Öffentlicher Verkehr
Basel-Stadt

BVB bauen für ihre E-Busse die grösste Indoorladeanlage Europas

06.02.2024 17:49
Pascal Kamber

Pascal Kamber

Einzigartiger Neubau der Garage Rank, vollständige Umstellung der Busflotte auf E-Antrieb und neue Trams: Die BVB haben in den kommenden Jahren Grosses vor. Mit sämtlichen Projekten befinde man sich auf Kurs.

Die Basler Verkehrsbetriebe rollen auf direktem Weg in die Zukunft. In den kommenden drei Jahren wollen die BVB ihre gesamte Busflotte modernisieren und auf E-Busse umstellen. Damit erfüllen sie die gesetzliche Vorgabe, dass der öffentliche Verkehr im Kanton Basel-Stadt bis 2027 zu hundert Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss.

Durch die Systemumstellung müssen die BVB ihren einzigen Standort für die Instandhaltung und das Abstellen der Busse, die Garage Rank, neu bauen. Das Baugesuch wird nun in den kommenden Wochen eingereicht. «Das ist ein grosser Meilenstein, auf den wir jahrelang mit viel Herzblut hingearbeitet haben», freut sich BVB-Direktor Bruno Stehrenberger bei der Medienorientierung an der Rankstrasse.

Ein Neubau wird fällig, weil die Garage Rank den heutigen Anforderungen nicht mehr genügt. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus dem Jahr 1957 und wurden anschliessend laufend erweitert. «Wenn alle Busse in der Garage sind, platzt sie aus allen Nähten», sagt Stehrenberger. Zudem müsste sie gegen Erdbeben abgesichert werden, «und der Einbau von Ladeinfrastruktur ist nicht machbar».

Leuchtturmprojekt als Basis

Aus diesem Grund kommt ein einzigartiger Neubau mit der ungefähren Fläche eines Fussballfeldes und rund 26 Metern Höhe zu stehen. «Es wird europaweit die grösste Indoorladeanlage», so Bruno Stehrenberger. Die neue Garage Rank beinhaltet eine Bus-Werkstatt mit acht Arbeitsplätzen, an denen die modernen Fahrzeuge zeitgemäss repariert und unterhalten werden können. Die Abstellzonen auf den vier oberirdischen Geschossen bieten Platz für total 144 E-Busse, inklusive Ladestationen.

An Schnell-Ladestationen können die Batterien bei Bedarf innert einer halben Stunde von 20 auf 100 Prozent aufgeladen werden. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert rund 5,5 Prozent des Energiebedarfs der neuen Garage. Hinzu kommen eine Waschanlage sowie Schulungs- und Ausbildungsräume. «Für uns ist das ein Leuchtturmprojekt, das die Grundlage liefert, den öffentlichen Verkehr elektronisch zu schaffen», sagt Stehrenberger.

Weil die BVB für den Neubau nicht die gesamte Fläche des Areals bei der Rankstrasse benötigen, übergeben sie dem Kanton Basel-Stadt rund 3000 Quadratmeter zur Schaffung von Wohnraum. «Dieses Projekt läuft aber unabhängig vom Neubau der Garage», erklärt Daniel Schütz, Leiter Bussystem 2027 bei den BVB

Finanziell alles im Lot

Bereits Mitte Juni beginnt der Rückbau der Garage, im Mai 2027 will die BVB in den Neubau einziehen. Während dieser Zeit werden die Busse im Provisorium Messehalle und Klybeck abgestellt. Beide werden anschliessend abgebaut und die Ladeinfrastruktur im Neubau weiter verwendet.

BVB bauen für ihre E-Busse die grösste Indoorladeanlage Europas
Die Busse befinden sich während des Rückbaus in einem Provisorium. Bild: Baseljetzt

Mit acht E-Doppelgelenkbussen, 19 E-Normalbussen und 38 E-Gelenkbussen ist aktuell bereits die Hälfte der BVB-Flotte ausschliesslich mit Strom unterwegs. Noch kommen 55 Dieselgelenk- und acht Kleinbusse zum Einsatz, diese werden aber bis 2027 ebenfalls durch E-Fahrzeuge ersetzt. «Die Umstellung verlief bisher reibungslos, abgesehen von einigen Kinderkrankheiten. Wir haben mit den E-Bussen gute Erfahrungen gemacht und positive Rückmeldungen von den Kunden erhalten», zeigt sich Bruno Stehrenberger zufrieden.

Auch finanziell befinde man sich auf Kurs, wie er betont. Das Gesamtvolumen des Projekts beläuft sich auf 308 Millionen Franken. Der Neubau der Garage Rank sowie die Provisorien sind mit 160 Millionen Franken veranschlagt, für die Fahrzeug-Beschaffung sind 145 Millionen Franken budgetiert.

«Laufen auf dem Zahnfleisch»

Die BVB nutzten die Gelegenheit und informierten auch über den Stand der Dinge bei der Trambeschaffung. Weil Hersteller Alstom insgesamt 34,1 Millionen Franken mehr für die zusätzlichen Flexity-Trams verlangt, entschied der Grosse Rat, die Kaufoption nicht zu ziehen und stattdessen die Beschaffung von neuem Rollmaterial auszuschreiben. Diese soll in den kommenden Wochen veröffentlicht werden, wie Bruno Stehrenberger versichert.

«Wir sind glücklich mit dem Entscheid des Parlaments, auf die weiteren 23 Flexity-Trams zu verzichten. Sie entsprachen weder technologisch noch finanziell unseren Erwartungen», erklärt Stehrenberger. «Das stellt uns aber vor Herausforderungen.»

BVB bauen für ihre E-Busse die grösste Indoorladeanlage Europas
Die «Cornichons» haben bald ausgedient – aber erst, wenn die neuen Trams da sind, was noch einige Jahre dauern wird.Bild: Flickr

Weil sich die Lieferzeit für die neuen Trams um rund eineinhalb Jahre verlängert, müssen die 13 alten Tramzüge – die «Cornichons» – entsprechend länger als gedacht in Betrieb sein. «Bis die neue Flotte ankommt, laufen wir mit unserem Rollmaterial total auf dem Zahnfleisch», so Stehrenberger.

Beschaffung ist ein schwieriges Unterfangen

An diesem Umstand dürfte sich vorerst nichts ändern. Sofern der politische Prozess reibungslos verläuft, rechnet Stehrenberger frühestens Ende 2027 mit der Auslieferung der neuen Tram-Fahrzeuge. Bis dann sind auch die legendären Wagen aus den 1980er-Jahren noch auf den Basler Schienen unterwegs, ehe sie ab 2028 schrittweise aus dem Verkehr gezogen werden.

Die Beschaffung ist kein einfaches Unterfangen. «Die Ausschreibungsunterlagen füllen ganze Bundesordner», sagte Stehrenberger schmunzelnd. Oberstes Ziel sei neben dem Komfort für die Fahrgäste, dass die BVB möglichst infrastrukturschonende Fahrzeuge erhalten. Aufgrund der Erkenntnisse aus einer Vorstudie entschieden die BVB deshalb, dass das neue Multigelenk-Tram nur vier statt fünf Fahrwerke besitzen und maximal 45 Meter lang sowie 2,3 Meter breit sein soll.

«So sind die Auswirkungen auf den Schienenverschleiss am geringsten und wir vermeiden unnötige, zusätzliche Baustellen», sagt Alexander Klett, Leiter Technik bei den BVB.

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07.02.2024 08:27

Marius

Seit bei mir die eBusse fahren höre ich keinen einzigen mehr. Das ist schon ein erheblich guter Unterschied. Danke dafür.

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