
Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Lea Meister
Am 19. März 1941 ereignete sich der zweitschwerste Unfall in der Geschichte der Basler Verkehrs-Betriebe. 39 Personen wurden verletzt, ein 17-Jähriger verstarb. Wir haben einen Blick in die Unfallhistorie der BVB geworfen.
Ein in Richtung Aesch fahrendes Tram stiess am 19. März 1941 beim Wolfgottesacker mit einem entgegenkommenden «Eilkurs» aus Dornach zusammen. In Stosszeiten bediente damals der sogenannte «Eilkurs» nur die wichtigsten Haltestellen und transportierte so Passagiere schneller von A nach B. 39 Personen wurden beim Unfall verletzt, davon sechs schwer. Ein 17-Jähriger starb gar an seinen Verletzungen. Zurückzuführen war der Unfall auf falsche Weichenstellung, wie dem Basler Stadtbuch zu entnehmen ist.

Ein Blick in die Unfallhistorie zeigt: Seit Juli 1922 ereigneten sich 145 grössere Unfälle und Betriebsstörungen mit Trams und Bussen der Basler Verkehrs-Betriebe. Der erste registrierte Unfall, zu welchem heute noch Informationen vorliegen, ereignete sich am 22. Juli 1922 in Muttenz beim Freidorf. Ein Tram der Linie 12 wartete ein anderes nicht ab, woraufhin es in einer Kurve zu einer Frontalkollision mit dem entgegenkommenden Tram kam. Eine Passagierin verstarb und der Tramchauffeur erlitt schwere Verletzungen.
Grösstes Unglück ereignete sich am Aeschenplatz
Seit 1922 verstarben insgesamt zehn Personen bei Unfällen, in welche Fahrzeuge der BVB involviert waren. Gleich sechs Menschen verstarben am 24. April 1947 auf der Traminsel am Aeschenplatz beim schlimmsten Unfall in der Geschichte des Basler Trambetriebs. Am frühen Morgen fuhr ein Tram der Linie 4 mit überhöhter Geschwindigkeit vom Bahnhof her zum Aeschenplatz, wo es wegen Bremsversagens die Haltestelle durchfuhr und mit einem Anhänger eines entgegenkommenden Trams kollidierte.

Der Wagen wurde aus den Schienen gehoben, drehte sich um die eigene Achse und wurde gegen ein Tram der Linie 5 geworfen. Auf der Traminsel starben sechs Personen, 36 weitere wurden verletzt, teilweise schwer. Beim Prozess, der später geführt wurde, kamen mehrere Aspekte zur Sprache, die als unfallverursachend gesehen wurden: Fehlende Geschwindigkeitsmesser beim Unglücks-Tram, vorübergehendes Versagen der elektrischen Bremse, alte Bremssysteme ohne Luftbremsung der Anhänger, veraltetes Rollmaterial. Der 26-jährige Tramchauffeur wurde freigesprochen. Das Unglück war ausschlaggebend für eine Reihe betrieblicher und technischer Verbesserungen.
Für einen anderen tödlichen Unfall waren drei minderjährige Knaben verantwortlich. So veranlassten zwei Zehnjährige am 20. August 1948 einen Sechsjährigen dazu, die Kurbel eines Motorwagens vor dem Depot beim Dreispitz auf die Fahrstufe hochzudrehen. Das Tram setzte sich daraufhin in Bewegung und die Kinder sprangen ab. Der Depotchef versuchte ohne Erfolg, das Tram mit dem Fahrrad einzuholen. Am Aeschenplatz krachte das Tram gegen ein wartendes Tram der Linie 15, wobei ein Passant zwischen den beiden Fahrzeugen eingeklemmt wurde und seinen Verletzungen erlag. 13 weitere Personen wurden teilweise schwer verletzt.
«Hör’ auf deine Frau – fahre vorsichtig»
Neben tragischen Unfällen ereigneten sich auch solche, die in die Sparte Kurioses passen. So beispielsweise am 19. April 1955, als ein LKW durch die Münchensteinerstrasse fuhr. Der Fahrer wollte noch rasch vor einem aus Aesch kommenden 11er-Tram in die St. Jakobs-Strasse einbiegen. Die «Dante Schuggi» prallte dabei frontal in den LKW und stiess gleichzeitig noch den Lastwagenanhänger um. Der Wagenführer wurde dabei zum Glück nur leicht verletzt. Das «Ironische» daran: Am Heck des Lastwagenanhängers soll die Aufschrift «Hör’ auf deine Frau – fahre vorsichtig» angebracht gewesen sein.

Anfang Januar 1967 entgleisten zwei Trams mit dem damaligen Spitznamen «Tatzelwürmer» bei der Haltestelle Habermatten insgesamt vier Mal. Diese vier Entgleisungen sorgten dafür, dass für die Strecke nach Riehen ein Fahrverbot für die beiden Gelenkwagen-Prototypen verhängt wurde.
Die Passagiere mit den Erdbeerkörbchen
Was sich Ende Juni 1976 ereignete, erhielt später den Übernamen «Erdbeertram». So übersah an einem Abend im Frühsommer ein schwer beladener Kieslastwagen beim Überqueren der Tramgeleise ein Tram der Linie 11. Es kam zu einer heftigen Kollision, wobei sich ein Teil der Kiesladung im Führerstand entlud. Da der Unfall in der Erdbeerzeit stattfand, waren einige Fahrgäste mit Erdbeer-Körbchen an Bord des Trams. Im Innern des Trams herrschte nach dem Unfall Chaos, durchmischt mit frischen Erdbeeren. Acht Fahrgäste, der Tram- und der Lastwagenchauffeur wurden verletzt und der Schaden war sehr hoch. Die Reparatur des Trams gehörte zu den grössten, die in der BVB-Werkstätte je durchgeführt wurden.

Ziemlich spektakulär war der Unfall, der sich am 25. September 1966 beim Jakobsberg ereignete. Am frühen Morgen musste ein Tram der Linie 26 seinen Anhänger auf ein Abstellgleis beim Jakobsberg zurückschieben. Dabei verliess der Chauffeur das Tram. Dieses setzte sich daraufhin in Bewegung und fuhr ziemlich rasant den Jakobsberg hinunter. In der Linkskurve entgleiste es und schlitterte auf der Seite liegend in die Fassade eines Möbelhauses. Vier Fahrgäste wurden verletzt und der Sachschaden betrug etwa 20’000 Franken. Das Tram musste verschrottet werden.
Zwei Unfälle beim Zeughaus
Beim Zeughaus ereigneten sich zwei Unfälle, die heute noch mit Fotos dokumentiert sind. Am 5. Juli 1963 stiessen ein Tram und ein Auto zusammen. Aus diesem lief Benzin aus, woraufhin das Fahrzeug Feuer fing. Auto und Tram brannten vollständig aus. Verletzt wurde niemand. Das Tram konnte sogar wieder instand gestellt werden.

Mitte April 1992 fuhr ein Lastwagen beim Zeughaus frontal auf ein Tram der Linie 14 auf.

Auffällig ist: In der «Neuzeit» kam es zu keinen tödlichen Unfällen mehr im Zusammenhang mit Fahrzeugen der BVB. Ein Ereignis, das wohl einigen im Gedächtnis geblieben ist, war der Unfall mit einem involvierten Bagger am Burgfelderplatz im Jahr 2008.
Ein unvorsichtiger Baggerführer hatte sein Gerät geschwenkt, als ein Tram der Linie 1 vorbeifuhr. Dabei schlitzte der Ausleger den Tramanhänger über rund vier Meter auf. Das Tram entgleiste und musste verschrottet werden. Acht Fahrgäste wurden leicht verletzt. Es war Glück im Unglück, dass der Unfall keine gravierenderen Folgen hatte.
Meist Entgleisungen, die den öV beeinflussen
Ebenfalls denkwürdig war ein Unfall in Muttenz Jahre später. Im Jahr 2017 kam es dort zu einer leichten Kollision zwischen einem Roller und einem Auto. Als die Polizei am Unfallort im Einsatz stand, rammte ein Sattelschlepper ein Tram der Linie 14. Dieses entgleiste daraufhin und kam auf dem Veloweg zu stehen. 37 Personen im Tram wurden verletzt, 16 davon mittelschwer.

Heutzutage kommt es glücklicherweise nur noch ganz selten zu schwerwiegenderen Zwischenfällen. Meist handelt es sich um Entgleisungen oder Unfälle, in welche Motorfahrzeuge involviert sind. Die entsprechenden Ereignisse haben dann jeweils einen Einfluss auf den öffentlichen Verkehr.
Oder aber in die Jahre gekommene Trams wie die «Cornichons» müssen auf der Tramlinie 2 ihr Tempo drosseln, nachdem innert kurzer Zeit zwei Tramzüge entgleist sind. Spätestens in drei Jahren sollte ja aber sowieso die ganze Tramflotte der BVB niederflurig sein.
Sämtliche Informationen dieses Artikels entstammen der Auflistung grösserer Unfälle und Betriebsstörungen von tram-bus-basel.ch.
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