ursprünglich aus dem Ostfriesland kommt, hat seine zweite Heimat in Hamburg beim FC St. Pauli gefunden. Dort ist er als Spieler bereits zur Legende gereift und war auch als Trainer sehr beliebt, bis er freigestellt wurde. Nun hofft er seine dritte Heimat in Basel zu finden, auch wenn seine Familie vorerst in Hamburg bleiben wird. «Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl. Ich hätte nichts dagegen wenn in ein paar Jahren Basel auch meine Heimat wird.»

Für Sportchef Heiko Vogel war schnell klar, dass Schultz die Wunschlösung ist: «Ich muss eine Sache mal klarstellen. Ich hatte unglaublich viele Anfragen von Beratern auf meinem Tisch. Aber niemals von Timo. Ich habe ihn beobachtet, auch die Interviews von ihm gelesen und ihn für sehr spannend befunden. Nach dem ersten Telefonat war klar, dass wir alles in die Waagschale werfen, um Timo hierhin zu lotsen. Das ist uns zum Glück gelungen.»

Vogel wird auf eigenen Wunsch bei Spielen nicht auf der Ersatzbank Platz nehmen, sondern auf der Tribüne sitzen. «Für mich war es klar, dass meine Position nicht auf der Bank ist. Ich war jetzt vier Monate lang Interimstrainer und bin jetzt in einer neuen Funktion. Jetzt geniesse ich es auch, ein Spiel für mich alleine anschauen zu können. Dann laufe ich auch weniger Gefahr, dort hin geschickt zu werden, wo ich jetzt sowieso schon sitzen werde», sagt Vogel schmunzelnd.

Schwierige Vorbereitung

Der Umgang mit dem Schiedsrichter geht Schultz anders an als sein Vorgänger Vogel, da er auch selbst einmal gepfiffen hatte. «In vielen Punkten sind Heiko und ich uns sehr änhlich. Aber da habe ich auch schon angekündigt das etwas ganz sicher anders sein wird bei mir. Ich lege mich nicht mit dem Schiedsrichter an.» Daraufhin Vogel: «Das schauen wir dann mal.»

Die holprigen letzten Jahren hat auch Schultz mitbekommen. «Ich bin nicht hier um alte Kapitel nochmals zu lesen, sondern um ein neues zu schreiben. Der Rückstand der letzten Saison können wir aber nicht einfach wegwischen. In den letzten Jahren war der zu gross.» Deshalb brauche es auch Demut und nicht bereits grosse Töne.

Nun liegt eine schwierige Vorbereitung vor dem neuen Trainer. Wegen der Nationalmannschaft muss er auf einige Spieler verpflichten und da das Transferfenster noch länger als das Transferfenster offen ist, könnte es noch zu einigen Veränderungen im Kader kommen. «Wir wollen noch den einen oder anderen Transfer tätigen. Je nach Angebot könnte auch der eine oder andere Abgang hinzukommen.»

Einige Veränderungen im Kader möglich

Auf welchen Positionen der FCB sich noch verstärken will, lässt er nicht durchblicken. Nach dem Abgang von Andi Zeqiri ist aber klar: «Wir sind uns einig, dass wir auf der Suche nach einem Spieler sind, der uns Tore garantiert», so der Sportdirektor. Bis der Kader zusammen ist, will Schultz mit den anwesenden Spielern ein Gerüst schafften, das es den Neuzugängen und den Natispielern erleichtert, sich zu integrieren.

Das Umschaltspiel gehört zu Schultz’ Spielstiel. Schlussendlich sei seine Taktik aber abhängig vom finalen Kader. Zuerst sei aber wichtig, dass ein gewisses Vertrauensverhältnis entsteht. «Damit die Spieler gerne arbeiten und auch viel arbeiten. Wir versuchen jeden Spieler auf ein anderes Level zu heben. Das ist natürlich ein Prozess der länger dauert als diese Vorbereitung», so Schultz.

Der Trainerverschleiss des FCB war in den letzten Jahren sehr gross. Angst, dass Schultz auch das Schicksal der Entlassung teilen muss, habe der Deutsche nicht: «Ich bin überzeugt, dass die Arbeit gut zu mir passt. Das wichtigste wird immer die Fussballmannschaft bleiben. Wenn die erfolgreich ist, dann geht es dem ganzen Verein gut. Wenn ich das schaffe, dann werde ich auch nächste Saison hiersitzen.»

Einfach wird diese Aufgabe nicht werden. Noch schwerer würde es werden, wenn der Kader wieder zünftig verändert werden würde, was die Verantwortlichen aber nicht anstreben. Dennoch dürfte es schwierig werden, Spieler wie Zeki Amdouni oder Andy Diouf halten oder ersetzen zu können. Bis jetzt liegen auf Vogels Tisch aber noch keine konkreten Angebote.

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Kommentare

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20.06.2023 11:07

Nordrampe

Ich freue mich auf den neuen Trainer und wünsche ihm und der Mannschaft viel Glück.
FCB forever

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