Der Youtube-Bauer und der etwas andere Einblick in den Hof-Alltag
©Bild: Pascal Kamber
Landwirtschaft
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Der Youtube-Bauer und der etwas andere Einblick in den Hof-Alltag

21.01.2023 09:59 - update 08.02.2023 10:58
Pascal Kamber

Pascal Kamber

René Ritter ist kein gewöhnlicher Bauer: Der 40-jährige Wenslinger erzählt auf verschiedenen Social-Media-Kanälen von seinem Alltag als Landwirt und ist am Wochenende als DJ unterwegs. Ihm ist bewusst, dass er damit aneckt.

Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Dieses Sprichwort trifft auf René Ritter nicht zu. Der Landwirt aus Wenslingen zeigt sich den neuen Medien gegenüber sehr offen. Seit drei Jahren stellt er Videos über seinen Alltag als Bauer auf Youtube ins Netz. Später kam der Podcast «Ofebänkli» hinzu, den er zusammen mit einem Kollegen produziert.

Auf beiden Plattformen stehe die Aktualität im Vordergrund. «Uns ist wichtig, im Zusammenhang mit der Landwirtschaft Transparenz zu schaffen. Da zeige ich eigentlich alles», erklärt Ritter.

Er achte darauf, seine Beiträge abwechslungsreich zu gestalten – was nicht immer gelingt. «Manchmal erscheint der gleiche Inhalt. Dann versuche ich, diesen aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Es gibt immer wieder Details, die man im Jahr zuvor vielleicht noch nicht gesehen hat.»

Den einen gefällts, den anderen weniger

Sechs bis zehn Stunden investiert Ritter pro Woche für einen oder zwei Filmbeiträge auf Youtube sowie kleinere Häppchen auf Instagram und Tiktok. Mit seiner Mischung aus Information und Witz scheint er auf Anklang zu stossen: Rund 10’000 Follower kann Ritter auf den verschiedenen Kanälen insgesamt vorweisen, 4500 davon alleine auf Youtube.

Auch den meisten seiner Berufskollegen gefalle es, dass Ritter einen tieferen Einblick in die Landwirtschaft ermöglicht. «In der Region gibt es eher mehr Kritik als ausserhalb. Manche finden es super, manche weniger. Ich schätze, dass 70 bis 80 Prozent der Bauern, die ich kenne, das gut finden», so Ritter.

Der Youtube-Bauer und der etwas andere Einblick in den Hof-Alltag
Sechs bis zehn Stunden investiert René Ritter in seine Social-Media-Tätigkeiten. Bild: Pascal Kamber

Dass er mit seinen Videos nicht überall auf Gegenliebe stosst, ist ihm bewusst – und geht für ihn auch in Ordnung. «Man kann nicht immer allen gefallen», sagt Ritter.

Partner freut sich über Hof-Werbung

Andreas Gass, sein Partner auf dem Leimenhof in Wenslingen, stört sich jedenfalls nicht daran, dass während der Arbeit ständig jemand am filmen ist. «Ich finde das gut, was er macht», sagt Gass. Er sei zwar froh, dass er nichts damit zu tun habe, «aber René bewirbt ja damit unseren Hof. Das haben wir zusammen besprochen».

Neben seiner Tätigkeit als Influencer-Bauer ist René Ritter an den Wochenenden regelmässig als DJ in der ganzen Schweiz unterwegs. Auch am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln im vergangenen August sorgte er für gute Stimmung. Bleibt da noch genug Zeit für die Familie? «Natürlich, die ist mir sehr wichtig», betont der 40-Jährige. «Mein Kinder sind in einem Alter, in dem sie die Eltern brauchen. Deshalb achte ich mit meiner Frau darauf, dass meine Hobbys nicht Überhand nehmen.»

Video: zvg

Arbeit als Bauer geniesst Priorität

Hin und wieder lassen sich Arbeit und Familie aber gut verbinden. «Als Landwirt habe ich das Glück, die Kinder einmal mitzunehmen. Da kann ich das dann etwas kompensieren», sagt Ritter, «und die anderen Dinge erledige ich dann am Abend».

Ganz auf die Karte Social Media will René Ritter trotz gestiegenen Followerzahlen auch in Zukunft nicht. Sein Beruf komme für ihn nach wie vor an erster Stelle. «Die Kanäle sind aber eine ideale Plattform, um das Label Leimenhof zu stärken und um den Leuten die Landwirtschaft näher zu bringen», sagt er.

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