Blatter und Platini stehen heute vor Gericht: Die Welt blickt nach Muttenz
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Fifa-Prozess
Baselland

Blatter und Platini stehen heute vor Gericht: Die Welt blickt nach Muttenz

02.03.2025 17:36 - update 03.03.2025 08:43
David Frische

David Frische

Am Montag beginnt in Muttenz der Berufungsprozess gegen Sepp Blatter und Michel Platini. Es geht um eine Zahlung von der Fifa an Platini von zwei Millionen Franken. Aber was hat Muttenz damit zu tun?

Februar 2011. Der Weltfussballverband Fifa überweist auf ein Konto von Michel Platini einen Betrag in Höhe von zwei Millionen Franken. Platini ist damals Uefa-Präsident und Vizepräsident der Fifa. Doch dieses Geld stand ihm gemäss Bundesanwaltschaft nicht zu, und die Zahlung hätte somit nicht erfolgen dürfen. Genehmigt hatte sie der damalige Fifa-Präsident Sepp Blatter.

Die Fifa erstattete in der Folge Anzeige und es kam zur Anklage. Die Bundesanwaltschaft wirft Platini und Blatter Betrug und Veruntreuung vor. Im Juni 2022 wurden beide vom Bundesstrafgericht in Bellinzona freigesprochen.

Berufungsrichter mussten in den Ausstand treten

Doch die Bundesanwaltschaft und die Fifa gaben nicht nach. Sie legten Berufung ein. Üblicherweise findet der Berufungsprozess dann ebenfalls in Bellinzona statt. Doch in diesem Fall gab es ein Problem: Die Berufungskammer präsidierte mit Olivier Thormann jene Person, die als Bundesstaatsanwalt das Verfahren gegen Blatter und Platini im Jahr 2015 eröffnet hatte. Er musste zudem als Zeuge aussagen.

Platinis Anwälte warfen Thormann vor, er habe damals als Zeuge nicht die Wahrheit gesagt und sie erhoben eine Ausstandsbeschwerde. Das Bundesgericht hiess die Beschwerde gut und schickte die Berufungskammer in den Ausstand.

Das Los fiel auf den Kanton Baselland

Bedeutet: Für den Berufungsprozess musste ein neues, ausserordentliches Gericht her. Und der Prozess findet nicht in Bellinzona statt. Dieses Sondergericht setzt sich aus Richtern zusammen, die per Los ausgewählt wurden.

Das Los fiel unter anderen auf den Baselbieter Roland Hofmann (SVP). Er hat in der Berufungskammer den Vorsitz. Und der Prozess gegen Blatter und Platini findet somit in den Räumlichkeiten des Baselbieter Strafgerichts in Muttenz statt. Die weiteren Mitglieder der Kammer sind Richter Marc Siegwart aus Zug und Thomas Flückiger aus Solothurn.

Blatter und Platini werden in Muttenz erwartet

Und so steht das beschauliche Muttenz ab Montag plötzlich im Fokus des internationalen Medieninteresses. Blatter und Platini werden beide zum Prozess erwartet. Die Verhandlung ist auf mehrere Tage angesetzt.

Für den 11. und 12. März sind zwei Reservetage eingeplant – der 10. März ist hingegen kein Verhandlungstag. Der Grund ist durchaus pikant: Dann hat Blatter Geburtstag und wird 89 Jahre alt. Er wolle diesen aber erst feiern, «wenn das Verfahren ausgestanden ist», erklärte Blatter gegenüber Kleinreport.

Blatter: «Endlich wird die Sache geklärt»

Ohnehin geben sich beide Beschuldigte zuversichtlich, was den Ausgang des Berufungsprozesses angeht: Blatter blicke dem Verfahren «mit Optimismus entgegen», wird er von Kleinreport weiter zitiert. «Endlich wird die Sache geklärt», so der Walliser. Gegenüber CH Media kündigte der ehemalige Fifa-Präsident zudem bereits an, ans Bundesgericht weiterzuziehen, sollte das Gericht den Freispruch aufheben.

Platini wird in verschiedenen Medien zitiert: Das Verfahren hätte «gar nie beginnen dürfen». Sein Anwalt Dominic Nellen lässt verlauten, dass Platini die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft «vollumfänglich bestreitet».

Und die Fifa? Sie hat sich inzwischen vom gesamten Verfahren in Muttenz dispensieren lassen und wird folglich beim Prozess nicht anwesend sein. Offenbar hat der jetzige Fifa-Präsident Gianni Infantino das Interesse am Fall verloren. Zur Berufungsverhandlung sind auch keine neuen Zeugen geladen.

Ausnahmezustand in Muttenz

Das mediale Interesse am Prozess dürfte allerdings gross sein. Für die Verhandlung sind rund 30 Journalist:innen angemeldet, für die ein separater Raum zur Verfügung gestellt wird. Auch das Sicherheitskonzept musste ausgeweitet und die Zahl der Parkplätze erhöht werden, wie das Baselbieter Strafgericht gegenüber Kleinreport sagt. «So etwas haben wir hier noch nie erlebt», so eine Sprecherin.

Baseljetzt wird am Montag vor Ort sein und vom Prozess berichten. Das Urteil wird am 25. März erwartet. Für die Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

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