
Düstere Comicwelten von Thomas Ott im Cartoonmuseum
Baseljetzt
Der Comic-Künstler Thomas Ott kratzt im wahrsten Sinne an der Oberfläche des Alltags und stösst dabei in düster-makabere Tiefen vor. Das Cartoonmuseum Basel präsentiert ab Samstag eine Retrospektive.
Eine Bildserie zeigt die letzten Momente eines Autofahrers, der sein Fahrzeug nachts über die Leitplanke hinaus in den wohl tödlichen Abgrund hinaus lenkt. Auf einer weiteren Zeichnung wird man mit einem Tatort eines offensichtlichen Mordes konfrontiert. Oder man sieht einen kleinen Schuljungen, der sich auf dem Weg in eine unheimlich-düstere Schlucht befindet.
Der Zürcher Thomas Ott ist kein Wohlfühl-Zeichner, kein Illustrator des feinen Humors. Seine durchwegs in Schwarzweiss gehaltenen sarkastischen Werke, die textlosen Graphic Novels führen in die Abgründe des menschlichen Daseins, in makabre Albtraumwelten, die den Schrecken, wenn er nicht explizit dargestellt ist, so doch unwiderlegbar erahnen lassen.
Die Themen des 1966 in Zürich geborenen und in Basel lebenden Künstlers sind der Tod, Schwarz und Weiss, das Schicksal, Pech, Irrwege, Sackgassen und der Untergang, wie er in einem Zeitungsinterview einmal sagte. Seine Inspirationsquellen sind unter anderem B-Movies, der Film Noir und die legendären «Shock SuspenStories» der amerikanischen EC Comics aus den 1940er- und 1950er-Jahren.
Mit seinen Graphic Novels, seinen Zeichnungen für diverse Zeitungen und Zeitschriften und seinen Arbeiten für renommierte Auftraggeber, wie die Collection Louis Vuitton in Paris, ist Ott international als Ausnahmekünstler bekannt geworden.
Ott kratzt seine Bilder heraus
Speziell an Otts Werk sind nicht nur die Inhalte, sondern auch die Technik des Schabkartons. Die Zeichnungen werden mit einem Cutter oder einem Skalpell als Zeichenstift aus dem Dunkel eines mit schwarzer Tusche bedeckten Kartons geritzt. Das betont auch technisch das Düstere seines Werks.
Das Cartoonmuseum Basel präsentiert nun die laut Museumsangaben erste grosse Retrospektive des mehrfach ausgezeichneten Künstlers. Gezeigt werden rund 250 Originalwerke – darunter bislang unveröffentlichte Leihgaben aus Privatsammlungen – sowie Filme und eine begehbare Rauminstallation. Die Ausstellung ist bis 22. Juni zu sehen. (sda/lef)
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Sonnenliebe
Ein originelles Museum, das ich bald besuchen werde.
Thomy
Klein aber witzig