Hohe christliche Feiertage stehen vor der Tür. Aber für viele Menschen in Basel-Stadt sind diese Daten unterdessen zu willkommene Freitagen ohne grosse religiöse Bedeutung geworden.

Der Kanton Basel-Stadt zählt neun offizielle Feiertage:

• Neujahr
• Karfreitag
• Ostermontag
• 1. Mai
• Auffahrt
• Pfingstmontag
• 1. August
• Weihnachtstag
• Stephanstag

Nur gerade zwei dieser Tage (1. Mai und 1. August) haben keinen christlichen Ursprung. Viele wissen aber gar nicht mehr so genau, was sich hinter den religiösen Anlässen verbirgt, feiern sie nicht mehr im christlichen Sinne oder gehören einer anderen oder gar keiner Religion an. Basel hat dabei auch mehr Konfessionslose als alle anderen Städte in der Schweiz. Bereits 57 Prozent der Wohnbevölkerung gehören keiner Religionsgemeinde mehr an.

Brauchen wir also noch christliche Feiertage? Diese Frage haben wir mit der Münsterpfarrerin Caroline Schröder Field und dem Kulturwissenschaftler der Universität Basel, Konrad Kuhn diskutiert.

Welchen Stellenwert haben christliche Feiertage heutzutage in unserer Gesellschaft?

Konrad Kuhn: Unsere Feiertage haben ihren Ursprung im christlichen Glauben. Sie haben aber darüber hinaus noch eine andere Fuktion in unserer Gesellschaft. Sie strukturieren die Zeit. Wir nehmen das Jahr stark mit diesen Ritualen wahr. Sie unterscheiden sich im Vergleich zum normalen Alltag. Oft sind Sie auch verbunden mit überschwänglicher Nahrungsaufnahme: Beispielsweise der Osterbrunch oder ganz klassisch das Weihnachtsfest. Deshalb ist auch die Kritik, dass es an diesen Tagen nur noch um Konsum gehe, nur teilweise berechtigt. Dieser Überfluss gehört ganz zentral zum Fest dazu.

Caroline Schröder Field: Die Feiertage bieten uns allen eine Auszeit. Wobei zu sagen ist, dass es immer auch Menschen gibt, die an diesen Tagen arbeiten müssen.

Also wie Sie zum Beispiel?

(lacht) Ja, genau. Aber das ist dann nochmal ein anderes Thema. Die Feiertage sind auch eine Gelegenheit, eine Auszeit gemeinsam zu erleben. Es prägt einen Feiertag, wenn man ihn gemeinschaftlich begeht. Und für mich als Christin rufen diese Tage bestimmte Aspekte der christlichen Geschichte in Erinnerung. Zudem bin ich auch dankbar für die Vielfalt der Feiertage. Es ist etwas anderes, ob ich die Geburt Jesus oder den Palmsonntag, also den Einzug von Jesus in Jerusalem, feiere. Der Reichtum dieses Glaubens wird durch die Feiertage unterstützt.

Brauchen wir noch christliche Feiertage?

Konrad Kuhn: Ich glaube, es gibt das Argument der jahrhundertelangen Tradition. Wir haben uns daran gewöhnt, dass es sie gibt. Man kann sich fragen, wie stark diese Bindung an das Christentum sein muss. Als Kulturwissenschaftler bin ich offen für viel Dynamik. Das heisst: In einer diverser werdenden Gesellschaft könnte man auch darüber nachdenken, ob man andere Sachen einführt. Der Ramadan beispielsweise hat jetzt angefangen. Aber ganz grundsätzlich ist dieses Zusammenkommen der Menschen, wie Frau Schröder Field es angesprochen hat, ein sehr starkes Bedürfnis. Und weshalb sollte man etwas abschaffen, das den Menschen hilft? Deshalb würde ich sagen, braucht es sie weiterhin.

Caroline Schröder Field: Ich verstehe, dass unsere Gesellschaft vielfältiger wird. Wir haben viele verschiedene Konfessionen und Religionen, aber besonders auch ein grosses Heer an Konfessionslosen. In Basel und in der Schweiz. Auf der anderen Seite denke ich, schränkt man das Recht auf Religionsausübung ein, wenn man bestehende Feiertage so abschafft, das die Leute sie nicht mehr begehen können. Darin sehe ich eine grosse Gefahr. Was ich durchaus auch sehe: Der 1. Mai ist auch als Feiertag entstanden. Genau wie die christlichen Feiertage auch. Die sind ja nicht mit Jesus vom Himmel gefallen. Also weshalb sollte es da keine Veränderung geben?