Drei Milliarden für die Credit Suisse: Die Reaktionen nach der Übernahme
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Drei Milliarden für die Credit Suisse: Die Reaktionen nach der Übernahme

20.03.2023 05:56 - update 20.03.2023 15:48

Baseljetzt

Jetzt steht fest: Die CS wird von der Konkurrentin UBS für drei Milliarden Franken übernommen. In der Politik löst der Deal ein Beben aus. Aus den USA und von der EZB gibt es positive Worte.

Die politischen Parteien sehen im CS-UBS-Deal einen schwarzen Tag für die Schweiz. Sie fordern, dass dieser auf allen Ebenen aufgearbeitet wird. In Verantwortung sehen sie das Management, aber auch die Behörden.

SVP: «Misswirtschaft und FDP-Filz»

Für die SVP ist die CS-Krise eine Folge von «Misswirtschaft und FDP-Filz». Schweizerinnen und Schweizer müssten mit Milliarden Volksvermögen für diese Fehler geradestehen, schreibt die SVP. Die SVP kritisiert auch das überstürzte Handeln des Bundesrates. Die Partei warnt auch davor, dass die UBS zum nächsten gefährlichen Sanierungsfall werden könnte, wenn die Ausland-Strategie nicht angepasst werde.

Cédric Wermuth: «Frustriert und hässig»

Für SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hat sich seit der Finanzkrise 2008 nichts geändert, wie er auf Twitter bekannt gab. Das ganze Finanzsystem sei krank und absurd. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Es müsse politisch aufgearbeitet werden, wer wann was nicht gemacht habe. Dafür werde es wohl eine Parlamentarische Untersuchungskommission brauchen. Die neue Bank dürfe kein Risiko für das Land sein.

Mitte: Die beste aller schlechten Lösungen

Für die Mitte haben Bundesrat, Nationalbank und Finanzmarktaufsicht gemeinsam mit den Verantwortlichen der UBS die beste aller schlechten Lösungen getroffen. Leider sei sie nötig gewesen, um das Vertrauen der Finanzmärkte zu stabilisieren und die Schweizer Volkswirtschaft zu schützen. «Wir müssen 15 Jahre nach der Rettung der UBS endlich die Lehren daraus ziehen und die nötigen politischen Entscheide für die Zukunft angehen», fordert die Mitte, ohne konkretere Angaben dazu zu machen.

FDP: CS-UBS-Deal war notwendig

Für die FDP ist die Übernahme der CS durch die UBS angesichts der dramatischen Entwicklungen der letzten Tage notwendig gewesen, um grossen Schaden für den Schweizer Finanz- und Wirtschaftsstandort abzuwenden. Was mit der CS passiert sei, sei eine Schande für die Schweiz. Mit der gefundenen Lösung habe ein Dominoeffekt mit unabsehbaren Folgen abgewendet werden können. Die Finanzplatzregulierung müsse nun überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden. Auch sei zu prüfen, wie die Verantwortung der Unternehmensführung besser eingefordert werden könne.

Balthasar Glättli: «Too big to Fail-Gesetz verpasst»

Für den Präsidenten der Grünen, Balthasar Glättli (ZH), war es die Kultur der Verantwortungslosigkeit, welche die Voraussetzungen zum heutigen Debakel geschaffen hat. Das Parlament habe es verpasst, eine «Too big to Fail»-Gesetzgebung zu machen, die im Krisenfall funktioniert hätte. Entstanden sei nun eine Monsterbank. Fragen zu den Risiken habe die Finanzministerin nicht beantwortet.

Grünliberale: Fusion wettbewerbsrechtlich «bedenklich»

Auch für den Präsidenten der Grünliberalen, Jürg Grossen (BE), ist die «Too big to Fail»-Gesetzgebung offenbar immer noch ungenügend. Die Schweiz sei einmal mehr den aktuellen internationalen Herausforderungen nicht vorausschauend gewachsen gewesen. Die Fusion der beiden Grossbanken sei wettbewerbsrechtlich bedenklich und stelle den offenen und fairen Wettbewerb vor neue Herausforderungen.

US-Behörden und EZB finden positive Worte

Positive Worte gibt es aus den USA und von der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Fusion der beiden Schweizer Grossbanken. Der Schritt wird von höchster Stelle willkommen geheissen.

«Wir begrüssen die heutigen Ankündigungen der Schweizer Behörden zur Unterstützung der Finanzstabilität», erklärten US-Notenbankchef Jerome Powell und die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen in einer Mitteilung vom Sonntagabend. Man stehe zudem in engem Kontakt mit den internationalen Partnern, um deren Umsetzung zu unterstützen.

Ähnlich die Stellungnahme von EZB-Präsidentin Christine Lagarde: «Ich begrüsse das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden. Sie sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität.»

Wirtschaft begrüsst den Entscheid

Auch die Schweizerische Bankiervereinigung beurteilt die Übernahme der Credit Suisse und die Massnahmen der SNB und der Behörden als sinnvoll. Alle Massnahmen, die die Stabilität sicherstellten und die aktuelle Lage beruhigten, seien begrüssenswert, heisst es in einer Mitteilung vom Sonntagabend.

Der Verband der Schweizerischer Kantonalbanken hat die Vereinbarungen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ebenfalls begrüsst. Die kommunizierte Lösung schaffe angesichts der sich in den vergangenen Tagen zuspitzenden Unsicherheiten am Markt Klarheit und trage dazu bei, das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz im In- und Ausland zu erhalten.

Für den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hat der Bundesrat eine Destabilisierung des Schweizer Finanzplatzes mit unabsehbaren Folgen verhindert. Angesicht der sich überschlagenden Ereignisse unterstütze Economiesuisse diesen Schritt, hiess es in einer Mitteilung. Man bedauere es aber ausdrücklich, dass es so weit gekommen sei. Der Verband sei erleichtert, dass eine verhängnisvolle Eskalation verhindert worden sei. (sda/lef)

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Kommentare

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20.03.2023 07:55

skywings2

Ich hoffe nun sehr, dass der Bundesrat diesmal der UBS enge Leitplanken setzte und sehr genau hinschauen wird. Das CS Debakel beweist dass von denen stets nur bla bla kommt.

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