Ehemaliger Diplomat zu den Verhandlungschancen: «Ich bin leider ziemlich skeptisch»
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US-Zölle
Wirtschaft

Ehemaliger Diplomat zu den Verhandlungschancen: «Ich bin leider ziemlich skeptisch»

07.08.2025 06:52 - update 07.08.2025 09:50
Shahed Staub

Shahed Staub

Paul Seger ist ehemaliger Spitzendiplomat. Im Interview mit Baseljetzt ordnet er die Chancen der USA-Reise von Keller-Sutter und Parmelin ein – und sieht nur wenig Grund für Optimismus.

Baseljetzt: Paul Seger, für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass dieser Staatsbesuch erfolgreich ist und es zu einer Kehrtwende kommt?

Paul Seger: Ich bin, was das angeht, leider ziemlich skeptisch. Wir alle hoffen natürlich, dass es weniger als 39 Prozent sein werden, aber es ist eine sehr schwierige Situation. Der amerikanische Handelsbeauftragte hat vor Kurzem gesagt, dass die jetzt beschlossenen Zölle gelten. Ich bin da sehr vorsichtig.

Gibt es diplomatische Tricks, die man während der Ausbildung lernt, die man jetzt anwenden könnte?

Ich denke, kurzfristig wird das sehr schwierig werden. Wir können nur auf Trumps Sprunghaftigkeit hoffen, für die er bekannt ist. Wir können hoffen, dass er in das andere Extrem verfällt und spontan die 39 Prozent wieder zurücknimmt und es einen geringeren Zollsatz gibt.

Es ist nicht die erste Verhandlungsrunde. Es gab schon früher Verhandlungen. Karin Keller-Sutter hat schon mit Donald Trump telefoniert. Sehen Sie Fehler, die dazu geführt haben, dass wir jetzt an diesem Punkt stehen?

Von aussen sehe ich keine Fehler. Es gab eine Absichtserklärung der Schweiz und der USA, die seit Anfang Juli unter Dach und Fach ist. Trump scheint das Ergebnis der Absichtserklärung nicht zu billigen. Das ist das Problem. Man kann momentan nicht mit den USA verhandeln, wenn man nicht weiss, ob das Verhandlungsergebnis am Schluss gilt.

Wie kann man Donald Trump, er ist nicht der Einzige, der so reagiert, überzeugen? Worauf hört er?

Aus meiner Sicht hört er auf zwei Dinge. Das eine ist seine Eitelkeit. Man müsste ihm schmeicheln. Darin sind wir Schweizer nicht besonders gut, und das finde ich auch gut so. Das andere ist Macht. Es ist kein Zufall, dass die viel mächtigere Europäische Union mit «nur» 15 Prozent belegt wurde, und wir 39 Prozent bekommen haben. Wenn wir in der EU wären, wären wir momentan besser dran.

Würden Sie sagen, dass der einzige Weg in dieser Lage ist, dass sich die Schweiz der EU annähert?

Aus meiner Sicht ist eindeutig, wo unsere Interessen und unsere Freunde sind. Das ist auf jeden Fall auf dem europäischen Kontinent. Deshalb wäre es wichtig, die bilateralen Gespräche unter Dach und Fach zu bringen. Das sorgt für die Stabilität und die Berechenbarkeit, die wir mit Ländern wie den USA momentan nicht haben.

Das Interview wurde von Nicolas Bieri geführt.

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Kommentare

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07.08.2025 09:39

Hoschi

Die Bilateralen sind unumgänglich, die EU ist und muss der Partner der Schweiz bleiben, die USA lieber hintenanstellen.

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07.08.2025 09:33

Borki74

auch wenn die Lage nicht bequem ist bin ich der Meinung, die Schweiz darf sich weder den Amis noch der EU verkaufen

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