Coiffeur ärgert sich nach Hautpilzfällen in Liestal: Barbershops sollen Schuld sein
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Gesundheit
Baselland

Coiffeur ärgert sich nach Hautpilzfällen in Liestal: Barbershops sollen Schuld sein

07.08.2023 11:58 - update 07.08.2023 15:04
Larissa Bucher

Larissa Bucher

In Liestal klagen immer mehr Männer über Hautpilz auf der Kopfhaut. Laut dem Baselbieter Coiffeur Giusi Firrincelli seien Barbershops Schuld daran. Diese würden sich nicht an die Hygiene-Vorschriften halten.

«Diese Fälle braucht es, damit die Menschen endlich aufwachen», sagt Giusi Firrincelli, nachdem in Liestal mehrere junge Männer über einen Hautpilz am Kopf nach dem Coiffeur-Besuch klagen. In Fachkreisen ist dieser als Trichophyton tonsurans bekannt. Firrincelli selber hat im Städtli einen Friseurladen und beobachtet die Ereignisse.

Was auffällt: In der Schweiz boomen Barbershops regelrecht. «Wir werden überrannt», sagt Firrincelli. Für ihn stellen nicht die vielen Shops ein Problem dar, viel mehr sei es die hygienische Handhabung der Barbiere. «Dem Liestaler Coiffeur-Gewerbe tut es aber nicht gut, wenn sich viele der Kunden über einen solchen Pilzbefall beklagen.» Es zeige aber auf, dass es sich nicht lohnen würde, günstig zum Coiffeur zu gehen.

Hingen in den Coiffeursalons – früher wie heute – noch die Meisterzertifikate, schaut man heute in den Shops eher Plakaten mit grimmigen Männern mit dichten Bärten entgegen. Denn einen Barbershop könne in der Schweiz jeder eröffnen, sagt Firrincelli. Viele würden laut ihm aber auf das Sterilisationswerkzeug verzichten. «Weil es zu teuer ist», wie er sagt.

Mehr Schutz für den Beruf

«Wir können ihnen aber keinen Riegel vorschieben», fügt Firrincelli an. Denn es würde ein Kontrollorgan fehlen, welches die Einhaltung der Hygieneregeln überprüfen würde. «In jedem Kanton sollte das Gesundheitsamt einschreiten und kontrollieren.»

«Finden Sie mal ein Amt, das so viel Geld in die Hand nehmen kann, um alle Läden zu kontrollieren», findet Daniela Guldimann, Präsidentin der Baselbieter Sektion des Schweizerischen Coiffeurverbandes. Eine Option, die sie sich wünscht: Mehr Schutz für ihren Beruf, was gleichzeitig auch mehr Geld bedeuten würde.

Zu Hautpilzbefällen in Coiffeurläden, die unter dem Logo des Verbands laufen, sei es laut ihr nicht gekommen. Sie und ihre Kolleginnen nehmen nun eine beratende Rolle ein. «Wir setzen uns mit den betroffenen Kunden hin und klären sie auf.»

Der Berufsstolz sollte im Vordergrund stehen

Doch wie konnte es überhaupt zum Liestaler Kopfhautpilz-Fiasko kommen? Guldimann hat eine These, die Firrincellis Vermutung in einigen Punkten gleicht. Beim Undercut-Haarschnitt, bei dem die Haare am Nacken kurzgeschoren werden, nutzen die Barber-Shops zumeist Rasierer. Und dies sehr nahe bei der Kopfhaut, da es sich um Millimeterschnitte handelt. «Ich würde nie direkt mit dem Rasierer auf die Kopfhaut gehen, nehme immer Schere und Kamm.»

Für Guldimann ist der springende Punkt, dass die Barber bei den günstigen Preisen und Kunden, die nicht warten wollen, kaum Zeit für die Reinigung und Desinfizierung der Geräte haben.

Sie appelliert aber dennoch an den Berufsstolz. «Auch wenn diese Menschen für günstige Preise schneiden, sollen sie dies dennoch mit der richtigen Demut tun.» Für sie ist aber auch klar, dass sich die Probleme nicht so schnell ändern werden, wenn die Kunden weiterhin zu Dumpingpreisen ihre Haare schneiden gehen.

Elf Fälle bekannt

Dem Kanton seien aus diesem Jahr elf Fälle bekannt. «Die Gesamtzahl der Infektionen dürfte allerdings höher liegen, da bei Erkrankungen durch Trichophyton tonsurans keine Meldepflicht im Einzelfall, sondern nur bei Häufungen gegenüber den Gesundheitsbehörden besteht», sagt Kantonsarzt Aref Al-Deb’i.

Man wisse aber nicht, ob es sich bei den Betroffenen nur um Kunden von Barbershops handle. Auch bei Al-Deb’i findet die Theorie, dass sich der Pilz über Rasiermesser, Haarscheren, Bürsten und Kämme oder andere Gegenstände verteilt haben könnte, Anklang. «Für diese Theorie spricht, dass es sich bei den Betroffenen vornehmlich um junge Männer handelt, die eine sogenannte Undercut-Frisur tragen.»

Um einer Pilzausbreitung im Umfeld der Coiffeursalons und Barbershops vorzubeugen, müssen sämtliche verwendete Gegenstände mit einem fungiziden – also gegen Pilze wirksamem – Desinfektionsmittel fachgerecht gereinigt werden, sagt Al-Deb’i. Einen Überblick über die Hygienesituation in den kantonalen Haarschnittinstitutionen habe man aber nicht. «Nach unserem Wissen führen weder der Kanton noch nationale Institutionen regelmässige Hygienekontrollen bei den Einzelbetrieben durch.»

(Larissa Bucher/Maximilian Karl Fankhauser)

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Kommentare

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08.08.2023 08:15

Havaneser67

Zum einen ist es ärgerlich und mühsam einen Pilz einzufangen….
Nun wird ein Fiasko über den Coiffeur veranstaltet,was so nicht stehen bleiben soll.
Ich hole nun aus und ziehe die Fitnessstudios ins gleiche Kapitel,dort findet das gleiche Übel statt…..nur am Körper,also Brustgegend.

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07.08.2023 10:24

ErnsWiggli

In jedem freien Laden kommt wieder ein Haarschneider einfach zuviel ob er es Gelernt hat??????

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