Der Grossbrand in der Markthalle, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte
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Historisches
Basel-Stadt

Der Grossbrand in der Markthalle, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte

28.05.2024 12:15 - update 28.05.2024 16:44
Lea Meister

Lea Meister

Am Pfingstmontag 1996 kam es zu einem Grossbrand in der Markthalle. Der Anschlag galt einem Restaurant, welches von einem türkischen Ehepaar geführt wurde. Die Täter konnten bis heute nie gefasst werden.

Über die Pfingsttage 1996, genauer gesagt in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai, kam es zu einem Grossbrand in der Markthalle. Vom Feuer betroffen und entsprechend mit Schäden konfrontiert waren vor allem Büros der Speditionsfirma Gondrand und Teile der Kuppelhalle.

Einen Tag später, am Dienstag, konnte der Markt für Grosshändler bereits wieder stattfinden. Der Restaurantbetrieb im Seitenflügel hingegen wurde eingestellt und auch die Umsätze im Engros-Handel für Obst und Gemüse gingen zurück.

«In alle erdenklichen Richtungen ermittelt»

Was aber hängen blieb, war die Angst. Wie aus Medienberichten aus dem Jahre 1996 hervorgeht, galt der Brandanschlag einem Restaurant eines türkischen Ehepaars. Die Ermittler sahen sich laut der Basler Zeitung «vor einer Mauer des Schweigens». Unter der türkischen Bevölkerung soll die Angst umgegangen sein, nicht zuletzt auch die Angst vor der Polizei, die «Vertrauens-Aktionen» durchführte.

Die Polizei sagte damals, man habe in alle erdenklichen Richtungen ermittelt, die Chancen, die Täterschaft zu stellen, seien aber sehr gering. Fest stand, dass der Brandanschlag dem Restaurant gegolten hatte, denn dort wurden mehrere Brandherde eruiert und Behälter mit Brandbeschleuniger sichergestellt.

Schutzgelderpressung?

In dieser Zeit kam es in Basel zu mehreren Brandanschlägen auf türkische Reisebüros und auf ein Geschäft an der Gasstrasse im Jahr 1995. Dort mussten 25 Personen evakuiert werden und der Schadensbetrag war siebenstellig. Im Dezember 1995 kam es in Liestal zudem zu einem Brandanschlag auf das Restaurant Burg, welches einem türkischen Geschäftsmann gehörte.

Ging es in all diesen Fällen um Racheakte von Schutzgelderpressern? Hatten die Brandanschläge politische Hintergründe? Bei der Staatsanwaltschaft ging man damals davon aus, dass es sich nicht um lokale Brandstifter handelte, sondern um Personen mit klaren Aufträgen aus dem Ausland. Markus Melzl, damaliger Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, sagte gegenüber der Basler Zeitung, es sei kein einziger Fall bekannt, in welchem Geschädigte oder Bedrohte brauchbare Zeugenaussagen getätigt hätten.

Alle schwiegen

Die Polizei konnte damals in Deutschland eine Liste sicherstellen mit Geldeingängen von türkischen Geschäftsleuten. Darauf waren auch viele Personen aus der Schweiz und spezifisch aus Basel zu finden. Von der Staatsanwaltschaft befragt sagten sie allesamt aus, niemals Schutzgeldbeträge bezahlt zu haben.

Am Tag nach dem Brand in der Markthalle wurde bereits intensiv am Wiederaufbau gearbeitet. Ein Teil des Gebäudes war eingestürzt, weshalb die Trümmer vorsichtig abgetragen werden mussten, um niemanden in Gefahr zu bringen. Bereits am Pfingstmontag habe man Fachpersonal aus dem Baugewerbe und Spezialisten für Gebäudereinigungen aufbieten können.

Täterschaft bleibt unbekannt

Was nach dem Brand rasch klar wurde: Ein neues Restaurant wurde nicht gebaut, dafür habe damals kein Bedarf mehr bestanden. Die erste Etappe der Wiederinstandstellung der Markthalle endete Ende November 1996. Im Frühling 1997 waren dann alle Arbeiten abgeschlossen. Die Gesamtkosten der Sanierung betrugen sechs bis acht Millionen Franken.

Auch Monate nach dem Grossbrand wussten die Ermittler nicht mehr über die Täterschaft. Das hat sich bis heute nicht verändert; ein Blick in die Schweizerische Mediendatenbank zeigt, dass der Fall vermutlich nicht aufgeklärt wurde. Denn über eine Verhaftung wurde nie berichtet.

Es bleibt also unklar, wer den mit 60 Metern Durchmesser drittgrössten Kuppelbau der Welt an Pfingsten 1996 in Brand gesteckt hat.

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