Doch keine Männerkrankheit? Frauen schieben Arztbesuche eher auf
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Studie
Schweiz

Doch keine Männerkrankheit? Frauen schieben Arztbesuche eher auf

19.06.2023 16:00 - update 19.06.2023 16:56

Baseljetzt

Eine neue Studie zeigt: Männer gehen in der Schweiz schneller zum Arzt als Frauen. Frauen hingegen greifen schneller zu Medikamenten wie Schmerzmitteln.

Während 41 Prozent der Frauen einen Arztbesuch so lange wie möglich vermeiden, sind es bei den Männern nur 31 Prozent. Dies geht aus der von der Krankenversicherung Sanitas finanzierten «Health Forecast»-Studie hervor. An der Befragung nahmen rund 2000 Personen zwischen 18 und 74 Jahren aus allen Landesteilen teil.

Frauen greifen demnach dafür deutlich öfter zu Schmerzmitteln. 58 Prozent der Frauen nehmen bei Schmerzen nicht-opioide Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin, bei den Männern sind es nur 42 Prozent.

Schmerzempfindliche Männer?

Die Mehrheit der Befragten (57 Prozent) war ausserdem überzeugt: Männer sind schmerzempfindlicher als Frauen. Die Studienergebnisse des «Health Forecast» flossen ein in das am Dienstag erscheinende 400-Seiten starke Buch mit dem Titel «Health Forecast – Das ist deine Energie».

Claudia Witt, Schmerspezialistin an der Universität Zürich, äussert sich in einem Interview im Buch überrascht über diese Ergebnisse. Laut der Medizinforscherin weisen Schmerzexperinmente auf das Gegenteil hin.

«Bei gleich starken Schmerzreizen spüren die Frauen diese stärker als Männer», sagte Witt. Die Gründe dafür seien nicht ganz geklärt, die Schmerzrezeptoren von Frauen scheinen aber empfindlicher zu sein als die der Männer. Auch die Geschlechtshormone hätten einen Einfluss auf das Empfinden von Schmerz.

Rückenschmerzen weit verbreitet

Der Rücken ist dabei die Achillesverse der Schweiz: Mehr als vier von zehn Schweizerinnen und Schweizern klagen über Rückenschmerzen. Kein anderes Leiden wurde in der Befragung so oft genannt. Besonders betroffen sind dabei Personen aus der der Alpenregion und dem Juraborgen, der Genfersee- und der Alpenregion.

Auch sonst gibt es, wie die Daten zeigen, regionale Unterschiede bei den Schmerzen. In höher gelegenen Bergregionen klagt die Bevölkerung demnach häufiger über Kopfschmerzen als im Unterland, Bern ist die Migräne-Hochburg der Schweiz und im Kanton Zürich empfinden mehr Menschen seelischen Schmerz als in jeder anderen Region.

Begrüssungsküsschen unerwünscht

Ausserdem zeigen sich in der Befragung Auswirkungen der Corona-Pandemie. Sechs von zehn Befragten gaben an, heute weniger Berührungen zu erfahren, als vor drei Jahren. Die Mehrheit der Befragten glaubt zudem, dass sich die Menschen hierzulande in Zukunft noch weniger berühren werden.

Für viele scheint das aber auch in Ordnung zu sein. 55 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gaben in der Befragung an, dass sie sich zwar gerne von Freunden und Familienmitgliedern berühren lassen, aber bei Personen, die sie nicht gut kennen, bewusst auf Distanz gehen und zum Beispiel auf und oft auch auf Händeschütteln verzichten. Lediglich ein Drittel der Befragten würde sich wünschen, dass sich Menschen allgemein wieder näherkommen und sich häufiger berühren. (sda/lab)

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