Region Basel soll als Einheit die Weichen für ihr Herzstück stellen
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S-Bahn
Basel-Stadt

Region Basel soll als Einheit die Weichen für ihr Herzstück stellen

16.02.2023 00:10 - update 17.02.2023 11:14
Pascal Kamber

Pascal Kamber

Basel soll endlich ein «echtes» S-Bahn-Netz erhalten. Um den Ausbau des Knotenpunkts mit Durchmesserlinien voranzutreiben, ist nun Lobby-Arbeit gefragt. Denn die Zeit drängt.

Es ist ruhig geworden um das Herzstück Basel. Zu ruhig, finden Regio Basiliensis, die Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz und Pro Herzstück. Anlässlich einer Podiumsdiskussion im Memox-World in Basel untermauerten die Vereine, dass die nächsten Ausbauschritte für den Bahnknoten Basel ohne weitere Verzögerung in Angriff genommen werden. 2026 will der Bundesrat nämlich seine Botschaft zum nächsten Ausbauschritt der Eisenbahninfrastruktur vorlegen.

In diesem soll auch das trinationale S-Bahn-Netz Basel Unterschlupf finden. Mit einer unterirdischen Durchmesserlinie zwischen dem Bahnhof SBB und dem Badischen Bahnhof – dem sogenannten Herzstück – soll das Angebot im öffentlichen Verkehr für die Region massiv ausgebaut werden.

Es braucht Platz für die Stadt Bern

Mit dem Projekt würde auch der prognostizierten Verkehrszunahme Rechnung getragen. «Auf uns kommt ein grosses Wachstum zu», sagte die Basler Regierungsrätin Esther Keller an der Podiumsdiskussion. Das erfordere eine Investition in die Bahninfrastruktur. Denn, so Keller: «Wir stossen mit unseren Bahnhöfen an die Grenzen.»

Ihr pflichtete Sebastian Deininger bei. Der Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt bei der Handelskammer beider Basel betonte zwar, dass die Stadt schon jetzt gut erreichbar sei. Trotzdem komme man nicht um eine Alternative herum. «Bis 2040 werden rund 140’000 Personen zusätzlich im Dreiland leben. Das entspricht in etwa der Grösse der Stadt Bern», sagte er.

Wer sich frühmorgens mit dem Zug auf den Weg in die Stadt macht, weiss aus eigener Erfahrung, dass die Bedingungen jetzt schon ziemlich mühsam sein können. «Wenn ich am Morgen die überfüllten Perrons und verstopften Strassen sehe, denke ich: Eigentlich sind wir schon zu spät», meinte Kaiseraugsts Gemeindepräsidentin Françoise Moser.

Neben den Vorteilen für die Bevölkerung und die Wirtschaft brachte Florian Schreier, Geschäftsführer VCS beider Basel, einen weiteren Aspekt ins Spiel: «Die S-Bahn mit dem Herzstück ist eine substanzielle Chance, die Verlagerung vom Auto auf die Schiene voranzutreiben», sagte er.

Patrick Leypoldt, Geschäftsführer von Agglo Basel, hofft derweil, dass eine trinationale S-Bahn Angebote schafft zwischen den Tälern und zwischen den Grenzregionen. Deshalb pocht er vehement auf die Umsetzung des Grossprojekts. «Das Herzstück ist dabei Mittel zum Zweck», sagte er.

In kleinen Schritten zum grossen Ziel

Die Kosten für das ausgebaute Basler S-Bahn-Netz belaufen sich auf rund 9 Milliarden Franken. Diese würde der Bund vollumfänglich über seinen Fonds zur «Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur» übernehmen. Jedoch wollen auch andere Orte an diesen Honigtopf. Die Stadt Luzern beispielsweise träumt ebenfalls von einem Tiefbahnhof. «2026 wartet eine riesige Konkurrenz. Deshalb ist es für Basel wichtig, einen kräftigen Schritt zu machen», erklärte Thomas Staffelbach, SBB-Gesamtkoordinator für Basel.

Sein Rezept klingt einfach: Man müsse das Konzept als Geschichte erzählen. «Ein ausgebauter Bahnknoten mit Herzstück ist das Zielbild. Bis dahin gilt es, Kapitel für Kapitel zu nehmen», sagte Staffelbach. Diesen Weg hat die Region bereits eingeschlagen: Bis Ende 2025 wird der Bahnhof Liestal für die Zukunft fit gemacht und im Laufental entsteht zwischen Grellingen und Duggingen ein vier Kilometer langer Doppelspurabschnitt.

Damit die Geschichte ihr Happy-End erhält, sind nun die Nordwestschweizer Vertreterinnen und Vertreter im Bundeshaus gefordert. «Die Region muss als Einheit zusammenstehen und lobbyieren, um bereit zu sein, wenn in Bern die entscheidenden Beschlüsse gefasst werden», sagte Sebastian Deininger.

Wie viel auf dem Spiel stehe, verdeutlichte Esther Keller zum Abschluss der Gesprächsrunde: «Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen, damit diese nicht im Verkehr ersticken», sagte sie, «umso wichtiger ist es, dass wir jetzt vorwärts machen».

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