Das Eis schwindet: Schweiz verliert Viertel ihrer Gletscher in einem Jahrzehnt
©Bild: Keystone
Natur
Wissenschaft

Das Eis schwindet: Schweiz verliert Viertel ihrer Gletscher in einem Jahrzehnt

01.10.2025 09:08

Baseljetzt

Die Schweizer Gletscher schrumpfen weiter: Im Sommer 2025 haben sie erneut drei Prozent ihres Eises verloren. In nur einem Jahrzehnt ist damit ein Viertel des Gletschereises verschwunden.

Schon in der ersten Juli-Hälfte war die Schnee-Reserve aus dem Winter aufgebraucht, und die Eismassen begannen so früh wie kaum je zuvor zu schmelzen. Das teilten das Schweizerische Gletschermessnetz (Glamos) und die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung (SKK) der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am Mittwoch mit.

Die kühlere Witterung im Juli sorgte dann für etwas Entspannung. «Die Schmelze war trotzdem auf unglaublich hohem Niveau», betonte Matthias Huss, der Leiter von Glamos, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wenn es so weitergeht, sieht es nicht gut aus.» Es resultierte der viertgrösste Gletscherschwund seit Messbeginn. Ein noch grösserer Anteil des Eises schmolz nur im Hitzesommer 2003, sowie in den Jahren 2022 und 2023.

1,4 Kubikkilometer weniger

Insgesamt schmolzen 2025 1,4 Kubikkilometer Eis. Damit könnte man den Bielersee und den Hallwilersee zusammen zu füllen. Als Folge davon nahm die Eisdicke zum Beispiel von Claridenfirn GL, Glacier de la Plaine Morte BE oder Silvrettagletscher GR im Mittel um über zwei Meter ab. Für Gletscher im südlichen Wallis wie den Allalingletscher oder Findelgletscher war der Verlust mit knapp einem Meter etwas geringer.

Ende 2025 verfügte die Schweiz damit noch über etwa 45,1 Kubikkilometer Gletschereis – 30 Kubikkilometer weniger als im Jahr 2000. Die Gletscherschmelze hat sich dabei in den letzten Jahrzehnten deutlich beschleunigt, wie aus dem Glamos-Bericht hervorgeht: In den zehn Jahren bis 2000 gingen 10 Prozent des Eisvolumens verloren, 2000 bis 2010 waren es 14 Prozent, 2010–2020 17 Prozent und in der letzten Dekade (2015 – 2025) bereits 24 Prozent.

Der Spielraum wird kleiner

«Es gibt noch Spielraum, um die Gletscher zu erhalten», sagte Huss. «Aber er wird von Jahr zu Jahr kleiner.» Die meisten Gletscher werden in der Schweiz laut Huss bis zum Jahr 2100 Jahren wohl verschwunden sein. «Die grössten Gletscher in der Schweiz sind aber noch rettbar», betonte der Forscher.

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass Klimamassnahmen weltweit umgesetzt würden. Ohne Klimaschutz wäre es laut Huss wahrscheinlich, dass bis zum Jahr 2100 in der Schweiz quasi kein Gletschereis mehr vorhanden wäre.

Das Gebirge wird instabil

Wichtig ist dies laut Huss nicht nur, weil mit dem Gletscherschwund das Alpenpanorama verändert, sondern auch, weil die Wasser- und Energieversorgung von den Gletschern abhängig ist und weil Naturgefahren damit zusammenhängen.

Besonders beschäftigt hat die Gletscher-Forscherinnen und -Forscher in diesem Jahr der Gletscherabbruch, der im Mai als Eis- und Felslawine das Dorf Blatten VS verschüttet hat. «Wir haben in den letzten Jahren immer wieder beobachtet, dass es Instabilitäten gibt. Aber Blatten war ein katastrophaler Fall», sagte Huss. (sda/shs)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

01.10.2025 15:02

Thomy

Gebt Sorge zu unserer Natur

1 0
01.10.2025 09:48

Borki74

wir können weiter jammern und ignorieren oder endlich damit beginnen, unser tun zu hinterfragen und zu ändern

0 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.