Die Barbie: Eine Chronik von Emanzipation bis Schlankheitswahn
Kultpuppe
International

Die Barbie: Eine Chronik von Emanzipation bis Schlankheitswahn

20.07.2023 05:12 - update 20.07.2023 12:55

Julia Schwamborn

Kaum ein Mädchen hatte sie nicht im Kinderzimmer: Die kultige Barbiepuppe. Seit den 1960er-Jahren ist die Blondine mit der Wespentaille ein Dauerrenner. Ihre Geschichte ist allerdings von Debatten geprägt.

Ursprünglich entstammt die Barbie einem Comic der deutschen BILD-Zeitung. Der Karikaturist Reinhard Beuthien erhielt für die erste Ausgabe der BILD am 24. Juni 1952 den Auftrag, einen Lückenfüller zu zeichnen. Im Zuge dessen erschuf er die Schwarz-Weiss-Zeichnung einer jungen Frau und nannte sie «Lilli».

«Lilli» war eine typische Vertreterin der Nachkriegsgeneration: Sie kleidete sich schick, war für damalige Verhältnisse frech und sprach mit ihren Freundinnen offen über ihr Liebesleben. Als selbstständige junge Frau verdiente sie ihr eigenes Geld als Sekretärin, war sich jedoch nicht zu schade, sich von reichen alten Männern einladen zu lassen. «Ich könnte ohne alte Glatzköpfe auskommen, aber meine Urlaubskasse nicht!»

Zwischen 1952 bis 1961 erschien der «Lilli-Comic» regelmässig in der BILD.

Die «Lilli» wurde so populär, dass die BILD-Redaktion 1953 beschloss, eine Puppe als Werbemittel nach dem Vorbild der Titelfigur produzieren zu lassen.

Von der Lilli zur Barbie

Die Erfolgsgeschichte sollte sich aber weit über die Deutsche Grenze hinweg fortsetzen. Denn die «Lilli» diente der Unternehmerin Ruth Handler als Inspiration zur weltberühmten Barbie-Puppe. Die Mitgründerin der Spielwarenfirma Mattel Inc. kaufte einige Bild-Lillis, als sie mit ihrer Familie 1958 eine Europareise unternahm. Zurück in Kalifornien gab sie die Lilli ihren Designern und liess danach eine neue Modepuppe schaffen, die am 9. März 1959 auf der Spielzeugmesse in New York vorgestellt wurde.

Die Barbie wurde zum Kassenschlager der Firma Mattel Inc. und verkaufte sich schnell auf dem ganzen Globus. Das erste Exemplar gab es in blond und brünett, jeweils mit gelocktem Pony und Pferdeschwanz. Barbie hatte unverhältnismässig lange Beine, eine Wespentaille und trug starkes Make-Up. Anders als die meisten anderen Puppen spreizt sie ihre Beine beim Hinsetzen nicht, sondern hält sie «damenhaft» parallel.

Barbie stand einmal für Feminismus

In ihren Anfängen sollte die Barbie eine emanzipierte, moderne Frau darstellen. Ihre Schöpferin Ruth Handler hatte sie ursprünglich bewusst als Alternative zu den Babypuppen erschaffen, die damals zum Einüben der Mutterrolle dienen sollten. Barbie hingegen war single, kinderlos und wurde auch in Berufskleidung angeboten. Im Jahr 1961 auch mit Doktorhut- und robe. Erst nach Ruth Handlers Abgang von Mattel im Jahr 1973 wurden die Barbie und das Konzept soweit verändert, dass sie immer mehr zum Symbol von Oberflächlichkeit und Konsumgesellschaft verkam. Themen wie Make-Up und Mode wurden plötzlich zentral und Berufe traten zugunsten von Popkultur und Sport in den Hintergrund.

Essstörungen bei jungen Mädchen

Auch die unrealistischen Körperproportionen sorgten für Kritik. Als Wissenschaftler Barbies Körpermasse auf einen Menschen übertrugen, kamen sie zu dem Schluss, dass ein menschliches Wesen mit den Massen von Barbie nicht lebensfähig sei. Insbesondere biete der Unterleib nicht genug Platz für alle lebensnotwendigen Organe. Schon an der ersten Barbie-Puppe wurden die Proportionen bemängelt, die laut den Kritikern eher der männlichen Phantasie entsprächen, als den tatsächlichen Proportionen einer gesunden Frau und somit das Selbstbewusstsein der Mädchen eher vermindern als bestärken würden.

Eine britische Studie wollte sogar nachgewiesen haben, dass der Umgang mit der Barbie zu Essstörungen führen kann. Durch die Plastik-Blondine werde ein Schönheitsideal verbreitet, dem Mädchen schon im Alter von fünf bis acht Jahren nacheifern wollten, erklärten die Forscher.

Film Barbie kommt am Donnerstag in die Kinos

Regisseurin Greta Gerwig möchte der Barbie mit ihrer Barbie-Produktion einen neuen, feministischen Dreh verpassen. Es ist gewiss nicht die erste Filmadaption der Kultpuppe. Allerdings die erste mit echten Schauspieler:innen. In ihrem ersten Live-Action-Film wird Barbie aus der perfekten rosa Traumwelt verstossen und verwandelt sich in einen echten Menschen – in der echten Welt lernt sie, dass wahre Schönheit nur von innen kommt.

Filmjournalistin Kate Erbland schreibt im Magazin IndieWire: «Sowohl beeindruckend als auch unglaublich amüsant. «Barbie» ist ein liebevoll gestalteter Blockbuster, der viel im Kopf hat, ein Spielfilm, der sicherlich von mehrmaligem Ansehen profitieren wird (es gibt so viel zu sehen, so viele Witze zu fangen) und der auch nach einmaligem Anschauen noch rein unterhaltsam ist».

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