
Der Herd ist noch längst nicht erloschen
Shahed Staub
Die Basler Rapgruppe Brandhärd feierte am Samstag die Plattentaufe ihres neusten Albums «Kerosin» – und bewies: Auch Familienväter bringen die Kaserne in Basel noch zum Kochen.
Bei der Tramhaltestelle Kaserne kreuzten sich kurz die Wege der Menschen, die am Samstagabend im Kleinbasel unterwegs waren. Viele von ihnen waren auf dem Weg zu Magenbrot, Freefalltower und Crazy Mouse. Ein nicht unwesentlicher Teil hingegen reihte sich in die Warteschlange vor der Konzerthalle der Reithalle ein. Sie wollten keine gebrannten Mandeln vom Herd – sie wollten die Plattentaufe von Brandhärd.
Gefeiert wurde nicht ohne Grund genau dort: in der Kaserne – jenem Kultort, an dem die Kultband einige ihrer grössten Auftritte erlebte. Von «Zeiche setze» im Jahr 2015 bis zum 25-Jahr-Jubiläum 2022 mit «Bländet vom Liecht». Mit ihrem Album Nummer 8 «Kerosin» sollte eine weitere dieser Nächte in die Geschichtsbücher geschrieben werden.
Ein Trostpflaster für eine oft verrückte Weltlage soll das neue Album des Basler Rap-Trio rund um Fetch, Fierce und Johny Holiday sein. Doch «Kerosin» ist auch gebündelte Energie, die am Samstagabend in der Kaserne freigesetzt werden wollte – und konnte.
Ein Klassiker aus dem Jahr 2003 bringt die Kaserne zum Beben – «Noochbrand»:
Baseball-Cap bis Kaspar Sutter
Schon 90 Minuten vor Konzertbeginn beginnt sich der Saal zu füllen. Draussen regnet es am Samstagabend schliesslich Hunde vom Himmel. Der Abend in der Reithalle ist fast ausverkauft, das letzte Restkontingent an Tickets gab es noch am Schalter für 40 Franken.
Das Publikum ist, zumindest optisch, diverser als die Band selbst, den drei Familienvätern in ihren Vierzigern. Da sind im Saal natürlich die Brandhärd-Fans der ersten Stunde – jene aus der Generation Black Tiger, die mit der Band gross und erwachsen wurden. Sie tragen Baseball-Caps und Hoodie und füllen seit Jahren treu die Hallen.
Doch da sind auch die Jungen, kaum älter als es das Einlassalter von 16 Jahren zulässt. «Wir kennen Brandhärd von den FCB-Maischtertracks», sagt einer auf die Frage, warum er hier ist. Auch die Kinder von Sänger Fetch sind für die Plattentaufe mit ihrer eigenen Freundesgruppe gekommen. Brandhärd bewiesen am Samstag einmal mehr, dass sie Generationen und Interessen verbinden – ob Fussball oder Politik. Dass der Basler SP-Regierungsrat Kaspar Sutter im Publikum stand? Es überraschte nicht.
Erstmals mit Frauenpower auf der Bühne
Brandhärd, 1997 in Allschwil gegründet, existieren noch. Und der Herd – der ist längst nicht erloschen. Über zwei Stunden, 28 Songs, inklusive Maischtertrack, Champagnerknall und Fasnachts-Einlage, gab es am Samstag für das Publikum. Ein Querschnitt durch mehr als 25 Jahre Bandgeschichte. «Am meisten Spass gemacht haben mir vom neuen Album ‹180›, wegen des Rage, ‹Kintsugi› und der Song ‹1000› mit Ira May», sagt ein sichtlich glücklicher Fetch nach dem Konzert.
Gerade der Song «1000» mit der Sissacher Sängerin Ira May ist ein Novum in der Ära Brandhärd. Seit ihrem ersten Konzert im Jahr 2000 hatte die Band noch nie mit einer weiblichen Künstlerin zusammengearbeitet. «Das war unserem Workflow geschuldet – oft hat es aus organisatorischen Gründen einfach nicht geklappt», erklärt Fetch. Und so stand neben den Sängern Lafa, Zitral, Abart, Kush, JRG, Silenus und onYva, die allesamt für ein Feature in die Reithalle kamen, mit Iris Bösiger alias Ira May zum ersten Mal auch eine weibliche Stimme zusammen mit Brandhärd am Samstag auf der Bühne.
Hier singt Ira May zusammen mit Brandhärd:
«Kick ‘n’ Rush»-Prinzip
Seit Mai hat die Band nach und nach Singles veröffentlicht – mit dem Ziel, dass am Ende ein Album steht. «Kick ’n’ Rush»-Prinzip nennen es Brandhärd: ein Zieldatum für die Plattentaufe setzen und dann alles dafür tun, dass am Schluss das Album steht. Auch wenn es einen Schlussspurt braucht.
Die Halle hat gesungen, getanzt, geschwitzt. Nach vier Liedern Zugabe ist kurz nach 23:30 Uhr Schluss. Das Album wurde getauft. Erschöpft, aber glücklich ist das Trio nach dem Konzert am Merch-Stand anzutreffen. «Das war abartig stressig – aber es hat sich gelohnt», sagt Jonny Holiday.
Der Saal hat sich unterdessen geleert. Fetch, Fierce und Johny Holiday werden noch die letzten Unterschriften geben, die letzten Fotos machen, den letzten Smalltalk mit Fans führen – bis auch dem Rap-Trio Brandhärd für diesen Abend der letzte Tropfen Kerosin ausgehen wird.
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pserratore
Geili Sieche 🔥❤️🔥
Thomy
Habe anscheinend definitiv was verpasst
schade