Die bz macht den «Boykott» ihrer Sportjournalistin öffentlich
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Berichterstattung
FCB

Die bz macht den «Boykott» ihrer Sportjournalistin öffentlich

08.08.2024 11:35 - update 08.08.2024 17:05
Lea Meister

Lea Meister

In einem Leitartikel macht die bz am Donnerstag öffentlich, dass der FC Basel über ihre Sportjournalistin Céline Feller einen «Boykott» verhängt habe. Bz-Chefredaktor Patrick Marcolli spricht von einem «Skandal».

Die langjährige Basler Sportjournalistin und bz-Sportchefin Céline Feller durfte in den vergangenen Tagen keine Einzelinterviews mit Spielern oder Vorgesetzten des FC Basel führen. Dies macht bz-Chefredaktor Patrick Marcolli am Donnerstag in einem Leitartikel öffentlich. «Der Grund: Ihre Arbeit ist dem FCB nicht mehr genehm. Die Medienabteilung gab ihr in einem persönlichen Gespräch im Joggeli gleich auch mit auf den Weg, dass es der Entscheid der Medienchefs gewesen sei und nicht des Verwaltungsrats», schreibt er.

Es sei zudem nicht das erste Mal, dass es zu solch einer Situation kommt. Die ersten Male habe man davon abgesehen, die Vorgänge öffentlich zu machen, «weil es Rücksicht zu nehmen galt auf die Sportredaktion». Denn deren Mitglieder seien auf «einigermassen gute Arbeitsbedingungen angewiesen», so Marcolli weiter.

Artikel über Michael Lang war Mitgrund

«Im Grunde genommen ist ein solcher Boykott eine Auszeichnung für Céline Feller», schreibt dieser weiter. Sie mache ihre Arbeit offensichtlich so gut, dass sie «den Verantwortlichen ein Dorn im Auge ist». Ein Beispiel, welches zum Boykott geführt haben soll, ist ein Artikel, welchen Feller vor einigen Wochen publiziert hat, in welchem es um die mentale Befindlichkeit von Verteidiger Michael Lang ging.

«Dieser Verein versteht sich – inklusive der Entourage der Journalisten – als ein geschlossener Kreis», schreibt Marcolli. Man könne in Eigenregie «integrieren oder ausstossen». Den Boykott bezeichnet Marcolli als «lächerlich und kontraproduktiv».

Boykott nach Veröffentlichung aufgehoben

Auf Anfrage von Baseljetzt sagt bz-Chefredaktor Patrick Marcolli, dass die Zeitung dem FCB am Vorabend eine Frist zur Aufhebung des Boykotts gesetzt hat. Diese Frist verstrich allerdings ohne Rückmeldung des FCB – diese kam erst nach der Veröffentlichung des Textes.

Entsprechend wurde der Text mit einer Fussnote ergänzt: «Nachdem der FC Basel eine Frist verstreichen liess und dieser Beitrag erschienen ist, hat der Club die Massnahme gegen bz-Sportredaktorin Céline Feller aufgehoben.»

Der FC Basel äussert sich in einem Statement dazu

Am späteren Donnerstagnachmittag veröffentlichte der FC Basel ein Statement zur Situation. Die Darstellung der Situation sei einseitig, weshalb der Klub sich nun ebenfalls noch dazu äussere. Ende Juli habe die Medienabteilung Céline Feller in einem Gespräch erklärt, weshalb sie ihr «bis auf Weiteres den Service von 1:1-Interviews mit FCB-Exponent:innen nicht mehr bieten möchte». Der Klub betont aber auch, dass alle anderen Zugänge wie Spiele oder Gespräche mit Exponent:innen nach den Partien weiterhin möglich gewesen seien. Von einem Boykott könne also sowieso nicht die Rede sein.

Weiter heisst es, der FCB habe «nicht im Geringsten etwas gegen kritischen, sachlichen Journalismus». «Die Beweggründe für unsere Massnahme waren, kurz zusammengefasst, aus unserer Sicht journalistische Verfehlungen und regelmässig unsachliche/unfaire Berichterstattung – insbesondere in den letzten Monaten», heisst es im Statement weiter. Die bz habe daraufhin nicht zur «Entspannung der Situation» beigetragen, sondern den Klub am Mittwochabend in einem Telefonat mit dem bereits erwähnten Ultimatum konfrontiert.

«Da der FCB aber auf keinen Fall ein öffentliches Ping-Pong zu dieser Angelegenheit wollte, kamen wir der ‹bz Basel› entgegen und hoben die Massnahme der eingeschränkten Dienstleistung wieder auf», so der Wortlaut des Statements. Die «kurzfristige Androhung und die Publikation der Angelegenheit sowie die einseitige Handhabung der Sache seitens der ‹bz Basel›» befremde den FC Basel und sei nicht die «Art und Weise der Zusammenarbeit», die der Klub sich vorstelle.

Nicht der erste Streit zwischen Fussballverein und Medien in der Schweiz

Es ist nicht das erste Mal, dass es zu öffentlichen Differenzen zwischen einem Fussballverein und einem Medienhaus kommt. 2018 beispielsweise stritten sich Sion-Präsident Christian Constantin und der Chefredaktor der Zeitung «Nouvelliste» öffentlich. Der Chefredaktor der Unterwalliser Tageszeitung warf Constantin damals vor, das Wallis «in Geiselhaft» zu nehmen.

Constantin beteuerte daraufhin immer wieder, dass die Zeitung stärker auf den FC Sion angewiesen sei als umgekehrt. Aus dem Streit folgte ein relativ lange anhaltender Boykott. Die Leser sollen nicht in Geiselhaft genommen werden, hiess es damals.

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23.06.2025 07:13

Sonnenliebe

❤️💙❤️💙

0 0
09.08.2024 03:49

pserratore

#FREECeline✊

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