Die neue Osttangente wird noch länger zu reden geben
©Bilder: Keystone/Architektur Dialoge/Bildmontage: Baseljetzt
Podiumsdiskussion
Basel-Stadt

Die neue Osttangente wird noch länger zu reden geben

11.05.2023 08:42
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Bei der Podiumsdiskussion wird klar: Einigkeit sieht anders aus. Zu viel Zeit ist vergangen, seit das Projekt eingegeben wurde. Nun steht eine spannende Diskussion bevor.

«Hoffentlich Anfang 2040.» «Gar nicht, weil es ihn nicht geben wird.» Zwei Antworten auf die gleiche Frage, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wann wird das erste Auto durch den neuen Osttangente-Tunnel fahren? Die Frage, die an dieser Podiumsdiskussion allgegenwärtig ist – und doch so unterschiedlich beantwortet wird.

Am Dienstagabend lud Architektur Dialoge Basel zum dritten Stadtgespräch in der Empfangshalle der UBS am Bankenplatz. Thema des Abends: «Erweiterung Osttangente: Tunnel unter Basel?». Gäste des Gesprächs waren Regierungsrätin Esther Keller, Bundesamt-für-Strassen-Verantwortlicher Richard Kocherhans, Architektin Salome Gutscher und der als Klimaaktivist anwesende Architekt Axel Schubert.

Geplanter Baustart des Osttangente-Projekts, welches den Verkehr unter dem Rhein hindurchführen soll, ist 2029. Die Dauer des Projekts soll sich auf rund eine Dekade belaufen. Spätestens 2042 soll der Tunnel eröffnet werden. Die grössten Baustellen sind in Birsfelden (Bohreingang) und beim Dreirosen-Park (Bohrausgang) erwartet.

Spannender und fairer Zweikampf

Bereits die eingehend erwähnten Aussagen lassen vermuten, in welche Richtung sich dieser Abend entwickeln wird. Ein spannender, aber fairer Zweikampf zwischen Keller und Schubert. Wo sich beide einig sind vorab: So unisono wie vor zehn Jahren hätte man sich heute nicht mehr für dieses Projekt entschieden.

Für Schubert ist klar: Das Projekt darf in seiner jetzigen Form nicht durchgeführt werden, ist veraltet. Er appelliert hierbei an die Vernunft der Politik. «Der schweizerische CO2-Haushalt ist jetzt bereits aufgebraucht.» Denn ein solch langes Bauprojekt würde CO2-Emissionen verursachen, die es nicht mehr vertragen würde. «Ausserdem gibt es viele tolle Alternativen, um den Verkehr zu reduzieren.» Die Jugend sei zudem wütend, dass die Politik keine Rücksicht auf sie nimmt. Schubert holt zur fundamentalen Kritik aus.

Esther Keller kann diese Kritik verstehen. Es handle sich um einen Zielkonflikt. Die Durchführung sei nicht Klimaneutral. Aber die Entlastung für die Stadt, die der neue Tunnel mit sich bringe, würde dies aufwiegen. Sie findet aber, dass es Schubert sich zu einfach macht. Denn Keller sieht dieses Osttangenten-Projekt als Chance. «Wir haben den Hebel nun selbst in der Hand.» Damit meint sie die Alternativmöglichkeiten, die der Tunnelbau mit sich bringt.

Schubert liebäugelt mit Referendum

Für Schubert ist dies kein Argument. «Zusätzliche Grünflächen könnten auch ohne den Tunnel geschaffen werden.» Und laut ihm würden auch die Emissionen bleiben. Denn Eine neue Fahrtalternative bedeutet laut ihm auch längerfristig mehr Verkehr. «Das sind Zahlen, die das ASTRA gar nicht einbezogen hat.»

Hier hält Keller vehement dagegen. Vor allem der Schwerverkehr könnte so unter der Stadt durchgeleitet werden. «Und mit der damit erreichten Verkehrs-und Lärmentlastung können die Quartiere mit Begegnungszonen und Grünflächen aufgewertet werden.»

Es herrscht also noch einiges an Diskussionsbedarf, bis der Baustart erfolgt. Ob es gar zu einem Referendum kommt, steht auch noch offen. Schubert liebäugelt damit, lässt aber alles noch offen.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

11.05.2023 09:28

Brunoe

Wie in der Schweiz so üblich – alles verzögert sich um mindestens 10 Jahren mit dem Effekt, dass das Ganze einfach doppelt so teuer kommt und der normale Bürger sich länger ärgern kann. Das hat nichts mit “Demokratie” zu tun, sondern mit Profilierung einiger “Experten” und deren Anhang.

3 1
11.05.2023 15:33

Flowy

Sehr gute und realistische Zusammenfassung!

1 0
11.05.2023 06:51

Flowy

Schubert‘s Träumerei zu glauben wir Schweizer können die Klimaerwärmung stoppen. Unter diesem Gesichtspunkt sollen dafür 10‘000ende im Verkehr stecken bleiben?

5 1

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.