
Dieser Baselbieter baut einen Flughafen in einem indischen Dorf
Laura Pauli
Der Baselbieter Nicolas Schenk unterstützt die Planung und Erbauung des «grünsten und digitalsten Flughafen Indiens». Die Karriere des Tiefbauzeichners begann im Baselbiet.
Der 47-jährige Nicolas Schenk, aufgewachsen in der «grünen Oase» Biel-Benken, soll auf einer ebenso «grünen Wiese» nördlich von Neu-Delhi einen Flughafen bauen, wie das Branchenmagazin Hotel revenue (htr) berichtet. Ein Blick auf Google Street View und ein Ausschnitt aus einem Artikel in der Handelszeitung zeigen aber, dass die «grüne Wiese» doch nicht ganz so grün ist: «Dunstige Luft, die Sonne nur ein milchiger Fleck durch den Smoke, ein paar Steinhäuser im Hintergrund und ab und zu ein Staub bedeckter Lastwagen der vorbeizieht.»
«Niggi», wie er von seinen Freunden genannt wird, sei schon lange bei der Flughafen Zürich AG (FZAG), der Betreiberin des Grossprojekts, angestellt. Jedoch hätte er sich früher nie vorstellen können, dass er eines Tages im Nirgendwo in Indien erfolgreich für Bau, Einkauf, Inbetriebnahme sowie Nachhaltigkeit als Chief Development Officer tätig wäre.
Der Anfang des Erfolges
«Nach der obligatorischen Schule war ich 16 und hatte keinen Bock auf das Gymi oder eine Lehre», deshalb entschied er sich für ein Austauschjahr im US-Bundesstaat Georgia, was ihn das Gefühl gab, die Welt erobern zu können, wodurch er zudem gelernt hat, «sich gegen alle Widerstände zu wehren.»
Schlussendlich entschied er sich trotzdem für eine Lehre als Tiefbauzeichner, da ihn der Beruf faszinierte –»man entwickelt einen Stadtteil und komplettiert ihn mit Verkehr, Entsorgung sowie Wohn- und Arbeitsraum. Damals erahnte ich erstmals, wohin mich mein Berufsweg leiten könnte», wie er gegenüber «htr» sagte. Darauf folgte ein Studium im Jahre 2000 zum Raumplaner an der Fachhochschule Rapperswil. Dieses konnte er sich nur durch ein Stipendium und durch Nebenverdienste als Pizzakurier oder in Callcentern finanzieren.
Durch seine Schweizer Ausbildung ist Schenk auf die Wichtigkeit von Struktur und Methodik speziell in komplexen Prozessen fokussiert. «Ich habe auch gelernt – das ist in Indien überlebenswichtig – dass es für jedes Problem verschiedene Lösungen gibt und wie ein demokratischer Arbeitsprozess dabei helfen kann, eine Konsenslösung zu finden. Ohne Rücksicht auf Personen, Prestige oder Emotionen.»
Der Weg nach Indien
2008 führte es Schenk erstmals nach Indien, nachdem er knapp zwei Jahre als Masterplaner am Flughafen Zürich gearbeitet hatte. Er sollte zwei Jahre in Bangalore bleiben, weil dort die FZAG den Flughafen leitet. Es folgten Veränderungen, beruflich wie auch persönlich.
Unterdessen verheiratet und zweifacher Vater, fand er 2020 wieder zurück nach Indien für die FZAG. Richtig Fuss fand er persönlich aber in der indischen Kultur nie, «ich wurde nicht zum Inder, dafür sind die kulturellen Differenzen zu gross. Richtige Freundschaften im westlichen Verständnis sind hier dementsprechend auch nicht einfach.» Jedoch konnte er sich «im Geschäfts- und Expat-Umfeld sehr gut einrichten.»
Trotz allem – die Beziehung zur Schweiz bleibt stabil – die Feiertage verbringt er laut eigener Aussage jedes Jahr in Zürich und den Bergen.
Was die Zukunft bringen könnte
Heute ist er in der Industriestadt etwa 70 Kilometer südöstlich von Neu-Delhi im Bundesstaat Uttar Pradesh unterwegs. Dort soll mit dem Noida International Airport ein zweiter Flughafen für die Hauptstadtregion entstehen, was hauptsächlich zur Entlastung dienen soll, so die FZAG. Das Ziel ist, so vermittelt es die Geschäftsleitung, «indische Herzlichkeit und Gastfreundschaft mit Schweizer Effizienz zu verbinden».
Ob das gelingen mag, ist noch nicht ganz sicher. Jedoch ist die Aufnahme des vollständigen Flugbetriebs für das zweite Quartal 2025 vorgesehen. Aber etwas steht für den erfolgreichen Baselbieter fest: «Wir wollen unseren Mädchen schliesslich die Gelegenheit bieten, die Oberstufe bis und mit Matura oder Lehre in der Schweiz absolvieren zu können.»
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Freddi1985
Gute ìdea