Tapinoma
Baselland

Böckten und Muttenz kämpfen gegen Ameisen-Invasion

09.07.2025 06:01 - update 09.07.2025 11:13
David Frische

David Frische

Die Tapinoma-Ameise ist in Europa auf dem Vormarsch. Auch im Baselbiet breitet sich die invasive Art aus. Zwei Befallsherde wurden nun in Böckten und Muttenz entdeckt. Die Behörden versuchen, der Lage Herr zu werden.

«Es ist bedrohlich», sagt Lilot Hegi aus Böckten im Bezirk Sissach (siehe Video oben). Ihr steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Vor zwei Jahren bemerkte sie auffällig viele Ameisen an der Strasse vor ihrem Haus. Besonders entlang der Mauer zu ihrem Garten halten sich die Insekten gerne auf. Anfangs dachte sie sich nicht viel dabei.

Nicht Tausende, sondern Millionen

Doch es wurden von Jahr zu Jahr mehr. «Dieses Jahr sind es so viele, dass ich mich kundig machte», so Hegi. Es stellte sich heraus: Das sind keine gewöhnlichen einheimischen Ameisen rund um Hegis aus, sondern jene der Gattung Tapinoma aus dem Mittelmeerraum.

Der Unterschied zu den hiesigen Ameisen: Sie treten nicht tausendfach in einzelnen Kolonien auf, sondern millionenfach in sogenannten Super-Kolonien. Sie graben unterirdische Tunnelsysteme, beschädigen so die Infrastruktur, darunter Stromkästen und Unterhöhlungen bei Trottoirs und Vorplätzen.

So stösst auch Hegi auf unzählige Exemplare, versucht, die Krabbler irgendwie zu vertreiben. Zwecklos. «Ich habe Albträume», sagt sie. Sie will, dass die Plage aufhört.

Die Tapinoma-Ameise

Die Ameisen der Gattung Tapinoma ist weltweit verbreitet. Die Untergattung Tapinoma nigerrimum lebt im Mittelmeerraum. Von dort aus wurden die Tiere, vermutlich über Topfpflanzen, nach Mitteleuropa eingeschleppt. In den vergangenen Monaten wurden immer mehr Fälle bekannt, wonach sich die invasive Art ausbreitet. Grosse Befallsherde gibt es in Deutschland und im Kanton Zürich, teils auf Flächen von mehreren Hektaren. (daf)

Kanton testet Methoden der Bekämpfung

Lilot Hegi meldete die Funde rund um ihr Haus dem Kanton Baselland. Dieser hat noch nicht viel Erfahrung im Umgang mit den Tapinoma-Ameisen. Es ist erst der zweite bestätigte Befallsherd im Baselbiet. Der andere befindet sich in Muttenz.

«Das Problem ist neu», sagt Gabriel Stebler, Leiter Ressort Störfallvorsorge und Chemikalien beim Kanton Baselland. Er und sein Team sind für die Bekämpfung invasiver Arten wie Japankäfer, Asiatische Hornisse und nun eben die Tapinoma-Ameise zuständig. Die Behörden gehen laut Stebler von einer hohen Dunkelziffer aus. Nun gelte es, «die beste Methode herauszufinden», wie die invasiven Ameisen bekämpft werden können.

Das Ausland liefert Ansatzpunkte. In Deutschland sind die Krabbeltiere ebenfalls auf dem Vormarsch. Mancherorts bekämpft man die Ameisen, indem man ihre Nester mit Wasser, zwischen 90 und 94 Grad heiss, ausspült. «Diese Methode hat sich in Deutschland bereits bewährt. Zudem ist sie im Vergleich zu Gift umweltfreundlicher», so Stebler. Deshalb wagt man in Böckten ebenfalls den Versuch, siehe Video:

Ganz ohne Gift geht es wohl nicht

Sofern nicht anders geregelt, ist die Bekämpfung eines solchen Problems Sache der Gemeinden. So nimmt sich der Böckter Gemeindearbeiter Michael Armbruster der Sache an. Zusammen mit einer externen Firma spürt er die Tapinoma-Nester auf und spült sie schliesslich mit brühend heissem Wasser aus. Es zeigt sich, dass sich die Superkolonie der Ameisen mehrere hundert Meter entlang der Strasse ausgebreitet hat. Armbruster und Co. finden ein Nest nach dem anderen.

Wie effektiv ist die Methode? Die Baselbieter Störfallvorsorge ist verhalten optimistisch. Stebler: «Eine komplette Tilgung ist mit heissem Wasser wahrscheinlich nicht möglich.» In Deutschland habe sich aber gezeigt, dass die Ameisenpopulationen so deutlich dezimiert werden können. «Wahrscheinlich wird es auf eine kombinierte Methode mit dem punktuellen Einsatz von Insektiziden hinauslaufen.»

«Erhebliche Bedrohung für einheimische Ameisen»

Ein Gemeindevertreter aus Muttenz ist bei der Bekämpfung in Böckten dabei, um sich ein Bild zu machen. Allenfalls greift die Gemeinde ebenfalls zum Heisswasserschlauch, um die Tapinoma zu dezimieren. Denn klar ist: Es muss etwas unternommen werden.

Für den Menschen ist die Ameise zwar ungefährlich, ausser dass sie lästig beisst – nicht so für die einheimischen Ameisen, erklärt Stebler: «Im Frühling wird sie früher aktiv und bleibt im Herbst länger aktiv. In dieser Zeit stellt sie eine erhebliche Bedrohung für die heimischen Ameisenarten dar, da sie ein räuberisches Verhalten zeigt und diese zunehmend verdrängt.»

Mitarbeit: Andri Gschwind

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09.07.2025 10:32

Sonnenliebe

Dies wird immer wie schlimmer werden, Neophyten und Neozoen werden die einheimischen Arten verdrängen. Bitte schaute zu den nützlichen einheimischen Tieren, gebt ihnen bei Hitze Wasser und pflanzte einheimische Pflanzen, damit die Tiere Nahrung finden, schützt die Bioversität.

4 0
09.07.2025 09:41

Ninle587

Krass

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