Das Frühfranzösisch steht in beiden Basel unter Beschuss
David Frische
Wie gut beherrschen Schulabgänger:innen das Französisch? Eine neue Studie liefert unschöne Ergebnisse. Politiker:innen von Stadt und Land sind alarmiert. Das Problem ist für sie klar ausgemacht.
55 Prozent der Schülerschaft der 3. Sek-Stufe erreichen beim Hörverstehen im Französisch die Grundkompetenzen. Beim Leseverstehen sind es sogar nur 46 Prozent. Die Zahlen einer kürzlich veröffentlichen Studie zu den Französischkenntnissen der Schüler:innen geben zu denken – und zu reden. Woran liegts?
Biedert: «Es ist einfach zu viel!»
Für Anita Biedert, SVP-Landrätin im Baselland, ist klar: Das Frühfranzösisch ist schuld. Es müsse weg, sagt sie. Biedert unterrichtet die Sprache selbst, die Muttenzerin ist Primarlehrerin. «Die Erfahrungen zeigen, es ist einfach zu viel!» Es sei keine Kontinuität da. Und die Sprache habe es «nicht verdient, dass sie jetzt solch einen Ruf hat» (siehe Video oben). Biedert fordert, dass Französisch erst ab der Sekundarstufe unterrichtet wird. So könne man die Schüler:innen niveaugerecht in die Sprache einführen.
Die SVP-Politikerin wird deshalb einen Vorstoss im Landrat einreichen. Es ist nicht ihr erster Versuch: Bereits vor drei Jahren forderte sie von der Baselbieter Regierung, das Frühfranzösisch abzuschaffen. Der Landrat überwies das Anliegen damals zur Prüfung und für einen Bericht an die Regierung. «Bis jetzt habe ich nichts gehört.» Biedert habe nun erneut tätig werden wollen, doch nun kamen die Resultate der eingangs erwähnten Studie. «Jetzt kann man das nicht mehr mit einer – ich muss es sagen – Arroganz ignorieren», so Biedert. Jetzt müsse die Regierung handeln.
Auch in Basel-Stadt wird Kritik am Frühfranzösisch laut. Mitte-Grossrat Bruno Lötscher-Steiger reichte ebenfalls einen Vorstoss im Kantonsparlament ein, in dem er den frühen Unterricht in der Fremdsprache hinterfragt.
Expertin: «Daran arbeiten, dass es besser wird»
Dass beim Frühfranzösisch nicht alles rund läuft, dessen sind sich Expert:innen bewusst, wie Mirjam Egli sagt. Sie leitet die Professur für Fremdsprachenunterricht in der Primarschule an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Dennoch ist sie überzeugt: «Man sollte das Frühfranzösisch nicht abschaffen. Das System sollte man so lassen, wie es jetzt ist. Und man sollte daran arbeiten, dass es besser wird.»
So lägen bei der FHNW auch bereits Massnahmen auf dem Tisch, anhand derer die Französischleistungen der Schülerschaft verbessert werden sollen. Es sind dies:

Aus Sicht von Egli ist es keine Lösung, erst in der Oberstufe mit dem Französischunterricht zu beginnen. Die Professorin gibt zu bedenken, dass wissenschaftlich bewiesen sei, dass das Lernen für die Kinder später schwieriger werde.
Wissenschaft hin oder her – unter dem Strich ist knapp die Hälfte der Schüler:innen am Ende der obligatorischen Schulzeit zu schlecht im Französisch. Dass sich das ändert, ist nun Aufgabe der Politik.
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Thomy
Französisch sollte auf jeden Fall obligatorisch sein ob früh oder spät das sollen Fachleute /Pädagoge entscheiden denn mind unsere 2.Landessprache sollte unbedingt gelernt werden
spalen
warum nicht den mittelweg? erst auf stufe sek ist viel zu spät, aber gegen ende primar ein sinnvolles heran- und einführen in das französische wäre eine gute lösung. und das ohne den druck gleich alles perfekt zu können.
zudem, sehr viel hängt halt von der vermittelnden lehrperson ab, und da gibt es erfahrungsgemäss grosse unterschiede