Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Unfallhistorie
Basel-Stadt

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB

19.03.2023 07:03
Lea Meister

Lea Meister

Am 19. März 1941 ereignete sich der zweitschwerste Unfall in der Geschichte der Basler Verkehrs-Betriebe. 39 Personen wurden verletzt, ein 17-Jähriger verstarb. Wir haben einen Blick in die Unfallhistorie der BVB geworfen.

Ein in Richtung Aesch fahrendes Tram stiess am 19. März 1941 beim Wolfgottesacker mit einem entgegenkommenden «Eilkurs» aus Dornach zusammen. In Stosszeiten bediente damals der sogenannte «Eilkurs» nur die wichtigsten Haltestellen und transportierte so Passagiere schneller von A nach B. 39 Personen wurden beim Unfall verletzt, davon sechs schwer. Ein 17-Jähriger starb gar an seinen Verletzungen. Zurückzuführen war der Unfall auf falsche Weichenstellung, wie dem Basler Stadtbuch zu entnehmen ist.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Der Wiesenplatz war von 1918 bis 1932 eine der Endstationen der Linie 12. Bild: © Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 74.223)

Ein Blick in die Unfallhistorie zeigt: Seit Juli 1922 ereigneten sich 145 grössere Unfälle und Betriebsstörungen mit Trams und Bussen der Basler Verkehrs-Betriebe. Der erste registrierte Unfall, zu welchem heute noch Informationen vorliegen, ereignete sich am 22. Juli 1922 in Muttenz beim Freidorf. Ein Tram der Linie 12 wartete ein anderes nicht ab, woraufhin es in einer Kurve zu einer Frontalkollision mit dem entgegenkommenden Tram kam. Eine Passagierin verstarb und der Tramchauffeur erlitt schwere Verletzungen.

Grösstes Unglück ereignete sich am Aeschenplatz

Seit 1922 verstarben insgesamt zehn Personen bei Unfällen, in welche Fahrzeuge der BVB involviert waren. Gleich sechs Menschen verstarben am 24. April 1947 auf der Traminsel am Aeschenplatz beim schlimmsten Unfall in der Geschichte des Basler Trambetriebs. Am frühen Morgen fuhr ein Tram der Linie 4 mit überhöhter Geschwindigkeit vom Bahnhof her zum Aeschenplatz, wo es wegen Bremsversagens die Haltestelle durchfuhr und mit einem Anhänger eines entgegenkommenden Trams kollidierte.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Das grösste Unglück ereignete sich 1947 am Aeschenplatz.Bild: BVB-Fotoarchiv, abgedruckt in: Stephan Appenzeller: Basel und sein Tram

Der Wagen wurde aus den Schienen gehoben, drehte sich um die eigene Achse und wurde gegen ein Tram der Linie 5 geworfen. Auf der Traminsel starben sechs Personen, 36 weitere wurden verletzt, teilweise schwer. Beim Prozess, der später geführt wurde, kamen mehrere Aspekte zur Sprache, die als unfallverursachend gesehen wurden: Fehlende Geschwindigkeitsmesser beim Unglücks-Tram, vorübergehendes Versagen der elektrischen Bremse, alte Bremssysteme ohne Luftbremsung der Anhänger, veraltetes Rollmaterial. Der 26-jährige Tramchauffeur wurde freigesprochen. Das Unglück war ausschlaggebend für eine Reihe betrieblicher und technischer Verbesserungen.

Für einen anderen tödlichen Unfall waren drei minderjährige Knaben verantwortlich. So veranlassten zwei Zehnjährige am 20. August 1948 einen Sechsjährigen dazu, die Kurbel eines Motorwagens vor dem Depot beim Dreispitz auf die Fahrstufe hochzudrehen. Das Tram setzte sich daraufhin in Bewegung und die Kinder sprangen ab. Der Depotchef versuchte ohne Erfolg, das Tram mit dem Fahrrad einzuholen. Am Aeschenplatz krachte das Tram gegen ein wartendes Tram der Linie 15, wobei ein Passant zwischen den beiden Fahrzeugen eingeklemmt wurde und seinen Verletzungen erlag. 13 weitere Personen wurden teilweise schwer verletzt.

«Hör’ auf deine Frau – fahre vorsichtig»

Neben tragischen Unfällen ereigneten sich auch solche, die in die Sparte Kurioses passen. So beispielsweise am 19. April 1955, als ein LKW durch die Münchensteinerstrasse fuhr. Der Fahrer wollte noch rasch vor einem aus Aesch kommenden 11er-Tram in die St. Jakobs-Strasse einbiegen. Die «Dante Schuggi» prallte dabei frontal in den LKW und stiess gleichzeitig noch den Lastwagenanhänger um. Der Wagenführer wurde dabei zum Glück nur leicht verletzt. Das «Ironische» daran: Am Heck des Lastwagenanhängers soll die Aufschrift «Hör’ auf deine Frau – fahre vorsichtig» angebracht gewesen sein.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Eine technische Equipe hievte ein entgleistes Tram in den 1930er Jahren in die Schienen zurück. Bild: Lothar Jeck, Fotoarchiv Rolf Jeck, Basel, abgedruckt in: Stephan Appenzeller: Basel und sein Tram

Anfang Januar 1967 entgleisten zwei Trams mit dem damaligen Spitznamen «Tatzelwürmer» bei der Haltestelle Habermatten insgesamt vier Mal. Diese vier Entgleisungen sorgten dafür, dass für die Strecke nach Riehen ein Fahrverbot für die beiden Gelenkwagen-Prototypen verhängt wurde.

Die Passagiere mit den Erdbeerkörbchen

Was sich Ende Juni 1976 ereignete, erhielt später den Übernamen «Erdbeertram». So übersah an einem Abend im Frühsommer ein schwer beladener Kieslastwagen beim Überqueren der Tramgeleise ein Tram der Linie 11. Es kam zu einer heftigen Kollision, wobei sich ein Teil der Kiesladung im Führerstand entlud. Da der Unfall in der Erdbeerzeit stattfand, waren einige Fahrgäste mit Erdbeer-Körbchen an Bord des Trams. Im Innern des Trams herrschte nach dem Unfall Chaos, durchmischt mit frischen Erdbeeren. Acht Fahrgäste, der Tram- und der Lastwagenchauffeur wurden verletzt und der Schaden war sehr hoch. Die Reparatur des Trams gehörte zu den grössten, die in der BVB-Werkstätte je durchgeführt wurden.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Ein Zusammenstoss zwischen einem Auto und einem damals neuen Autobus Anfang der 1930er Jahre. Bild: Lothar Jeck, Fotoarchiv Rolf Jeck, Basel, abgedruckt in: Stephan Appenzeller: Basel und sein Tram

Ziemlich spektakulär war der Unfall, der sich am 25. September 1966 beim Jakobsberg ereignete. Am frühen Morgen musste ein Tram der Linie 26 seinen Anhänger auf ein Abstellgleis beim Jakobsberg zurückschieben. Dabei verliess der Chauffeur das Tram. Dieses setzte sich daraufhin in Bewegung und fuhr ziemlich rasant den Jakobsberg hinunter. In der Linkskurve entgleiste es und schlitterte auf der Seite liegend in die Fassade eines Möbelhauses. Vier Fahrgäste wurden verletzt und der Sachschaden betrug etwa 20’000 Franken. Das Tram musste verschrottet werden.

Zwei Unfälle beim Zeughaus

Beim Zeughaus ereigneten sich zwei Unfälle, die heute noch mit Fotos dokumentiert sind. Am 5. Juli 1963 stiessen ein Tram und ein Auto zusammen. Aus diesem lief Benzin aus, woraufhin das Fahrzeug Feuer fing. Auto und Tram brannten vollständig aus. Verletzt wurde niemand. Das Tram konnte sogar wieder instand gestellt werden.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Die Szenerie, die sich Augenzeug:innen am 5. Juli 1963 bot.Bild: BVB-Fotoarchiv, abgedruckt in: Stephan Appenzeller: Basel und sein Tram

Mitte April 1992 fuhr ein Lastwagen beim Zeughaus frontal auf ein Tram der Linie 14 auf.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Die Kollision verursachte einen grossen Sachschaden am Tram.Bild: BVB-Fotoarchiv, abgedruckt in: Stephan Appenzeller: Basel und sein Tram

Auffällig ist: In der «Neuzeit» kam es zu keinen tödlichen Unfällen mehr im Zusammenhang mit Fahrzeugen der BVB. Ein Ereignis, das wohl einigen im Gedächtnis geblieben ist, war der Unfall mit einem involvierten Bagger am Burgfelderplatz im Jahr 2008.

Ein unvorsichtiger Baggerführer hatte sein Gerät geschwenkt, als ein Tram der Linie 1 vorbeifuhr. Dabei schlitzte der Ausleger den Tramanhänger über rund vier Meter auf. Das Tram entgleiste und musste verschrottet werden. Acht Fahrgäste wurden leicht verletzt. Es war Glück im Unglück, dass der Unfall keine gravierenderen Folgen hatte.

Meist Entgleisungen, die den öV beeinflussen

Ebenfalls denkwürdig war ein Unfall in Muttenz Jahre später. Im Jahr 2017 kam es dort zu einer leichten Kollision zwischen einem Roller und einem Auto. Als die Polizei am Unfallort im Einsatz stand, rammte ein Sattelschlepper ein Tram der Linie 14. Dieses entgleiste daraufhin und kam auf dem Veloweg zu stehen. 37 Personen im Tram wurden verletzt, 16 davon mittelschwer.

Das waren die schlimmsten Unfälle in der Geschichte der BVB
Am 24. April 1924 wurde ein Tram bei der Kreuzung Thiersteinerallee/Dornacherstrasse aus den Schienen gestossen. Gaffer kamen, um sich das Ganze aus der Nähe anzuschauen. Bild: BVB-Fotoarchiv, abgedruckt in: Stephan Appenzeller: Basel und sein Tram

Heutzutage kommt es glücklicherweise nur noch ganz selten zu schwerwiegenderen Zwischenfällen. Meist handelt es sich um Entgleisungen oder Unfälle, in welche Motorfahrzeuge involviert sind. Die entsprechenden Ereignisse haben dann jeweils einen Einfluss auf den öffentlichen Verkehr.

Oder aber in die Jahre gekommene Trams wie die «Cornichons» müssen auf der Tramlinie 2 ihr Tempo drosseln, nachdem innert kurzer Zeit zwei Tramzüge entgleist sind. Spätestens in drei Jahren sollte ja aber sowieso die ganze Tramflotte der BVB niederflurig sein.

Sämtliche Informationen dieses Artikels entstammen der Auflistung grösserer Unfälle und Betriebsstörungen von tram-bus-basel.ch.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.