
«Das Kanu des Manitu» holt einen Hauch der Jahrtausendwende zurück
Baseljetzt
Die zwei alten, weissen Männer reiten wieder: Abahachi und Ranger machen erneut den Wilden Westen unsicher. Mit «Das Kanu des Manitu» startet nun die Fortsetzung des deutschen Komödienklassikers «Der Schuh des Manitu» (2001) in den Deutschschweizer Kinos.
Dabei reiten natürlich nicht zwei weisse Männer, sondern nur einer. Und eigentlich wollen sie den Westen ja auch sicherer machen. Fraglich ist halt, ob das immer gelingt. In der Rolle des Abahachi und als Regisseur wieder mit an Bord ist Michael Bully Herbig.
Der Trailer zum Film «Das Kanu des Manitu»:
Silberne Blutsbrüderschaft
Nach einem Vierteljahrhundert wird nun also eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Komödien fortgeführt. Die vergangenen 25 Jahre sind indes auch am Duo aus dem Apachen-Häuptling Abahachi und seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) nicht spurlos vorübergegangen. Man feiert Silberne Blutsbrüderschaft und hat Macken, wie sie Langzeitbeziehungen so mit sich bringen.
Und es ist spürbar, dass sich auch sonst die Welt weiter gedreht hat. So wird der Charakter des alten, weissen Mannes aktiv angesprochen. Abahachi verbittet sich die Bezeichnung «Indianer». Die Bandenchefin (Jessica Schwarz) will nun wirklich nicht das Heimchen am Herd sein. Und nach einer grossen Enthüllung wird klargestellt, dass auch bei den Apachen niemand nach der Herkunft beurteilt wird.
Fans der ursprünglichen Kultkomödie müssen allerdings nicht befürchten, dass sich der Humor im letzten Vierteljahrhundert substanziell gewandelt hätte. In cooler, hollywoodtauglicher Optik wird das Westerngenre persifliert; der Film ist vollgepackt mit popkulturellen Anspielungen an Karl May oder Indiana Jones bis hin zu Louis de Funès. Und natürlich fehlen auch die zu geflügelten Worten gewordenen Sprüche im bajuwarischen Duktus nicht, wie «Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden» oder «Du Zipfiklatscher».
Zwei ältere Herren im Einsatz
Im Zentrum steht erneut das Blutsbrüderpaar Abahachi und Ranger, das auch im gesetzteren Alter unermüdlich für Gerechtigkeit kämpft – bis sie von einer gemeinen, aber divers aufgestellten Verbrecherbande unter weiblicher Führung in eine Falle gelockt werden. Ziel der Banditen ist, an das mythische Kanu des Manitu zu gelangen, das unsterblich machen soll. Dafür müssen die gefangenen Helden allerdings einige Prüfungen bestehen, die tödlich enden könnten.
Alsbald findet sich das dynamische Duo deshalb unter dem Galgen wieder und kann alle Hilfe gebrauchen – die in Person ihres treuen Freundes, des griechischen Tavernenwirts Dimitri (Rick Kavanian), und seinem Love Interest Mary (Jasmin Schwiers) auch naht.
Natürlich ist auch Abahachis schwuler Zwillingsbruder Winnetouch nicht weit, der nun die Rosa Rumba Ranch als Tanzschule betreibt, sich aber auch als rosa Zorro hervorragend eignet. Selbst der Erzbösewicht Santa Maria (Sky du Mont) feiert eine überraschende Wiederauferstehung, war er doch in «Der Schuh des Manitu» eigentlich im Sumpf abgesoffen.
Handlung als Gag-Vehikel
Aber letztlich ist die Handlung in «Das Kanu des Manitu» – wie schon beim Vorgänger – zweitrangig. Sie dient lediglich als Vehikel für teils charmante, teils etwas verzwungene Gags, Witze und Parodien. Man jodelt in der Prärie einander zu, der Grieche Dimitri verdreht Wortkomposita weiterhin zu Strassemilch oder Fleckleber, und Lukas der Lokomotivführer sitzt am Steuer der Züge, während Jim Knopf sich der Verbrecherbande angeschlossen hat. Und zum Drüberstreuen gibt es auch im «Kanu» manchen Song (etwa das von Stefan Raab und Herbig komponierte «Weil wir so supergeil drauf sind») sowie die eine oder andere Tanzeinlage.
Es hat sich also nicht allzu viel geändert im Wilden Westen. Muss es ja vielleicht auch nicht. Die kreativen Macher hinter dem Sommerspass haben zum Glück nicht zum Holzhammer des «Man wird doch wohl noch sagen dürfen» gegriffen. Wie das ebenfalls aktuell im Kino laufende Remake von «The Naked Gun» versprüht auch «Das Kanu des Manitu» den Hauch der unbeschwerten Jahrtausendwende, in der die Welt sich zum positiven wandelte und das Kino sich dem harmlosen Spass zuwandte. Ob jedoch der Komödie ein Ehrenplatz in den Ewigen Jagdgründen des Weltkinos zuteil wird, das muss sich noch zeigen.
Deutschschweizer Kinostart ist am 14. August. (sda/jwe)
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pserratore
👍👏
Borki74
bin gespannt ob der aHumor noch trifft😀