Der Star der «Andersdenkenden»: Ein Abend mit Daniele Ganser
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Ukraine-Krieg
Basel-Stadt

Der Star der «Andersdenkenden»: Ein Abend mit Daniele Ganser

27.04.2023 06:18 - update 27.04.2023 16:42
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Das Publikum im Stadtcasino hing an seinen Lippen. Seine Ansichten bringen ihm viel Applaus ein. Neue Erkenntnisse gab es aber beim Abend des selbsternannten Friedensforschers Daniele Ganser keine.

Eine Frau mittleren Alters zückt im Stadtcasino ihr Handy, dreht sich mit dem Rücken zur Bühne und holt fürs Selfie aus. Der Hintergrund: sitzende Menschen und eine Leinwand mit dem Konterfei Daniele Gansers darauf. Diese Momentaufnahme ist sinnbildlich für Gansers Status in der Szene der Andersdenkenden. Er ist der Popstar dieser Bewegung, der sich dennoch bodenständig gibt.

In dieser Rolle geht Daniele Ganser bei seinem Vortrag im Basler Stadtcasino komplett auf. Lockere Gangart, offener Hemdknopf und in jeder Situation einen Spruch auf den Lippen. Sei es über die Frauen, die in der Beziehung jede Diskussion gewinnen. Oder darüber, dass US-Präsident Joe Biden aufgrund seines Alters vergesslich sei. Die Lacher hat er zwar auf seiner Seite, die Sprüche haben aber meist nichts mit dem Thema zu tun. Sie sind zudem von Stereotypen geprägt.

Er begrüsst das Publikum eingangs mit der Warnung, dass es nicht alles glauben solle, Dinge selbst hinterfragen müsse. Vor allem das, was die Massenmedien berichten. Diese würden die Bürgerinnen und Bürger mit Wiederholung manipulieren. «Putin, Selenski, Putin, Selenski, Putin, Selenski.» Die Neuronen würden das dann als Wahrheit rezipieren.

Der Fussball-Vergleich

Bemerkenswert dabei, dass sich auch in seinem Programm Wiederholung eine grosse Rolle spielt: «Eine Milliarde Neuronen besitzen wir», erzählt Ganser zu Beginn. Mit dieser Milliarde nähmen die Menschen die Manipulationen der Medien auf. Dies wiederholt er so oft, bis er nur noch die Zahl sagen muss. Das Publikum lacht lauthals. Was Ganser aber sehr bewusst immer wiederholt ist ein Satz: «Diese Haltung lehne ich ab.» Zumeist wenn es um eine Haltung geht, die als medial vertreten angesehen wird.

Was folgt, ist jeweils tosender Applaus des Publikums. Beifall erntet Ganser auch, wenn er politischen Vertreter:innen die sinnbildliche rote Karte zeigt. Zu Beginn zeigt er sie Vladimir Putin für die Invasion der Ukraine im Februar 2022. Im Verlaufe des Abends erhalten sie meist amerikanische Vertreter, sowie der Bundesrat und Ukraine-Präsident Selenski. So finden bei Ganser Fussball-Vergleiche zu einem Kriegsthema statt.

Entwürdigende Haltung

Auch die Haltung Gansers, die USA habe überall ihre Finger im Spiel und trage die Verantwortung für diesen Krieg, ist nicht neu. Ein Grossteil des Publikums begrüsst diese Meinung. Osteuropaexperte Benjamin Schenk, der diesen Vortrag ebenfalls mitverfolgt, findet sie entwürdigend. «Mit dieser Haltung spricht Daniele Ganser den Menschen in diesen Staaten jegliche Menschlichkeit und Handlungsfähigkeit ab. Es ist ein sehr kolonialer Blick.»

Die Stimmung Schenks schwankt im Laufe des Abends. Während er im ersten Teil regelmässig laut durchschnaufen muss, kann er nach der Pause nur noch mit einem hilflosen Lachen reagieren. Die Zuschauer:innen um ihn herum stört dies nicht, sie verabschieden ihren Star mit Standing Ovation. Er bedankt sich mit Büchersignaturen und Selfies. Er ist der Popstar dieser Bewegung, der sich dennoch bodenständig gibt.

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30.04.2023 07:16

Svantovit

“Der Star der Andersdenkenden”, “Das Publikum hing an seinen Lippen”, “selbsternannte Friedensforscher”.
Solch platte Aussagen des Autors, dienen ausschließlich der Diffamierung.
Wie groß ist eigentlich der Erkenntnisgewinn nach dem Durchlesen dieses Kommentars? Bei mir liegt dieser bei fast Null. Das einzige was ich rauslesen konnte war, dass der Autor, D.G. für einen Aufschneider und Demagogen hält, welcher von nicht selbständig denkenden Andersdenkenden umgeben ist. Nebenbei wird noch Schenk als Osteuropa-Experte mit eingebaut, der bekanntlich nicht viel von Ganser hält und sich, wie in der Vergangenheit vorgekommen, auch nicht inhaltlich mit ihm auseinandersetzen möchte. “Es ist uns ein Anliegen, den Schülerinnen verschiedene Sichtweisen, auch umstrittene Standpunkte, zu präsentieren”. So äußerte sich Daniel Thiel, Mitglied der Leitung der Rudolf-Steiner-Schule Basel, der sowohl Ganser als auch Schenk zu einem Vortrag, bezüglich des Ukraine-Konflikts einlud. Schenk war not amused.

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29.04.2023 21:19

SourceEnergy

Typische Herangehensweise wie bei uns in Deutschland. Irgendein sogenannter Experte darf den Kopf schütteln und sich über Daniele Ganser empören. Es wird auf kein einziges Faktum eingegangen, welches Hr. Ganser jedesmal auch mit Quellenangabe belegt. Ist in der heutige Zeit anscheinend nicht mehr nötig oder vielleicht auch zu beschwerlich? Es reicht eine vermeintlich politisch richtige Haltung zu transportieren. Von Qualitätsjournalismus weit entfernt. Traurig dass sich in der Schweiz die gleichen Untugenden breit machen wie bei uns. Es gibt immer mehr Menschen, die es leid sind solch manipulative Texte zu lesen. Bitte versuchen sie Informationen zu bringen und nicht ihre vorgefertigte Meinung.
Wir sind alle eine Menschheitsfamilie ❤

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