
Dieser «Soft Space» provoziert Ruhe und das Nichtstun
David Frische
Keine Handys, keine Ablenkung. Nur du und die Stille. In einem «Soft Space» an den Basler Kunsttagen sollen Menschen bewusst Pause machen. Die Initiantinnen setzen damit einen Gegenpol zur Schnelllebigkeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der «Soft Space» an den Basler Kunsttagen lädt Besucher:innen zum bewussten Nichtstun, zur Stille und zur Auseinandersetzung mit sich selbst ein – Handys sind tabu.
- Die Installation soll auch neue Formen des Miteinanders ermöglichen, indem Menschen gemeinsam schweigen, verweilen und ein anderes soziales Erleben ausprobieren.
- Neben der stillen Rauminstallation gibt es Angebote wie Workshops, gemeinsames Handarbeiten oder Puzzle-Spielen, die ebenfalls zur Entspannung und Begegnung beitragen.
«Das Nichts aushalten.»
Im «Soft Space» zählt das Sein. Das Nichtstun. Die Stille. Die Pause.
Was viele im ersten Moment mit Langeweile und Schlafen verbinden, ist für Ada Fischer, Noemi Steinmetz und Lynne Kopp eine wichtige Auseinandersetzung mit sich selbst. Sie kann auch unangenehm sein. Das «Aushalten» dieses «Nichts» sei ein Zustand, der sich einstellen könne, wenn man sich in den Soft Space begebe, so Fischer.
Der Soft Space ist eine Installation im kHaus, wo vom Freitag bis Sonntag die Basler Kunsttage stattfinden.
Gegenpol zur Schnelllebigkeit
Drei Frauen stehen hinter dem Projekt. Es ist eine Art Spin-off des gleichnamigen Soft Space an der Clarastrasse 50. Dieser ist eine Zwischennutzung in der dortigen Liegenschaft unter der Leitung von Ada Fischer. Ein kreativer Raum, in dem Menschen ihre Ideen präsentieren können – auch wenn sie nicht fertig gedacht oder perfekt umgesetzt sind. Auch dort geht es Fischer um einen Gegenpol zur Leistungsgesellschaft, wie die 27-Jährige im Gespräch mit Baseljetzt erklärt.

Und nun der Auftritt an den Kunsttagen mit dem Fokus Ruhe. «Wir als Team des Soft Space haben diese Rauminstallation kreiert, die sich mit dem Thema Pause machen auseinandersetzt», so Fischer. In einer Gesellschaft, in der «immer alles sofort verfügbar ist» und man «permanent erreichbar» ist, finden es Fischer und Steinmetz wichtig, bewusst die Stille zu erfahren. Die Besucher:innen finden im Raum lediglich ein paar Kissen auf einem weichen Boden und Gehörschutz vor. «Man soll sich auch mal wieder langweilen», sagt Steinmetz. «Das haben wir heute ein bisschen verlernt.»
Darüber hinaus soll der Soft Space auch zwischenmenschliche Situationen provozieren. Die Besuchenden sollen die Erfahrung machen, zusammen mit anderen Menschen «einfach sein zu dürfen». Die digitale Gesellschaft habe auch das Miteinander stark verändert, so Fischer und Steinmetz. «Es geht auch darum, wie wir als Gesellschaft aufeinander reagieren, wie wir miteinander interagieren und uns begegnen.» Im Soft Space sollen die Besuchenden nebeneinander die Ruhe verbringen und sich so auf einer anderen Ebene begegnen. Und so auch mal «auszuhalten, nicht miteinander zu reden». Handys sind im Raum nicht erlaubt.
Angebote zur Entspannung
Im Soft Space herrscht aber nicht permanent Stille. Am Freitagnachmittag gab es einen Workshop unter dem Titel «Tales & Textures», ein kulinarisch-literarischer Handarbeitskreis. Die Besucher:innen konnten Lesungen lauschen und parallel dazu nähen, stricken, schreiben oder zeichnen. «Durch gemeinsames Tun schaffen wir Verbindung», erklären die Initiantinnen.
Zudem wird es am Samstag im Foyer vor dem Soft Space einen Tisch geben, an dem Kleidungsstücke geflickt werden. Momentan liegt dort ein Puzzle auf. Auch das soll zur Entspannung anregen. Genauso wie Bücher, die sich mit dem Thema Pause auseinandersetzen.
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pserratore
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René Nussbaum
Gute Idee.
Nur sollten wir doch endlich auch mal hinschauen,
warum alle so ohne Handy nicht mehr Leben können.
Das Digitale bringt so viele Vorteile und Positives.
Nur müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr von uns selbst entfernen.
Das Handy dient für viele dazu, dass man Dinge im Leben so ausblenden kann, anstatt sie zu leben.
Es ist nicht nur die Sucht wo es zu durchschauen gilt,
sondern, dass überfordert sein von dieser jetzigen Welt
und vor allem mit sich selbst.
Das Problem ist, dass man nicht ewig davon laufen kann von sich selbst
und sich ständig ablenken muss.
Wir müssen lernen, mit dem eigenen Leben irgendwie zurechtkommen.
Diese Erkenntnis ist sehr, sehr schmerzhaft, aber unausweichlich.