
Der grosse Erlebnisbericht: Baseljetzt war mit der Schweizergarde in Rom
Florian Scheller
Am Montagnachmittag hat die Schweizergarde ihre neuen Gardisten in einer feierlichen Zeremonie vereidigt. Bundespräsidentin Viola Amherd, Nationalratspräsident Eric Nussbaumer und das halbe Baselbiet waren anwesend. Ein Erlebnisbericht.
Wer sich am vergangenen Wochenende in Rom aufhielt, wird bemerkt haben, dass in den riesigen Touristenströmen vor dem Petersdom oder in den gut gefüllten Restaurants rund um den Vatikan fleissig Schweizerdeutsch gesprochen wurde. Bei einem so kosmopolitischen Volk wie den Schweizerinnen und Schweizern mag dies kaum verwundern. Dass sich aber gerade so viele Landsleute in der Ewigen Stadt einfanden, lag an der Vereidigung der neuen Schweizergardisten (ja, nur Männer dürfen den Papst beschützen). Gastgeber war in diesem Jahr der Kanton Basel-Landschaft.

Aus dem Baselbiet reiste eine offizielle Delegation mit fünf Regierungsräten, Landratspräsident Pascal Ryf und 24 weiteren Personen nach Rom. Aber auch Bundespräsidentin Viola Amherd und Ständeratspräsidentin Eva Herzog nahmen an den zweitägigen Feierlichkeiten teil. Und selbst der höchste Schweizer, Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, liess sich das Spektakel nicht entgehen.
Erleichterung, dass es vorbei ist
Aber wie waren diese zwei Tage voller Zeremonien, Ansprachen, Dankesreden und gut gefüllter Aperitifteller? Sehr anstrengend. Nicht nur für jemanden, der mit solchen Traditionen wenig anfangen kann. Beim Stelldichein nach der fast zweistündigen Vereidigung der Schweizergardisten, zwischen immer vollen Weingläsern und leergefegten Apérotellern, sprachen viele von Erleichterung. Erleichterung, dass es vorbei ist.
Denn so einzigartig es auch war, die Tage begannen früh und waren bis zum Abendessen durchgeplant. So begann der erste Tag mit einem Gottesdienst in den Hallen der Schweizergarde. Danach folgte eine Führung durch den Vatikanpalast und der erste Apéro. Nach einer kurzen Verschnaufpause folgte die Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer vom 6. Mai 1527 des Sacco di Roma.
Sacco di Roma
Das Datum geht auf den 6. Mai 1527 zurück, als 189 Schweizergardisten Papst Clemens VII. bei der Plünderung Roms („Sacco di Roma“) verteidigten. Zwei Drittel der päpstlichen Garde fielen in den Kämpfen, 42 Gardisten verhalfen dem Papst zur Flucht und retteten so sein Leben.
Die grösste Ehre seines Lebens
Der zweite Tag begann kurz nach 6 Uhr mit einer Messe im Petersdom, gefolgt von einer Audienz beim Papst (nur für Regierungsmitglieder). Anschliessend stand ein kurzer Rundgang durch die Vatikanischen Gärten auf dem Programm, bevor am Nachmittag die offizielle Vereidigung der neuen Schweizergardisten stattfand. Feierlich legte jeder der 34 Gardisten einzeln den Eid ab, Papst Franziskus auch mit dem eigenen Leben zu schützen. Für viele Aussenstehende sei das schwer zu verstehen, sagte einer der Schweizergardisten aus dem Baselbiet. Für ihn aber sei es die grösste Ehre seines Lebens.

Zu guter Letzt stellt sich die Frage, wofür der ganze Aufwand gut ist. Immerhin hat der Kanton Baselland rund 80’000 Franken an Steuergeldern für die exklusiven Feierlichkeiten bezahlt. Auch wenn solche Beträge beispielsweise das Defizit von 94 Millionen Franken im Jahr 2023 nicht ausgleichen können, muss es doch einen guten Grund dafür geben. Die politischen Entscheidungsträger betonen, wie wichtig und einmalig es sei, das Baselbiet von seiner besten Seite zu präsentieren. Aber wem gegenüber? Den rund 400 geladenen Gästen, die mehrheitlich aus dem gleichen Kanton stammen? Dem Papst oder vielleicht der Handvoll mitgereister Journalisten? Denn hinter Zugangskontrollen und meterhohen Mauern war von Offenheit wenig zu spüren.
Auch für Kirchenmuffel einmalig
Zu exklusiv also. Nicht nach Meinung des frisch gewählten Baselbieter SVP-Präsidenten Peter Riebli. Der war nämlich auch vor Ort. Etwas überraschend, wenn man bedenkt, dass die SVP-Vertreter im vergangenen Dezember das Herzog-Nussbaumer-Fest noch boykottiert hatten. Die Begründung: Das Preisschild von 480’000 Franken sei „völlig überrissen und eine Zumutung für den Steuerzahler“, sagte SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger damals.

Was bleibt von diesem Wochenende? Für die Teilnehmer eine Zeit voller beeindruckender Momente. Denn selbst für Kirchenmuffel waren die exklusiven Führungen durch die heiligen Hallen der katholischen Kirche ein einmaliges Erlebnis. Nicht minder beeindruckend war es, die Hingabe zu spüren, mit der die jungen Gardisten den Papst beschützen. Tief verwurzelt in ihrem Glauben. Für alle anderen, die nicht eingeladen waren, bleiben zumindest zahlreiche Erfahrungsberichte in den Medien. So wie dieser hier.
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