Daniel Koch bereut Schliessung der Altersheime während Corona
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Schweiz

Daniel Koch bereut Schliessung der Altersheime während Corona

16.03.2023 06:40 - update 16.03.2023 07:08

Baseljetzt

Die Abriegelung der Altersheime und die Grenzschliessungen während der Corona-Pandemie würde Daniel Koch rückblickend nicht mehr verfügen. Der Lockdown 2020 sei jedoch unvermeidlich gewesen.

«Wir standen unter starkem Druck der anderen Länder. Es ist eine Illusion, zu glauben, man könne in einer solchen Situation vollkommen eigenständig entscheiden», sagte Koch in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen.

Die Schulschliessungen hätten etwa unter Druck aus dem Ausland stattgefunden. «Wir wollten die Schulen eigentlich geöffnet lassen. Aber als Frankreich die Schulen schloss, war bald klar, dass wir nachziehen mussten», so Koch. Die Schliessungen sei aus epidemiologischer Sicht nicht unbedingt nötig gewesen. «Aber man konnte damit natürlich eine starke Message platzieren.»

Mit der Abriegelung der Altersheime seien die Grundrechte der Bewohnerinnen und Bewohner zu stark eingeschränkt worden, räumte Koch ein. Dazu seien die Verantwortlichen in den Heimen zu sehr alleine gelassen worden.

Koch: Grenzschliessungen waren wirkungslos

Die Grenzschliessungen hätten zudem nichts bewirkt: «Die Schliessung der Landesgrenzen hat praktisch nichts gebracht.» Denn der Warenverkehr sei weitergelaufen und damit seien täglich Hunderttausende Lastwagen samt Fahrer über europäische Grenzen gefahren, sagte Koch.

Den Vorwurf, die Schweiz habe insgesamt zu spät auf die Coronapandemie reagiert, will Koch nicht stehen lassen. «Es stimmt, dass wir ganz am Anfang das Tempo unterschätzten, mit dem sich die Seuche nach Europa ausbreiten würde. Aber die Schweiz war beispielsweise das erste Land, das Grossveranstaltungen verboten hat.» Frühere Massnahmen wäre dazu wohl kaum akzeptiert worden. «Niemand hätte verstanden, wenn wir als erstes Land einen Lockdown ausgerufen hätten, noch vor dem grossen Ausbruch in Italien.»

Dass die Schweiz am 16. März 2020 dennoch in den Lockdown ging, schrieb Koch der inkonsequenten Umsetzung zuvor getroffener Massnahmen zu. «Wir hatten ja zum Beispiel festgelegt, dass die Restaurants nur noch zur Hälfte belegt sein durften. Doch statt jeden zweiten Tisch frei zu lassen, sperrten viele Wirte einfach die Hälfte des Raums ab. Die verbleibenden Gäste sassen dann genauso dicht aufeinander wie sonst auch. Es waren alle ein bisschen überfordert am Anfang.»

«China hat bei Corona den Takt vorgegeben»

Koch, der auch als Mister Corona bekannt geworden ist, warf im Interview die Frage auf, wie die Welt auf die auf die Pandemie reagiert hätte, hätte diese ihren Ursprung nicht in China gehabt. «In China herrscht ein totalitäres Regime, das auf den Ausbruch der Krankheit mit totalitären Massnahmen reagierte», so Koch. «Natürlich gingen die westlichen Demokratien nicht ebenso weit. Aber China hat bei Corona den Takt vorgegeben. Man neigt dazu, in einer solchen Situation nachzumachen, was andere vorgemacht haben.»

Trotzdem erteilte Koch dem schwedischen Pandemiemodell, also dem Verzicht auf Lockdowns, eine Absage: «Die hohe Übersterblichkeit während der ersten Welle zeigte, dass Schweden dafür einen Preis zahlte. Der schwedische Weg wäre für die Schweiz nicht praktikabel gewesen. Wegen der geografischen Lage, aber auch weil wir viel dichter besiedelt sind.» (sda/mal)

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