Die erste Baselbieterin im Nationalrat: Angeline Fankhausers Leben erscheint als Biografie
©Bild: Baseljetzt
SP-Urgestein
Baselland

Die erste Baselbieterin im Nationalrat: Angeline Fankhausers Leben erscheint als Biografie

HEUTE • 05:58 Uhr - update HEUTE • 13:30 Uhr
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Von der Binninger Lokalpolitik ins Bundeshaus: Angeline Fankhauser kämpfte zeitlebens für soziale Gerechtigkeit. Eine Biografie zeigt nun das politische Engagement des 89-jährigen SP-Altnationalrätin.

Das Wichtigste in Kürze

  • Angeline Fankhauser war die erste Nationalrätin aus dem Baselbiet.
  • Einer ihrer wichtigsten Errungenschaften war das Tagesmuttermodell.
  • Jetzt wurden ihr Leben und ihre politische Laufbahn in einer Biografie niedergeschrieben.

Sie war die erste Nationalrätin aus dem Baselbiet: Von 1983 bis 1999 sass Angeline Fankhauser für die SP in Bern. Der Biograf Marc Joset, der die ehemalige Nationalrätin seit seinem 15. Lebensjahr kennt, hat ihre politische Karriere stets mitverfolgt und nun in 27 Kapiteln niedergeschrieben. In seinem Porträt «Beherzt voran!» zeichnet er das Leben der 1936 geborenen Angeline Fankhauser nach – samt Widerständen, Erfolgen und persönlichen Wegmarken.

«Man hat an meinem Können gezweifelt»

Der Weg in die Politik begann für die heute 89-Jährige 1971 in der Binninger Lokalpolitik, fünf Jahre später sass sie für die SP im Landrat. Als erste Frau aus dem Baselbiet schaffte sie 1983 dann den Sprung nach Bundesbern. Für die Romande sei es anfangs nicht leicht gewesen im Nationalrat. «Weil ich noch nicht so gut Deutsch sprach, hat man an meinem Können gezweifelt», erzählt sie gegenüber Baseljetzt. «Aber ich habe daran geglaubt, und es ist gut gegangen.»

Die erste Baselbieterin im Nationalrat: Angeline Fankhausers Leben erscheint als Biografie
Angeline (l.) und ihre Schwester wuchsen im Jura auf. Bild: zVg

Fankhausers Kindheit war von Armut geprägt. Sie wuchs auf, als rund um die Schweiz Krieg herrschte und Lebensmittel rationiert wurden. Ihr Vater starb früh. Somit kümmerte sich ihre Mutter um sie und ihre Schwester und arbeitete hart. Diese Erfahrungen prägten Fankhausers Politik. «Ich hatte den Eindruck, dass man den Leuten mit wenig Einkommen zu wenig zuhört. Das hat mich motiviert, in den Nationalrat zu gehen», erzählt sie. Für Fankhauser war von Anfang an klar: Nur in der SP würde sie als Frau ohne akademische Ausbildung und grosse finanzielle Ressourcen einen Platz finden.

Familie und Beruf vereinen: das Tagesmutter-Modell

Besonders einschneidend war ihr Einsatz bei der Stiftung Pro Juventute, wo sie ihre Vision des Tagesmuttermodells vorantreiben konnte. Als ausgebildete Sozialpädagogin und zweifache Mutter engagierte sie sich für jene Frauen, die berufstätig sein, und gleichzeitig ihre Kinder gut betreut wissen wollten. Und dies zu einer Zeit, als der Konsens galt, dass Mütter nur arbeiten sollten, wenn unbedingt nötig. «Frauen, die ihren Beruf weiterführen wollten, wurden damals als Rabenmütter abgestempelt», erzählt Fankhauser. Sie machte es sich zur Aufgabe zu zeigen, dass Mütter erwerbstätig sein können, während ihre Kinder in Familien gut betreut sind.

Die Idee sorgte für Aufsehen. Auch intern bei Pro Juventute waren nicht alle davon begeistert. «Unter den Männern gab es grosse Diskussionen, ob gerade Pro Juventute sich für die Berufstätigkeit der Frauen einsetzen sollte», so Fankhauser. «Aber es gab auch ein paar Herren, die hinter der Idee standen.» Einer davon war der damalige Präsident der Stiftung und spätere Bundesrat Willi Ritschard.

Einsatz für kurdische Geflüchtete

Neben der Sozialpolitik engagierte sich Fankhauser auch stark in der Asylpolitik. Die Baselbieterin wurde mit 50 Jahren Zentralsekretärin des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH). Während dieses Abschnitts ihrer Laufbahn setzte sie sich für Geflüchtete ein. Zu vielen Kurdinnen und Kurden pflegte sie engen Kontakt und verfolgte als Beobachterin sogar Gerichtsverhandlungen in der Türkei. So konnte sie in der Schweiz zum Verständnis beitragen, warum Kurdinnen und Kurden hier Asyl beantragten.

Die erste Baselbieterin im Nationalrat: Angeline Fankhausers Leben erscheint als Biografie
Angeline Fankhauser 1992 an der «Antirassismus-Demo» in St. Gallen. Bild: zVg/G. Vogler

«Die Schweiz war Geflüchteten gegenüber nie freundlich», sagt die 89-Jährige noch heute. «Aber damals war es leichter, in Bern zu verhandeln.» Was sie heute besonders stört, ist das Bürokratische: «Dass Geflüchtete heute so lange auf einen Entscheid warten, finde ich schlimm.»

Mitte Oktober erscheint die Biografie über das Baselbieter SP-Urgestein, gespickt mit Anekdoten von Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern. «Ein sehr spezielles Gefühl», sagt Fankhauser. Und fügt bescheiden hinzu: «Ich dachte immer, so spannend ist mein Leben auch wieder nicht.»

Die Biografie «Beherzt voran!» erscheint Mitte Oktober. Am 21. Oktober findet in der Kantonsbibliothek Liestal eine öffentliche Buchvernissage statt.

Mitarbeit: Andri Gschwind

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Kommentare

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13.10.2025 09:21

Brunoe

Ja das ist noch eine Frau mit Zivilcourage, habe selbst mit ihr zusammen soziale Fälle lösen dürfen, wo andere einen grossen Bogen machten. Sie hatte die Gabe, mit jemanden zu diskutieren, und der oder diejenige erst zu Hause merkten, dass sie auf deren Füsse “gestanden” ist…

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13.10.2025 06:22

spalen

eine eindrucksvolle und wichtige persönlichkeit. ich freue mich darauf, ihre biografie lesen zu können

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