Degen: «erschüttert über das Ausmass der Gewalt» – Runder Tisch mit Liga, Polizei und Verein
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Ausschreitungen
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Degen: «erschüttert über das Ausmass der Gewalt» – Runder Tisch mit Liga, Polizei und Verein

05.04.2023 05:33 - update 06.04.2023 11:05
Lea Meister

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Nach dem Cup-Halbfinal FCB-YB sind vier Mitarbeitende einer Sicherheitsfirma durch gewaltbereite Vermummte verletzt worden. Der FCB, der Kanton und die Super League beraten mögliche Massnahmen.

Nach dem Fussballspiel hatten sich rund hundert vermummte Gewaltbereite vor dem Stadion versammelt, wie die Kantonspolizei Basel-Stadt in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Eine kleinere Gruppe passte die Mitarbeitenden der Sicherheitsfirma Protectas ab und griff sie an.

Einige konnten fliehen, vier der Mitarbeitenden wurden jedoch mit verschiedensten Gegenständen attackiert. Drei der Angegriffenen mussten schwerverletzt ins Spital gebracht werden, eine Person erlitt laut der Polizei mittelschwere Verletzungen. Um die Angegriffenen zu schützen und zu bergen, griff die Polizei zu Zwangsmitteln. Auch die Pantex AG hat Verletzte zu beklagen, wie sie auf Anfrage von Baseljetzt bestätigt: «Wir bestätigen, dass zwei unserer Mitarbeiterinnen leicht verletzt worden sind. Sie wurden ambulant verarztet und intern betreut.»

Zwei Schweizer im Alter von 35 und 32 Jahren wurden festgenommen. Gegen sie wurde ein Verfahren wegen Verdachts unter anderem auf Landfriedensbruch, Angriff und Körperverletzung eröffnet, wie Martin Schütz von der Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigt. Die Staatsanwaltschaft hat beim Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft beantragt.

Stimmung bereits vor dem Anpfiff angeheizt

Die Stimmung war laut Mitteilung bereits vor dem Spiel aufgeheizt. Personen beider Fanlager zündeten Pyros, woraufhin das Sicherheitspersonal eine Person kontrollierte. Dabei wehrte sich die kontrollierte Person zusammen mit anderen aus dem Umfeld so heftig, dass Pfefferspray eingesetzt wurde. Dies bestätigen auch verschiedenste Einträge im FCB-Forum.

Die BaZ schreibt, es sei in diesem Zusammenhang zu einer Drohung der Ultras gekommen: Die festgehaltene Person müsse freigelassen werden, ansonsten werde es zu Ausschreitungen kommen. Nach einer kurzen Beratung sei die Polizei darauf eingegangen, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.

Wie Augenzeugen berichten, soll es anschliessend aber dennoch zu Verwüstungen der Toilettenanlagen und der Sperrung einiger WCs gekommen sein. Nach dem Abpfiff soll dann eine Gruppe Vermummter bei der Birs unter der Brücke gezielt auf Mitarbeitende der Sicherheitsfirma losgegangen sein und drei davon schwer verletzt haben.

Neue Form von Gewalt

Stefan Schmitt, Mediensprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt, war vor Ort im Einsatz am Dienstagabend in der Brüglinger Ebene. Er sagt gegenüber Baseljetzt: «Eine solche Form von Gewalt haben wir bisher im Rahmen von FCB-Spielen nicht gekannt.» Die Scharmützel hätten auf der Plattform begonnen, danach habe die Polizei mitbekommen, dass unter der Zugbrücke über die Birs Stadion-Sicherheitspersonal angegangen werde.

Die Polizei sei diesem dann zur Hilfe geeilt. «Es ist dann zum Einsatz von Gummischrot gekommen», sagt Schmitt. «Im Auftrag der Staatsanwaltschaft haben wir zwei Leute festnehmen können.» 

Der FCB verurteilt den Vorfall

Der FC Basel äussert sich noch über Mittag auf den Sozialen Medien zum Vorfall: «Der FC Basel ist erschüttert über das Ausmass des gestrigen Ausschreitungen nach dem Spiel und verurteilt diese aufs Schärfste.» Den Tumulten sei ein «unverhältnismässiger» Einsatz des externen Ordnungsdienstes gegen einen FCB-Fan kurz vor Anpfiff vorausgegangen, was eine solche Eskalationsstufe natürlich nicht rechtfertige.

Die Vorfälle werde man aufarbeiten. Der Club führe dafür entsprechende Gespräche und intensiviere den Dialog mit allen Beteiligten, um solche Szenen künftig besser verhindern zu können.

FCB-Präsident David Degen wird im Statement wie folgt zitiert: «Der FCB kann und will jegliche Art von Gewalt nicht hinnehmen und tolerieren. Die Vorfälle nach dem gestrigen Spiel stehen im kompletten Kontrast zur wunderbaren Atmosphäre im Stadion während dem Match. Ich verurteile die Vorkommnisse aufs Schärfste und wir als Club werden unser Bestmögliches dazu beitragen, dass die fehlbaren Personen zur Rechenschaft gezogen werden können.»

«Basler Weg» gerät ins Wanken

Den Verletzten wünscht der Verein eine schnelle und gute Genesung. Im FCB-Forum sind die Meinungen über das Vereins-Statement gespalten. Während einige begrüssen, dass der «unverhältnismässige» Einsatz erwähnt wurde, halten andere genau dies für einen Fehler und eine Verharmlosung der Situation.

Die schwersten Ausschreitungen seit sieben Jahren bringen den «Basler Weg» unweigerlich ins Wanken. Themen wie personalisierte Tickets werden wieder an die Oberfläche gelangen – nur wenige Wochen, nachdem die Idee für den Moment wieder verworfen worden war.

Runder Tisch am Mittwoch

Personalisierte Tickets sollen erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn andere Massnahmen wie Videoüberwachung, Deeskalationsmassnahmen und die Verkleinerung von Gästesektoren nicht greifen. Ein Entscheid, der Fans in die Mitverantwortung nimmt. Diese muss nun übernommen werden, wenn Zutrittskontrollen mittels Identifikation noch verhindert werden sollen.

Der FC Basel, das Justiz- und Sicherheitsdepartement, Vertreter der Super League und der Kantonspolizei Basel-Stadt haben sich am Mittwoch an einen Runden Tisch gesetzt und mögliche Sanktionen besprochen. Regierungsrätin Stephanie Eymann sagt gegenüber Baseljetzt: «Wir müssen alle nochmals darüber schlafen und für den Moment in unseren jeweiligen Bereichen kommunizieren, bis wir dann zeitnah darüber informieren können, wie es weitergeht.»

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Kommentare

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06.04.2023 07:06

Tschuegge

Wie lange wollt ihr hier noch die Augen schliessen. Braucht es erst Tote. bis die personalisierten Tickets kommen?

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05.04.2023 18:30

Nestor1

Die untauglichen Behörden und sonstigen Zuständigen: Ausser Bla bla seit Jahrzehnten wird NICHTS zustandebracht! Überflüssiges Affentheater statt endlich richtiges Handeln. Passt halt schon zum kriminellen Basel.

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