Das Schweigen der FCB-Führung
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Kommunikation
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Das Schweigen der FCB-Führung

10.02.2023 14:28 - update 11.02.2023 07:16
Florian Metzger

Florian Metzger

Trainer, Kaderplaner und Chefscout weg. In dieser Woche überschlagen sich die Ereignisse beim FCB. Dennoch stellt sich der Hauptverantwortliche Degen auch jetzt nicht der breiten Öffentlichkeit. Damit fördert die Führung Unruhe und Spekulationen.

«Ihr wisst, dass ich immer Rede und Antwort stehe. Mir geht es nur um den Erfolg des FC Basel und ich möchte meine Person nicht überall in den Medien sehen. Aber ich stehe immer hin. Vor allem dann, wenn der Wind bläst», sagt David Degen an einer Medienkonferenz vor weniger als zwei Monaten.

Schon zu diesem Zeitpunkt wissen die Medienvertreter nicht, was der VR-Präsident der FC Basel 1893 AG, der Verwaltungspräsident der FC Basel Holding AG und Chief Football Officer damit meint. Diese Aussage entspricht nicht der Realität. Ja, David Degen gibt in der Hinrunde Auskünfte. Diese kommen nach Auswärtsspielen im Rahmen der Conference League in der sogenannten Mixed-Zone. Ein längeres Interview mit einem unabhängigen Medium kommt aber nicht zustande.

Degen verspricht Verbesserung

Bei strategischen Themen schweigt aber nicht nur Degen sondern auch die anderen Verwaltungsräte. Beispiele dafür gibt es viele. Sei es bei der Entlassung des langjährigen Ärzteteams um Dr. Felix Marti. Oder auch bei der Abstimmung über die Modusänderung der Liga im vergangenen Jahr. Andere Clubs wie Zürich oder YB kommunizieren ihre Haltung proaktiv. Auch bei der Umstrukturierung der Geschäftsstelle gelangen die Gedanken und Pläne der FCB-Führung nicht an die Öffentlichkeit.

Auf diese mangelnde Kommunikation der FCB-Führung angesprochen antwortet Degen im Dezember: «Auf eine Art verstehe ich die Kritik an uns, dass niemand hinsteht. Vielleicht ist es aber auch eine Stärke. Wir suchen nicht das Rampenlicht, sondern wollen im Hintergrund wirken. Diese Kritik nehmen wir aber auf und diskutieren sie intern. Man kann im 2023 darüber diskutieren, ob ich in gewissen Momenten öfters hinstehen muss.»

Keine Besserung in Sicht

Von diesen Momenten gibt es in den ersten Wochen des neuen Jahres bereits zahlreiche. Doch von Degen fehlt jede Spur. Bereits vor dem ersten Spiel fängt der FCB-Baum Feuer. Die Clubführung verlangt von ihrem Basisverein eine Beteiligung am 1,2 Millionen Defizit – ein Novum in der Vereinsgeschichte. Trotzdem gibt es keine weitere Erklärung. Wenige Tage später krebst die Führung wieder zurück, ohne sich kritischen Fragen zu stellen.

Nach dem schlechten Start ins neue Jahr könnte Degen, der als Chief Football Officer die oberste Verantwortung trägt, die Mannschaft inklusive Trainer in die Pflicht nehmen oder ihr auch den Rücken stärken. Spätestens aber nach der Entlassung von Alex Frei müsste Degen über den gescheiterten Plan sprechen und Auskunft über die Zukunft geben. Aber nicht einmal im schriftlichen Communiqué des Clubs kommt Degen zu Wort. Das ändert sich auch einen Tag später nicht, als bekannt wird, dass der Kaderplaner und der Chefscout den Verein verlassen müssen.

Aber nicht jedem gegenüber hüllt sich die Clubführung in Schweigen. Am Donnerstagabend besuchen alle Verwaltungsräte ausser Dan Holzmann den Saal 12 unter Ausschluss der Medien. Zumindest dort stehen sie einem wichtigen Teil der Fans Rede und Antwort. Den Dialog und damit ihre Nähe zu suchen ist richtig.

Wie wichtig die Beziehung zu ihnen für eine Clubführung ist, zeigt die Amtszeit von Bernhard Burgener. Das ein solcher Graben wie damals zwischen Fans und Führung entsteht, muss verhindert werden. Aber auch die breite Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, was in diesem Club vor sich geht.

Vogel stellt sich den Medien

Das Angebot, dass Degen in der Telebasel-Sendung FCB Total als alleiniger Gast auftreten und sich erklären kann, wird abgelehnt. «Die aufgestauten Fragen handeln sich unseres Erachtens aber auch grösstenteils um den Bereich Sport und zu diesem steht heute Heiko Vogel in der Doppelrolle Sportdirektor und Cheftrainer a.i. an der Medienkonferenz zur Verfügung», lässt der FCB verlauten. Aufgrund dieser Doppelrolle könne auch Vogel keine Einzeltermine wahrnehmen.

An der heutigen Medienkonferenz rückt das eigentliche Thema (Samstagsspiel gegen Sion) natürlich in den Hintergrund. Beim ersten öffentlichen Auftritt Vogels seit der Trainerentlassung dominieren verständlicherweise andere Themen. Auf die Frage, wieso sich nicht auch David Degen den Medien stellt, antwortet Vogel: «Es ist die Pressekonferenz zum Spiel gegen den FC Sion.» Damit gibt er keine Antwort darauf, warum David Degen sich nicht öffentlich zur Trainerentlassung äussert. Die Kommunikation sei vom Verwaltungsrat so beschlossen worden, fügt Mediensprecher Simon Walter hinzu.

Von der Führung der AG ist also weiterhin nichts zu vernehmen. Ein möglicher Grund für die Meidung der Medien könnte die kritische Berichterstattung sein. Schweigen ist aber sicherlich nicht hilfreich. Macht die FCB-Führung aus ihren Entscheidungen und Plänen weiterhin Geheimnisse, werden Kritik, Spekulationen und damit Unruhen sicherlich nicht abnehmen.

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Kommentare

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12.02.2023 12:47

Tobi99

Die Spieler haben es in der Hand! Bei der Klubführung kommt es rüber als sei es eine “wurstlerei” und sehr unreif, vorallem bei Degen. Es fehlt an Konstanz und Kompetenz!

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10.02.2023 14:33

markus1893

Sehr gut geschrieben und auf den Punkt gebeacht.
Markus ‘Bas’ Studer
Irland

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