
«Dort, wo das Haus unserer Nachbarn sein sollte, war nur noch Geröll»
Johanna Samland
Bei dem Bergsturz im Lötschental wurde nicht nur Blatten unter den Erdmassen begraben. Auch einzelne Häuser in anderen Ortschaften waren betroffen. Das Ferienhaus eines Baslers wurde nur ganz knapp verschont.
Baseljetzt: Wann waren Sie zuletzt bei Ihrem Ferienhaus?
Lucius Müller: Wir waren zuletzt zwischen Weihnachten und Neujahr dort. Eigentlich wollten wir über Auffahrt dorthin fahren, als wir aber erfahren haben, dass in der Region ein Bergsturz droht, haben wir uns dagegen entschieden.
Wie haben Sie die Situation von hier aus erlebt?
Wir haben uns im Vorfeld keine Sorgen gemacht. Im Nachhinein natürlich völlig falsch. Niemand konnte sich wirklich vorstellen, dass so etwas passieren würde, auch die Behörden nicht. Wir dachten, dass wir in der Höhe – Weissenried liegt 200 Meter über Blatten – sicher wären. Am Mittwochnachmittag, als es den grossen Abbruch gab, waren wir in der Gegend von Basel unterwegs. Wir konnten uns erst abends informieren. Auf Bildern habe ich gesehen, wie knapp es war. Ich habe mir Bilder angeschaut und plötzlich hatte ich den Eindruck, dass dort ein Haus fehlt und dieses Gefühl hat sich dann auch bestätigt. Dort wo das Haus unserer Nachbarn, einer Familie aus Basel und Zürich, sein sollte, war nur noch Geröll.
Haben Sie Kontakt mit anderen Familien aus Basel, die in der Gegend Ferienhäuser haben?
Ja, wir sind fünf Familien aus Basel, die dort Ferienhäuser haben. Eine von diesen Familien sind meine Nachbarn, deren Haus verschüttet wurde. Wir haben uns gestern Abend getroffen und zusammen zu Abend gegessen, weil wir das Gefühl hatten, über die Situation sprechen zu müssen.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich denke nicht darüber nach, mir ein Ferienhaus woanders zu suchen. Blatten war unser Nachbardorf, wo wir immer einkaufen waren. Ich kenne auch Leute von dort. Im Moment gibt es in Weissenried kein fliessend Wasser, keinen Strom und kein Abwasser. Ich denke, das Wasser und der Strom sind nicht so ein Problem, aber die kaputten Abwasserleitungen könnten problematisch sein. Weil die Strasse blockiert ist, ist das Dorf im Moment nur zu Fuss erreichbar. Das dauert ungefähr eine Dreiviertelstunde. Ich möchte aber unbedingt hingehen, um zu sehen, in welchem Zustand sich mein Haus befindet. Ich weiss, dass bei einigen Häusern durch den Druck die Dächer beschädigt wurden. Ich weiss nicht, wann ich wieder unter normalen Umständen nach Weissenried fahren kann.
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