Die jungen Wilden kommen ins Kunstmuseum
©Bild: ProLitteris, Zurich 2023
Ausstellung
Basel-Stadt

Die jungen Wilden kommen ins Kunstmuseum

03.09.2023 12:09 - update 03.09.2023 12:11

Julia Schwamborn

Die letzte Ausstellung des abtretenden Direktors Josef Helfenstein ist einer besonderen Pariser Skandalgruppe gewidmet. Den «Fauves», der ersten Avantgarde-Bewegung des 20. Jahrhunderts.

Es sind grosse Namen, die mit der neuen Ausstellung «Matisse, Derain and Friends» ins Kunstmuseum kommen. Darunter sind auch Werke, die noch nie in der Schweiz zu sehen waren. «Diese delikaten Leihgaben zu verhandeln war ein regelrechter Marathon», erklärt Josef Helfenstein. Das sei auch der Grund, weshalb die Ausstellung exklusiv im Kunstmuseum Basel gezeigt werde und nicht wandere.

Die jungen Wilden der 1910er-Jahre

Die Ausstellung im Neubau des Kunstmuseums widmet sich den sogenannten «Fauves», der ersten Avantgarde-Bewegung des 20. Jahrhunderts. Der Begriff «Fauves» heisst übersetzt so etwas wie Raubkatze oder wildes Tier und stammt aus der Feder des Kunstkritikers Louis Vauxcelles.

Die Geschichte dazu geht zurück auf das Jahr 1905. In Paris gab es damals den «Salon d’Automne». Das war der Ort, wo junge Künstler:innen ihre Werke zeigen durften, sagt Josef Helfenstein, der die Ausstellung Kuratiert hat. «In der Mitte des Salons stand eine sehr traditionelle, klassizistische Skulptur, ein Kinderportrait aus Stein. Der Starkritiker der Zeit, Vauxelles, machte damals einen Witz über das, was dort ausgestellt war. Donatello en Millieu de Fauves. Also Donatello, ein berühmter Renaissance-Skulpteur, umgeben von wilden Tieren. Das löste wahnsinnig viel Gelächter aus». Die «Fauves» hätten den Begriff dann übernommen, weil es trotz negativer Bedeutung eine tolle Propaganda gewesen sei, so Helfenstein.

«Schockierend direkt» aus der Tube auf die Leinwand

Der Grund, weshalb die Bilder der «Fauves» als derart animalisch wahrgenommen wurden, lässt sich aus heutiger Sicht schwer nachvollziehen. Die jungen Wilden experimentierten mit Farbe, verbannten Pinsel aus dem Repertoire und trugen den Anstrich direkt aus der Tube auf die Leinwand auf. Auch die grellen Farbkombinationen stiessen dem Publikum sauer auf, erklärt Josef Helfenstein. «Das gab es damals nicht, dass Künstler so schockierend direkt aus der Tube gemalt haben. Die Zeichnung spielte bei ihren Werken praktisch keine Rolle mehr, alles fokussierte sich auf die Farbe. Diese Direktheit und, dass das Material der Farbe so spür- und sehbar war, stellte einen Skandal dar.» Die Leute hätten es als Katastrophe wahrgenommen, so Helfenstein. «Neben Gelächter entbrannte damals eine echte Wut».

Die Ausstellung «Matisse, Derain und ihre Freunde» läuft bis zum 21. Januar 2024.

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