
Die Zecken sind da – und sie tragen neue Viren in sich!
Marko Lehtinen
Dass Zecken Frühsommer-Meningoenzephalitis und Borreliose übertragen können, ist bekannt. Neuerdings tragen sie aber auch das Alongshan-Virus in sich. Wie gefährlich es ist, sagt Pie Müller vom Tropeninstitut.
Die Zeckensaison hat begonnen, und neue Zeckenarten und Viren haben unsere Breitengrade erreicht. Pie Müller, Leiter der Einheit Vector Biology am Swiss Tropical and Public Health Institute (TPH), ordnet ein.
Baseljetzt: Herr Müller, die Zecken verbreiten in diesem Jahr erstmals nicht nur Meningitis und Borreliose, sondern auch das Alongshan-Virus. Ist es in der Region Basel bereits angekommen?
Pie Müller: Das Alongshan-Virus ist in der Schweiz in Zecken nachgewiesen worden, wir können aber noch nichts Genaues über die regionale Ausbreitung sagen.
Woher kommt das Alongshan-Virus und wie gefährlich ist es?
Das Virus wurde erstmals 2017 in China nachgewiesen. Die Symptome sind ähnlich wie jene der Frühsommer-Meningoenzephalitis, die ja auch von Zecken übertragen wird: Fieber, Kopfweh, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen.
Gibt es gegen das neue Virus eine spezielle Impfung, oder wirkt die bisherige?
Gegen das Alongshan-Virus gibt es noch keine Impfung, und die bisherige Zecken-Impfung wirkt nur gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Umso wichtiger ist es, dass man die üblichen Verhaltensregeln beachtet, damit es gar nicht erst zu einem Zeckenbiss kommt. Es gilt, draussen im hohen Gras und Unterholz lange, helle und dichte Kleider anzuziehen, den Körper am Abend nach Zecken abzusuchen und wenn man eine Zecke auf der Haut sieht, sie schnell zu entfernen.
Es gibt nicht nur neue Viren, die von der Zecke übertragen werden, sondern auch neue Zeckenarten selbst, zum Beispiel die tropische Hyalomma-Zecke. Ist sie in Basel schon aufgetaucht?
Die Hyalomma-Zecke wurde in der Schweiz bisher vorwiegend im Tessin nachgewiesen. Aus Basel sind mir keine Funde bekannt.
Was unterscheidet die Hyalomma-Zecke von der «normalen» Zecke?
Sie passt sich besser an warmes und trockenes Klima an, ist grösser als die einheimische Zecke und fällt vor allem durch ihre gestreiften Beine auf.
Wie gefährlich ist sie für uns Menschen?
Die tropische Zecke kann das sogenannte Krim-Kongo-Fieber übertragen. Die Krankheit kommt vor allem in Afrika und Asien und in einzelnen Regionen Europas vor. Da kann ich im Moment aber Entwarnung geben: Die Hyalomma-Zecke ist in unseren Breitengraden zwar angekommen, das Fieber aber nicht.
Ist zu befürchten, dass sich in nächster Zukunft immer mehr exotische Zeckenarten mit immer neuen Viren ausbreiten werden?
Ja, das ist aber eine allgemeine Entwicklung. Durch den globalen Handel und den Klimawandel sind immer mehr exotische Tiere und Pflanzen bei uns heimisch geworden. Dieser Trend macht auch vor Zecken nicht halt.
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