Drohnen retten Rehkitze auf dem Dorneckberg
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Ehrenamtlich
Region

Drohnen retten Rehkitze auf dem Dorneckberg

24.04.2023 05:00 - update 25.04.2023 12:03

Lars Franzelli

Jedes Jahr sterben in der Schweiz rund 3’000 Rehkitze, weil sie von Mähmaschinen erfasst werden. Die Rehkitzrettung Dorneckberg versucht das mit Drohnenflügen zu verhindern. Die Nachfrage steigt.

Der Frühling steht in den Startlöchern. Für Landwirt Roger Gröger aus Gempen bedeutet das, dass er bald seine Felder mäht. Dabei muss er immer das Risiko in Kauf nehmen, mit seiner Maschine ein frisch geborenes Rehkitz zu überfahren.

Drohnen retten Rehkitze auf dem Dorneckberg
Die meisten Rehkitze kommen als Zwillinge auf die Welt.Symbolbild: Keystone

Von Auge sind die kleinen Rehkitze nämlich kaum zu erkennen. In den ersten Wochen liegen sie regungslos und geduckt im Gras. Pro Jahr sterben laut Rehkitzrettung Schweiz rund 3’000 Rehkitze, weil sie auf der Wiese von der Mähmaschine erfasst werden.

Drohnen lösen altes System ab

Um dies zu verhindern, hat Gröger die Felder bisher mit weissen Fahnen «verblendet». Die Rehmütter wittern Gefahr und holen ihre Kitze aus dem Gras. Dieses System ist aber nicht perfekt: «Leider funktioniert das bei den ganz Kleinen manchmal noch nicht.» Lange sei er schon unzufrieden damit gewesen, so Gröger. Deshalb holt er sich seit diesem Jahr Hilfe von der Rehkitzrettung Dorneckberg.

Drohnen retten Rehkitze auf dem Dorneckberg
Von Auge sind die kleinen Rehkitze kaum zu erkennen, erklärt Landwirt Roger Gröger. Bild: Baseljetzt

Der gemeinnützige Verein wurde im letzten Jahr gegründet und unterstützt bereits zahlreiche Landwirte in der Region. Der Verein bietet der Landwirtschaft Suchflüge mit Drohnen an. Auf den Wärmebildkameras können frischgeborene Rehkitze entdeckt werden. Das vorprogrammierte Feld wird am Morgen vor dem Mähen abgeflogen. Dank dem geschulten Auge der Pilot:innen können die Rehkitze so gerettet werden.

«Drohnen sind gar nicht meins»

Zu den Vereinsmitgliedern gehört auch Rhea Sieber. Die Aescherin hat eigentlich nichts mit Drohnen am Hut: «Drohnen sind gar nichts meins. Ich fand sie nie sympathisch – finde das aber ein tolles Einsatzgebiet». Bei einem Infoanlass ist Sieber darauf aufmerksam geworden, dass es in der Region nicht genügend Drohnenpilot:innen gibt. Deshalb habe sie sich zum Mitmachen entschlossen.

Drohnen retten Rehkitze auf dem Dorneckberg
Rhea Sieber hatte bis zu ihrem Engagement nichts mit Drohnen am Hut. Bild: Baseljetzt

Nach einer Ausbildung inklusive Drohnenprüfung ist sie in diesem Frühling nun auf der Suche nach Rehkitzen. Dank Unterstützung kostete die Ausbildung lediglich 200 Franken – darin enthalten der Mitgliederbeitrag von Rehkitzrettung Schweiz. Sieber engagiert sich ehrenamtlich, einzig Spesen würden entschädigt: «Es ist uns sehr wichtig, dass wir das unentgeltlich machen.» Die Landwirte könnten das Angebot dann gratis in Anspruch nehmen.

Verein schafft neue Wärmebildkamera an

Aktuell sammelt der Verein Spenden. Mit diesen soll eine bereits privat vorfinanzierte Wärmebildkamera in Vereinsbesitz übernommen werden. Diese kann von den freiwilligen Pilot:innen genutzt werden. «Diese Ausrüstung kostet für die Suche für einen Pilot etwa 8’000 bis 10’000 Franken», erklärt der Vize-Präsident von Rehkitzrettung Dorneckberg, Hanspeter Rutschmann.

Das erste Spendenziel wurde erreicht. Weitere Spenden würden in weitere Ausrüstung oder in Weiterbildungen investiert.

Drohnen retten Rehkitze auf dem Dorneckberg
Rhea Sieber und Hanspeter Rutschmann richten die Drohne ein. Bild: Baseljetzt

Nicht nur an der Ausrüstung, sondern auch an Pilot:innen mangelt es noch: «Effektiv steigt die Anzahl Piloten zwar – aber die Nachfrage in der Landwirtschaft steigt noch steiler an», sagt Rutschmann. Man sei immer froh, wenn sich Pilot:innen beim Verein melden.

Für die Rehkitzrettung Dorneckberg beginnt bald die strenge Phase. Darauf freut sich Rutschmann: «Es ist ein sinnvoller Einsatz für die Natur.» Er freut sich aber auch darauf, Zeit draussen zu verbringen: «Für mich als Informatiker ist es eine Gelegenheit, früh aus den Federn zu kommen und auch einmal einen schönen Sonnenaufgang zu sehen.»

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